Neuer Pinakotheken-Chef Maaz:Erweiterungsbau der Pinakothek der Moderne

In der Gemäldegalerie Alte Meister stand 2012 der 500. Geburtstag der berühmtesten Persönlichkeit des Hauses, der "Sixtinischen Madonna" von Raffael, an. Das Museum leitete das populäre Ereignis mit der Ausstellung "Himmlischer Glanz. Raffael, Dürer und Grünewald malen die Madonna" erfolgreich ein. Die Jubiläumsschau selber konzentrierte sich dann ganz auf die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der "Sixtinischen Madonna": Sie wurde bei dieser Gelegenheit erstmals ins Erdgeschoss heruntergeholt und dort in einem eigens geschnitzten Rahmen, wie er bei Altarbildern der Renaissance üblich war, gezeigt.

Aber auch für die Hauptaufgabe, die bei den Alten Meistern zu bewältigen war, für die Sanierung der von Gottfried Semper errichteten, nach dem Krieg mit teilweise ungeeigneten Materialien wieder aufgebauten Gemäldegalerie am Zwinger, schien Bernhard Maaz, der die Restaurierung der Nationalgalerie in Berlin geleitet hatte, der richtige Mann zu sein. Man entschloss sich, wie später auch bei der Alten Pinakothek, zuerst den einen Flügel und dann den anderen zu sanieren. Während der Baujahre sollte eine möglichst repräsentative Auswahl an Hauptwerken im jeweils nicht bebauten Flügel gezeigt werden. Vom nicht ausgestellten Rest profitieren andere Ausstellungsinstitute, wie derzeit die Hypo-Kunsthalle in München.

Pfusch in München als Problem

Bei der Neupositionierung der Alten Meister auf der Hälfte des Raums sind die Bestände so geschickt ausgedünnt, konzentriert, ja an einigen Stellen sogar durch bislang Nichtgezeigtes thematisch ergänzt worden, dass man die Einschränkung fast als Bereicherung empfindet. Die Bestände verlieren an Vielfalt, verdichten sich aber im gleichen Maß und führen so beispielhaft vor, wie Museen bei Zwangsschließungen ganzer Abteilungen ihre Attraktivität und ihren Anspruch bewahren können.

Auch in München musste das Museum der Alten Meister, die Pinakothek, für Jahre partiell geschlossen werden. Doch während in Dresden vorwiegend Material- mängel aus den Wiederaufbaujahren eine Sanierung erzwingen, ist es in München der Pfusch, den die von den staatlichen Behörden bei Kulturbauten so gerne beauftragten Billigfirmen bei der letzten Totalsanierung 1994 - das Haus war vier Jahre lang geschlossen - hinterlassen haben.

Steuerzahler muss Resanierung bezahlen

Die damals in Klenzes Oberlichter eingebauten Verschattungsanlagen haben nie richtig funktioniert, blieben immer geschlossen; alle Räume werden seither künstlich belichtet. Die Museumsleitung und die verantwortlichen Behörden haben diese Skandal-Sanierung, die einer Zerstörung gleichkam, jahrelang vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Aber auch die Glasscheiben, die damals im Obergeschoss in die Fenster der Südgalerie eingebaut worden sind, müssen jetzt allesamt ersetzt werden, weil der von einer Billigfirma angebotene glasinterne UV-Schutz schon nach wenigen Wochen wie altes Öl in den Scheiben heruntergelaufen und hängengeblieben ist.

Als man die Schwindelfirma damals belangen wollte, hat sie sich flink in den Konkurs gerettet. Jetzt muss der Steuerzahler die Resanierung der damals geleisteten teuren Kaputtsanierung bezahlen. Und viele der wichtigsten Bilder bleiben für Jahre weggesperrt. Alle Betroffenen tun aber so, als sei dieses herbeigesparte Unglück gottgegeben.

Maaz muss verhärtete Fronten auflösen

Auf Bernhard Maaz warten in München also sehr spezielle Verhältnisse. Wenn es beim dritten Anlauf nach dem Krieg endlich gelingen sollte, die Oberlichter von Klenze wiederherzustellen, wartet gegenüber die Neue Pinakothek auf ihre erste fällige Generalsanierung. Die Pinakothek der Moderne ist aber schon bei ihrer Errichtung von den staatlichen Behörden so sträflich kurz gehalten worden, dass Bauschäden nicht zu vermeiden waren. Der völlig überflüssige Riegel für die Sammlung Brandhorst aber ist so fett alimentiert worden, dass er eigentlich das Zehnfache dessen enthalten müsste, was er zu bieten hat.

Mit Sonderausstellungen versuchen die Staatsgemäldesammlungen, dem Bau etwas Leben einzuhauchen. Doch all diese Anstrengungen machen das Fehlen des Erweiterungsbaus der Pinakothek der Moderne, also jenes Hauses, in dem die Graphische Sammlung sich ausbreiten und die staatlichen Museen endlich große Sonderausstellungen zeigen könnten, umso schmerzhafter deutlich. Wenn es Bernhard Maaz gelingen würde, an dieser Stelle die verhärteten Fronten aufzulösen, würde er für die bayerische Museumslandschaft Bedeutendes leisten.

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