Neues Marstall-Zelt:Zwischen Kitsch, Stil und Skihütte

Drei-Gänge-Menüs statt Hendl, Champagner statt Bier: Der Marstall von Siegfried Able hat schon vor der Wiesn für Diskussionen gesorgt. Doch wie ist es wirklich im neuen Zelt? Wir haben erste Eindrücke gesammelt.

Von Stephan Handel und Anne Hemmes

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Marstall-Zelt

Quelle: Florian Peljak

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Das dürfte einer der begehrtesten Plätze auf dem Oktoberfest werden: Wer im neuen "Marstall" oben auf der Galerie sitzt, vielleicht nicht ganz an der Stirnseite, sondern ein bisschen zur Zeltmitte hin, der hat durch die beiden riesigen Herzerlfenster in der Front einen wahrlich atemberaubenden Blick auf die Pauls-Kirche, die gerade so tut, als sei das hier nicht die Theresienwiese, sondern Paris und Nôtre Dame.

Marstall-Zelt

Quelle: Florian Peljak

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Für dieses Detail kann Siegfried Able natürlich nichts. Einiges andere im Marstall zeigt jedoch, dass der neueste Wiesnwirt sich durchaus Gedanken gemacht hat, wie er das Hippodrom des geschassten Steuersünders Sepp Krätz ersetzen kann - und dass diese Gedanken weit über das Kalkül hinausgegangen sind, wie er in kürzester Zeit möglichst viel Bier verkaufen könnte.

Marstall-Zelt

Quelle: F. Peljak

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Ob es tatsächlich praktikabel ist, alle Tische mit Tischdecken zu überziehen, wird sich erst noch zeigen. Aber auf jeden Fall trägt das seinen Teil dazu bei, die Atmosphäre heimelig zu machen, weit weg vom Bierhallen-Charakter.

Essen Marstall

Quelle: Anne Hemmes

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Das gilt auch für die Vorrichtungen, auf denen die Brotzeit-Brettl auf den Tischen platziert werden: Alle anderen Wirte begnügen sich dafür mit umgedrehten Masskrügen, im Marstall stehen Obatzda, Radi und Radieserl auf schwarzen, eisernen Gestellen.

Marstall-Zelt

Quelle: Florian Peljak

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Das Zelt hält die Waage zwischen unvermeidbarer Skihüttigkeit, Willen zum Stil und ein bisserl Kitsch, der halt auch dazugehört.

Festwirt Siegfried Able auf dem Münchner Oktoberfest, 2014

Quelle: Florian Peljak

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Neu-Wirt Siegfried Able fühlt sich am ersten Tag in seiner neuen Wiesn-Wunderwelt denn auch "ein bisschen wie ein König". Wenn man so das Zelt betrete und die Gäste einem zujubelten, das sei schon "überwältigend". Um kurz vor 12 Uhr am Samstag kommt er mit Frau und Töchtern auf die Bühne - bei denen bedankt er sich in seiner kurzen Rede für die Unterstützung in den vergangenen Wochen. Dann greift er zu Schlegel und Wechsel und zapft mit drei Schlägen an. "Ein Handwerker kann das halt", sagt Able.

Marstall-Zelt

Quelle: Florian Peljak

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Verkündet hat Able das auf der Musikbühne im Marstall, die an ein Kinderkarussell erinnert.

Marstall-Zelt

Quelle: Florian Peljak

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Nach allem, was zu hören ist, soll am ersten Tag noch nicht alles so gut geklappt haben, insbesondere was den Service betrifft.

Marstall-Zelt

Quelle: Florian Peljak

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Schon im Vorfeld gab es Diskussionen über das Essen im Marstall-Zelt. Statt Hendl-Gutscheinen gibt es Dreigänge-Menüs - für 45 Euro pro Kopf. Hinzu kommt für jeden Gast verpflichtend ein Verzehrgutschein von 15 Euro. Diesen Gästen scheint das Essen zu schmecken - oder warum sollten sie es sonst fotografieren?

Marstall-Zelt

Quelle: Florian Peljak

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Auch die Nachspeisen werden im Marstall edel aufgetischt: Hier eine süße Sinfonie (ab 2 Personen), eine süße Auswahl mit Kaisermarrn und Zwetschgenröster, Apfelkücherl mit Vanilleeis und Schokoladensouffle mit Krischragout.

Marstall-Zelt

Quelle: Florian Peljak

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In der Champagnerbar tritt sich das Personal am ersten Wiesntag um kurz vor 12 Uhr noch gegenseitig auf die Füße. Wer hier einen Blick reinwirft, wird sofort angesprochen. "Was darf's denn sein?" Der teuerste Champagner in der 1,5 Liter-Flasche kostet 1800 Euro. Der günstigste 13,50 Euro - dafür bekommt man aber auch nur 0,1 Liter. Die meisten greifen aber ohnehin lieber zur Mass. "Wenn ich auf ein Bierfest gehe, warum soll ich dann Champagner trinken?", sagt ein Mittzwanziger im kariertem Hemd. "Ist doch Quatsch."

Marstall draußen

Quelle: Anne Hemmes

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Wir werfen noch einen Blick in den Biergarten: Hier sind am Samstag gegen 13 Uhr alle Plätze im Marstall besetzt. Im Biergarten aber finden sich Grüppchen von Menschen, die es sich unter einem Regenschirm gemütlich gemacht haben. Kalt ist es nicht, trotzdem werden die Heizstrahler angemacht. Einem älteren Ehepaar am Nachbartisch scheint das nicht sonderlich zu gefallen. Die Frau bittet jemanden von der Bedienung, die Heizstrahler doch auszuschalten. Er ist leider nicht zuständig, entschuldigt sich. Die Frau nickt - und trinkt noch einen Schluck Bier. Gegen die Hitze.

Oktoberfest 2014 - Opening Day

Quelle: Getty Images

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Der Blick von der Pauls-Kirche auf das Zelt: Am Abend wird die Quadriga auf dem Marstall angestrahlt. Sie ist ein kleines Dankeschön von Able an seine Frau und die beiden Töchter - die vier Pferde sollen symbolisch für die Wirtsfamilie stehen.

Marstall-Zelt

Quelle: Florian Peljak

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Ein Souvenirstand darf auch im Marstall nicht fehlen. Hier gibt es die üblichen Wiesn-Accessoires und Mitbringsel. Außerdem kleine Herzerl, die genauso aussehen wie die, welche die Bedienungen tragen - nur steht kein Name darauf, sondern Dinge wie "Tussi", "Spatzl","Wiesnbua" oder "I steh auf di".

© SZ.de/ahem/tba
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