Süddeutsche Zeitung

Neuer Bericht:Stadt München bezahlt ihre Rechnungen doppelt

  • Das Revisionsamt stellt erneut Mängel bei den Buchungen der städtischen Referate fest.
  • Um die Schlamperei zu verhindern, sollen die städtischen Mitarbeiter nun besser geschult werden.

Dass die Stadt München ihre Rechnungen mit großer Verspätung zahlt, hat das Revisionsamt bereits vor einem Jahr moniert. Nun hat die Behörde weiterrecherchiert und musste feststellen: Oftmals bezahlen die städtischen Referate ihre Auftragnehmer auch mehrfach.

Exakt 122 115,01 Euro sind nach einer Prüfung der Revisoren an die Stadt zurückgeflossen - untersucht wurden die Rechnungen des Jahres 2012. Laut dem Bericht des Revisionsamts, der an diesem Donnerstag in der Vollversammlung des Stadtrats bekanntgegeben wird, haben vor allem das Bildungsreferat und das Baureferat geschlampt. 88 Prozent aller Doppelzahlungen entfallen auf diese beiden Behörden.

Computersystem und Buchhaltung sollen verbessert werden

"Besorgniserregend" sei das, findet SPD-Stadträtin Beatrix Zurek, die den Rechnungsprüfungsausschuss leitet. Immerhin: Kriminelle Energie steckt offenbar nicht hinter den Fehlbuchungen. Es geht schlicht und einfach um Fehler im Büroalltag. Die städtischen Mitarbeiter sollen nun besser geschult, das Computersystem und auch die Buchhaltung verbessert werden.

Die Prüfer haben bei ihrer Analyse festgestellt, dass viele Rechnungen nur deshalb doppelt bezahlt wurden, weil die Stadt auf zweifacher Ausführung besteht und die Firmen das Duplikat nicht extra kennzeichnen. Die städtischen Mitarbeiter begleichen dann sowohl das Original als auch die Kopie.

Warnungen vom System wurden übersehen

Zudem kann man die im Computer angelegte Warnung vor Doppelzahlungen leicht übersehen: Sie besteht aus einer Meldung in der Fußzeile - und wurde immerhin bei 56 Prozent der Doppelbuchungen ausgelöst (aber eben nicht beachtet). Allerdings springt das System nur an, wenn die korrekte Rechnungsnummer eingetippt wurde, und das war oftmals nicht der Fall.

Ein großes Problem bilden die langen Wege der Bürokratie. Rund 45 Prozent der Rechnungen sind bereits zehn oder mehr Tage überfällig, bis sie überhaupt im richtigen Büro eintrudeln. Das erhöhe das Risiko, in aller Eile versehentlich mehrmals zu zahlen, attestieren die Revisoren. Bei rund 73 Prozent der Doppelzahlungen liegen null bis dreißig Tage zwischen erster und zweiter Überweisung. Gemerkt hat es trotzdem keiner.

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Quelle:
SZ vom 19.11.2015 / dh/mkro
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