Neuer evangelischer Landesbischof:Einmischung von der Kanzel

Heinrich Bedford-Strohm ist als neuer evangelischer Landesbischof ins Amt eingeführt worden. Deutlich wird: Er wird sich einmischen und gesellschaftliche Debatten nicht unkommentiert lassen.

Katja Auer, Nürnberg

Da habe die evangelische Landeskirche der Staatsregierung etwas voraus, witzelte Ministerpräsident Horst Seehofer am Sonntagmittag in Nürnberg. Sie habe schon einen neuen Landesbischof. Er dagegen suche noch nach einem Finanzminister. Heinrich Bedford-Strohm heißt der Neue und am Sonntag ist er mit einem Gottesdienst in der Nürnberger Lorenzkirche in sein Amt eingeführt worden.

Einführungsgottesdienst für Landesbischof Bedford-Strohm

Das neue "Zentrum für Sozialethik": Münchens Kardinal Reinhard Marx (li.) gratuliert dem neuen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

(Foto: dpa)

Bedford-Strohm verstehe sein Bischofsamt als Predigtamt, sagte Gerhard Ulrich, der stellvertretende Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und davon konnten sich die 1200 Gäste gleich überzeugen. "Es ist ein moralischer Irrsinn, wenn jeden Tag Tausende Menschen sterben, weil wir es nicht schaffen, unsere globale Wirtschaft so zu organisieren, dass alle leben können", sagte der 51-Jährige.

Die Seele der Gesellschaft sei krank, wenn es in der Politik um Machterhalt anstatt um die Sache gehe, wenn Spekulanten Nahrungsmittelpreise bestimmten und wenn das Durchsetzen mit den Ellenbogen zur Normalität werde. Heilung könnten die Menschen im Glauben und in der Frohen Botschaft finden. "Das Reich Gottes zwingt die bösen Geister der Habgier, des Egoismus, der Hartherzigkeit und der Missgunst zum Rückzug", sagt Bedford-Strohm. Und erhielt Beifall für seine Predigt.

Bedford-Strohm wird sich einmischen als Landesbischof, das wird deutlich an diesem Tag und er hat es auch schon angekündigt. Gesellschaftliche Debatten wird er nicht unkommentiert lassen, gerade wenn es um soziale und ethische Fragen geht. Parteipolitisch wolle er dabei aber nicht werden, hatte er gesagt, seine Mitgliedschaft in der SPD lässt er seit seiner Wahl zum Landesbischof ruhen. Aber Bedford-Strohm will nicht nur kritisieren, sondern eine Lösung anbieten: Im Glauben sieht er die, in der "Freiheit eines Christenmenschen". Und für ihn gebe es nicht Schöneres als die Frohe Botschaft zu verkünden.

Kirchenprominenz ist gekommen

Der Vater dreier Söhne ist Sozialethiker, was ihn mit dem katholischen Kardinal von München, Reinhard Marx, verbindet. Der war ebenfalls nach Nürnberg gekommen, wo traditionell die bayerischen Landesbischöfe ins Amt eingeführt werden, und ließ den Kollegen wissen, dass sie Bayern gemeinsam gerne zum neuen "sozialethischen Zentrum" machen könnten. "Why not", sagte Marx. Auch Seehofer spielte darauf an. Er sehe in Bedford-Strohm einen "Verbündeten", sagte er, da er ein Anhänger der christlichen Soziallehre sei.

Kirchenprominenz ist gekommen, Politiker und allerhand Größen der Gesellschaft. Gerade noch 200 Plätze für einfache Gläubige gab es in der Lorenzkirche, die verlost wurden. Zusätzlich wurde der Gottesdienst nach draußen übertragen, wo der neue Bischof das Abendmahl austeilte. In der evangelischen Kirche wird der Bischof nicht geweiht, sondern in sein Amt eingeführt. Andere Bischöfe und Mitglieder der Landessynode und des Landeskirchenrates legten Bedford-Strohm die Hände auf und segneten ihn. Bischof Ulrich legte ihm das Kreuz um, das schon Bedford-Strohms Vorgänger getragen hatten.

Bier und Bratwürste gab es anschließend, ein Fest für den neuen Oberhirten der 2,6 Millionen evangelischen Christen in Bayern. Nebenan fand derweil der offizielle Festakt statt. Landtagspräsidentin Barbara Stamm unterstützte Bedford-Strohms Anliegen, Christen sollten sich politisch einmischen. "Es ist unsere Aufgabe, die Menschen wieder einzubinden", sagte sie. Nürnbergs Oberbürgermeister und Städtetagspräsident Ulrich Maly sagte, dass es in der Gesellschaft ethisch-moralische Autoritäten brauche, die die Richtung wiesen.

Seinen Amtssitz hat der Landesbischof in München, bislang lebte die Familie Bedford-Strohm in der Nähe von Coburg. In der Coburger St. Morizkirche war Bedford-Strohm von 1997 bis 2004 Gemeindepfarrer, seitdem ist der Professor an der Universität Bamberg und seit 2008 außerdem außerordentlicher Professor an der Universität Stellenbosch in Südafrika.

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