Süddeutsche Zeitung

Neue Verpackungsidee:Bierflaschen aus der Papp-Box

Peter Niemeier bestellt gern im Internet bei Brauereien. Doch ihn ärgert die oft teure Verpackung - deshalb hat er eine faltbare Kiste aus Pappe entworfen.

Interview von Sarah Brenner, Unterhaching

Bier vom Fass oder aus der Flasche? Eine abendfüllende Partyfrage, die manchmal pragmatisch gelöst wird, weil Flaschen einfach praktischer zu transportieren sind. Genau dies soll künftig nicht mehr im traditionellen Bierkasten, sondern in einer Verpackung aus Wellpappe geschehen. Das wünscht sich zumindest Peter Niemeier, 42, der den herkömmlichen Flaschenverpackungen mit seiner Erfindung der "bierboxx" den Kampf ansagen will.

SZ: Herr Niemeier, früher war ein Biertragerl aus Metall, dann aus Holz, heute ist es meist aus Plastik. Warum braucht die Welt der Biertrinker jetzt eine neue Flaschenverpackung?

Peter Niemeier: Die Idee ist eigentlich aus der Not heraus entstanden. Als leidenschaftlicher Biertrinker bestelle ich sehr viel online . . .

Warum kaufen Sie Ihr Bier nicht im Getränkemarkt oder in der Kneipe?

Ich probiere gern neue Sorten, aber man kann diese nicht immer lokal erwerben. Allein in Bayern gibt es mehr als 700 Brauereien. Ergo bleibt das Internet. Allerdings kostet der Versand inklusive Verpackung meistens mehr als die Ware. So kam ich auf die Idee, habe getüftelt, probiert und irgendwann hatte ich dann meine eigene, innovative Verpackung in der Hand.

Was unterscheidet Ihre Kartonage von herkömmlichen Flaschenverpackungen?

Das Besondere an der Bierbox ist die Falttechnik. Aus derselben Kartonage kann innerhalb kürzester Zeit eine kleine und auch eine große Verpackung gefaltet werden. Außerdem ist die Box im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen Flaschenverpackungen auch für andere Produkte wie Schnaps oder Säfte einsetzbar. Sie eignet sich neben dem privaten Gebrauch ideal für Brauereien und Getränkehändler, da diese damit, ohne großen Aufwand, Online-Handel und Versand betreiben können.

Das Design Ihrer Kartonage ist relativ simpel. Worin besteht ihr Wiedererkennungswert?

Ich habe das Design bewusst sehr schlicht gehalten, da Farbdrucke nicht nur unnötige Kosten verursachen, sondern auch umweltschädlich sind.

Marketingtechnisch ist das aber ungeschickt.

Das mag sein. Allerdings sehe ich nicht ein, die Optik der Bierbox über die Nachhaltigkeit zu stellen. Von daher beläuft sich der Wiedererkennungswert weniger auf ihr äußeres Erscheinungsbild als vielmehr auf ihre spezielle Falttechnik sowie ihre Universalfunktion und Umweltverträglichkeit.

Apropos Umweltschutz: Was macht Ihre Kartonage nachhaltiger als herkömmliche Flaschenverpackungen?

Sie werden aus recycelter Wellpappe sowie recyceltem Kunststoff hergestellt. Auf diese Weise lässt sich der CO₂-Wert während des Herstellungsprozesses um 15 Prozent verringern.

Wird es die Bierbox künftig nur online oder auch im Supermarkt zu kaufen geben?

So weit habe ich, ehrlich gesagt, noch gar nicht gedacht. Ich hoffe, dass das Zertifizierungsverfahren bis Ende April abgeschlossen ist. Es wird die Box vorerst online zu kaufen geben. Ich überlege gerade, mit einer größeren Getränkevertriebskette und kleineren Brauereien als Referenzpartner zusammenzuarbeiten.

Also wird die Bierbox den Bierkasten noch nicht so schnell ersetzen?

Nein. Ich gehe ja auch gerne mal in den Supermarkt um die Ecke und kaufe eine Kiste Bier.

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Quelle:
SZ vom 13.03.2015
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