Andechser am Frauenplatz:"Ein neues bayerisches Wirtshaus mit dem alten Charme"

Andechser am Frauenplatz Neueröffnung

Nach knapp zehn Wochen Umbauzeit eröffnet der neue Andechser.

(Foto: Stephan Rumpf)

Als der alte Andechser am Dom nach fast 25 Jahren seine Räume aufgeben musste, war der Jammer groß. Nun ist der Nachfolger am Frauenplatz zu finden - in Rekordzeit für Münchner Gastro-Verhältnisse.

Von Franz Kotteder

Stammgäste werden sich wohl erst an das Licht gewöhnen müssen. Der neue Andechser am Frauenplatz 7 ist, schon wegen der Glasfront vorne und auf der Westseite, wesentlich heller als der alte. Viele Details aber kennt man. Die Deckengemälde von Reiner Maria Latzke etwa - die waren auf Leinwand aufgezogen, und deshalb konnte man sie vom alten Andechser problemlos mit umziehen. Ein bisschen schwieriger war's mit den handgeschmiedeten Treppengeländern. Die mussten ein bisschen umgearbeitet werden. Jetzt dienen sie als Abgrenzung für die etwas erhöhten Sitzbereiche im vorderen Teil des Lokals.

Vieles ist also alt im neuen Andechser, und das ist ja auch absolut erwünscht. Denn als im vergangenen Sommer bekannt wurde, dass der alte Andechser am Dom nach fast 25 Jahren seine angestammten Räume an der Weinstraße 7, direkt am Ostende des Doms, aufgeben musste, war der Jammer nicht nur bei Stammgästen groß. Der Vermögensverwaltung des Milliardärs Baron von Finck als Eigentümerin des Gebäudes war auch mit einem gut laufenden Wirtshaus einfach zu wenig verdient, deshalb kündigte sie dem Andechser, um neu zu bauen. Jetzt kommt unter anderem eine "FC Bayern-Erlebniswelt" dorthin.

Die Wirtsfamilie Krätz aber zog einfach 100 Meter weiter und übernahm von der Steakhauskette Maredo deren Lokal am Frauenplatz 7. Nach knapp zehn Wochen Umbau, also geradezu in Rekordzeit für Münchner Gastro-Verhältnisse, hat das neue Wirtshaus am Sonntag vor einer Woche langsam wieder aufgemacht, an diesem Mittwoch wird offiziell Eröffnung gefeiert, und der Abt vom Kloster Andechs, Johannes Eckert, wird das Wirtshaus auch kirchlich weihen: Ehrensache, schließlich ist man eng mit dem Kloster verbunden, und der damalige Cellerar Anselm Bilgri, der Wirtschaftschef des Klosters, hat den Andechser am Dom zusammen mit dem Wirt Sepp Krätz ja erst erfunden.

Krätz selbst verlor seine Konzession 2014, nachdem er wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden war, zusammen mit der Wiesnzulassung für das Hippodrom. Seine Tochter Steffi Krätz ist nun Wirtin des Andechsers und sichtlich stolz auf das neue Domizil. "Wir haben alles, was man retten konnte, restauriert und hier wieder eingebaut", sagt sie, "es ist ein neues bayerisches Wirtshaus mit dem alten Charme geworden." Alles andere, sagt sie, muss sich noch entwickeln. Es wird sicher neue Stammtische geben, sagt sie, das haben einzelne Gäste schon angekündigt.

Denn jetzt ist ja auch ein bisschen mehr Raum. Insgesamt sind es um die 50 Plätze mehr, 120 drinnen im Gastraum, noch einmal so viele davor, gegenüber des Brautportals der Frauenkirche. Dazu noch etwa 80 in der berühmten Arkade an den Stehtischen. Eine Arkade musste natürlich auch wieder sein, dafür war der alte Andechser ja bekannt und besonders beliebt. Jetzt ist sie rechts vom Eingang, zur Mazaristraße hin. Neu sind die Stuben im ersten Stock, die sich auch noch teilen lassen und mit Liebe zum Detail und Anspielungen aufs Kloster ausgestattet wurden.

Die Küche verantwortet jetzt Chefkoch Dirk Zeretzke, der vor 20 Jahren schon in der Waldwirtschaft, dem Biergarten der Krätzfamilie, gearbeitet hat und der zwischendrin viel in der Welt herumgekommen ist. Die Karte bleibt freilich bodenständig, von den kälbernen Fleischpflanzln bis zum Spanferkel. Und es gibt natürlich viel Rind aus der familieneigenen Wagyu-Zucht, die Sepp Krätz inzwischen recht erfolgreich betreibt. Die Preise im neuen Andechser sind so, wie in der Innenstadt normal - die Pachten sind hier eben nicht günstig. Das Halbe Helle aus der Klosterbrauerei kostet 3,90 Euro, das Weißbier 4,50 Euro. Damit liegt man in der Altstadt aber eher unterhalb des Durchschnitts.

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