Neue Tourismus-Chefin Knudson:Schärferes Profil

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Noch arbeitet die Tourismus-Managerin Geraldine Knudson in Luxemburg, im April tritt sie ihr neues Amt in München an. (Foto: Jakob Berr)

Geraldine Knudson will als neue Tourismus-Chefin neue, jugendliche Zielgruppen für München gewinnen, ohne die Tradition zu vernachlässigen. Mit Kritik an ihrer Vorgängerin hält sie sich zurück.

Von Dominik Hutter

Eines will sie auf gar keinen Fall: München neu erfinden, der Stadt ein komplett anderes Image überstülpen. Aber ein bisschen "schärfen" ließe sich das München-Bild schon noch - gerade was die Kulturszene anbelangt. Es gelte, "neue, auch jugendlichere Zielgruppen" für München zu begeistern und dabei trotzdem die "starken Traditionen" herauszustellen, sagt Münchens neue Tourismus-Chefin Geraldine Knudson. Schließlich muss das Bier-und-Brezn-Image ja nicht unbedingt schlecht sein.

Es klingt sehr allgemein und immer wieder ein bisschen nach Marketing-Deutsch, was Knudson über ihre Ziele sagt. Aber vermutlich geht das nicht anders. Denn natürlich kommt es nicht gut an, schon alles vorwegzunehmen, was sie eigentlich mithilfe einer sogenannten Marken-Analyse klären will. Die soll demnächst in Auftrag gegeben werden - von der neuen, gemeinsam mit der Wirtschaft gegründeten Tourismus-Kommission, in der Knudson eine zentrale Rolle spielen wird.

"Geben Sie mir etwas Zeit", bittet die gebürtige Rheinländerin mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Ein festes Konzept für die künftige Tourismuswerbung habe sie noch nicht zu bieten. Erst müssten Stärken und Schwächen erkannt und die Ansprüche potenzieller München-Besucher erfragt werden.

Und dann gilt es ja auch, die Ideen der "touristischen Leistungsträger", also der Hotels und Gaststätten, mit zu berücksichtigen. Auf die wird Knudson sehr viel mehr Rücksicht nehmen müssen als ihre Vorgängerin Gabriele Weishäupl. Denn die neue Tourismus-Kommission, die sich im Januar konstituieren soll, ist paritätisch mit Vertretern der Stadt und der Wirtschaft besetzt. Beide Seiten haben jeweils eine halbe Million Euro eingebracht - das Gremium soll die Grundlinien der Tourismus-Werbung festlegen. Geleitet wird es nicht von Knudson, sondern von ihrem Chef: Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD). Der ist ganz begeistert von seiner neuen Tourismus-Chefin, die zum 1. April ihr Amt antritt.

Eher beiläufig lässt der OB-Kandidat durchblicken, dass sich schon einiges ändern soll in der Behörde, die ein gutes Vierteljahrhundert lang von Gabriele Weishäupl geleitet wurde. Man wolle mehr als bislang "auf andere Stärken hinweisen": die Theaterszene etwa, aber auch die kleineren Museen oder die Universitäten. Das kann man durchaus als Kritik an Weishäupl verstehen, die ja eher als Repräsentantin des klassisch-volkstümlichen München auftrat.

Gleiches gilt für den allgemein gehaltenen Satz Reiters, ein Personalwechsel in Spitzenpositionen sei immer wieder sinnvoll, weil es manchmal am Blick von außen mangele. Eines will Reiter jedenfalls nicht mehr sehen: Ein Foto von Neuschwanstein auf einer Broschüre des Tourismusamts. Denn das steht bekanntlich in der Nähe von Füssen. Und dorthin reicht nicht einmal die Münchner S-Bahn.

Die 44-jährige Knudson hält sich ganz bewusst zurück mit Aussagen über Weishäupls Kurs und das, was sie anders machen will. Sagt nur, dass es Städte gebe, die sich mit einem wesentlich kleineren Kulturangebot "besser darstellen". Knudson, derzeit noch Tourismus-Managerin in Luxemburg, hat unter anderem Theaterwissenschaften studiert - eine Kompetenz, die Reiter nutzen will. Zwei Jahre lang war die Mutter zweier Kinder an der LMU eingeschrieben. Eine Zeit, in der sie sich "in diese Stadt verliebt hat. Wie sollte es auch anders sein?" In ihrer persönlichen Münchner Lebenswert-Liste tauchen auf: der Englische Garten, die Isarauen, die Biergärten und Straßencafés, die nahen Berge und Seen, die Theaterlandschaft.

Was in dieser Aufzählung fehlt, ist die Touristen-Attraktion schlechthin: die Wiesn. "Ich gehe gerne aufs Oktoberfest", versichert Knudson. Aber ausschlaggebend für die Entscheidung, nach München zu kommen, sei es nicht gewesen. Gut für sie, denn für die Wiesn, eines der liebsten Betätigungsfelder ihrer Vorgängerin, wird sie nicht zuständig sein. Das macht der Chef Reiter selbst.

© SZ vom 07.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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