Süddeutsche Zeitung

Neuer Pfarrer für Frauenkirche:Im Zentrum des Glaubens

Hans-Georg Platschek übernimmt Sankt Peter und die Frauenkirche. Der 54-jährige Pfälzer verantwortet damit die zwei ältesten Münchner Pfarreien - doch die Zahl der Gläubigen ist überschaubar.

Von Jakob Wetzel

Es sind die beiden Ursprungspfarreien Münchens, und künftig werden sie gemeinsam betreut: Am 1. September wird Hans-Georg Platschek neuer Stadtpfarrer im Alten Peter. Zugleich übernimmt er als Administrator die Pfarrstelle an der Frauenkirche - und zwar nicht nur provisorisch, sondern dauerhaft. Das teilte das Erzbischöfliche Ordinariat am Montag mit.

Platschek, der derzeit als Stadtpfarrer in Sankt Kastulus in Moosburg arbeitet und dort den Pfarrverband Moosburg-Pfrombach leitet, wird damit für den Großteil der Münchner Altstadt zuständig sein. Die zentralen Kirchen würden damit noch stärker zusammenwirken, erklärte Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg. Die beiden Pfarreien auch formell zu einem Pfarrverband zusammenzuschließen, ist aber nicht geplant.

Platscheks Wechsel erfolgt turnusgemäß; beide Pfarreien wären in wenigen Monaten ohnehin vakant geworden. Der bisherige Stadtpfarrer in Sankt Peter, Herbert Jung, geht am 1. September in den Ruhestand. Wolfgang Huber hingegen, Platscheks Vorgänger in der Frauenkirche, wird am 1. Mai Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks "Missio", des früheren "Ludwig Missionsvereins", in München. Danach wird bis zu Platscheks Dienstantritt Domkapitular Lorenz Kastenhofer die Dompfarrei leiten.

Der 54-jährige Platschek stammt aus Kusel in der Pfalz. 1986 wurde er in Freising zum Priester geweiht, er arbeitete als Kaplan in Fürstenfeldbruck und als Militärseelsorger, unter anderem im Auslandseinsatz in Bosnien-Herzegowina. 2001 wurde er Stadtpfarrer in Sankt Kastulus in Moosburg.

Wichtig, aber klein

Mit dem Alten Peter und der Frauenkirche übernimmt er nun den historischen Kern Münchens: Die Pfarrei Sankt Peter ist die älteste der Stadt, bis 1271 war sie die einzige. Dann wurde München entlang der heutigen Kaufingerstraße und Neuhauser Straße in eine Nord- und eine Südpfarrei geteilt. Sitz der nördlichen Hälfte wurde die Marienkirche, der Vorgängerbau der heutigen Frauenkirche. Heute reicht die Pfarrei Sankt Peter vom Marienplatz bis zum Alten Südfriedhof. Das Pfarrgebiet der Frauenkirche erstreckt sich vom Stachus bis zum Hofgarten und umfasst auch berühmte Ordenskirchen wie die Jesuitenkirche Sankt Michael oder die Theatinerkirche, an der heute Dominikaner wirken.

Doch trotz ihrer Bedeutung für die Stadt sind beide Pfarreien vergleichsweise klein. Zwar sind ihre Kirchen Anlaufstellen für viele Gläubige aus dem ganzen Stadtgebiet und aus dem Umland. Doch bei der Pfarrgemeinderatswahl im Februar zählte das Erzbischöfliche Ordinariat lediglich 381 katholische Einwohner in der Dompfarrei, sie ist eine der kleinsten Pfarreien im Erzbistum München und Freising. In der Pfarrei Sankt Peter lebten zumindest 2666 Katholiken. Zum Vergleich: In großen Pfarreien wie Sankt Michael in Berg am Laim oder Sankt Martin in Moosach wohnen den Zahlen des Ordinariats zufolge jeweils fast 10 000 Katholiken. Hinzu kommt, dass in den Ordenskirchen und in der Frauenkirche ohnehin viele weitere Seelsorger tätig sind. Auch deshalb sollen die beiden Pfarreien in Personalunion geführt werden.

Neubesetzungen im Münchner Süden

Platschek hat bereits Erfahrung darin, mehrere Pfarreien zu koordinieren. Seit 2010 werden im Münchner Erzbistum zunehmend Einzelpfarreien zu Verbänden zusammengelegt, auch im Dekanat Moosburg. So ist Platschek nicht nur Moosburger Stadtpfarrer und Leiter des Pfarrverbands. Seit Dezember 2013 leitet er übergangsweise auch die Pfarrverbände Langenbach-Oberhummel und Nandlstadt. Insgesamt ist er derzeit für sechs Pfarreien und eine Kuratie mit zusammen 20 Pfarr- und Filialkirchen zuständig.

Neben der Berufung Platscheks gab das Ordinariat auch Neubesetzungen im Münchner Süden bekannt. Den Pfarrverband Mittersendling übernimmt jetzt auch offiziell der 51-jährige Detlef Kahl, der den Verband bisher übergangsweise geleitet hatte. Den Pfarrverband von Solln übernimmt Marek Baginski, 55. Er arbeitet bisher als Pfarrer von Gernlinden-St. Bruder Konrad und leitete den Pfarrverband Olching-Esting.

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SZ vom 01.04.2014/wolf
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