Zumindest eine gute Nachricht dürfte es an diesem Freitag dann doch geben: Studenten können weiterhin vergleichsweise günstig mit U- und S-Bahn, Bus und Tram fahren. Die Gesellschafterversammlung des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) wird nicht Forderungen der Verkehrsbetriebe nachkommen, die eine drastische Erhöhung der Preise für das Semesterticket gefordert hatten.
Das war es dann aber wohl schon mit Positivem aus dem MVV. Denn ebenso sicher ist, dass Landeshauptstadt, Landkreise und Freistaat als Gesellschafter des Tarifverbundes die nächste Fahrpreiserhöhung für die MVV-Kunden beschließen werden. Zum Fahrplanwechsel im Dezember dürften Tickets dann durchschnittlich zwischen zwei und drei Prozent teurer werden. "Eine Zwei vor dem Komma werden wir halten", verspricht Robert Niedergesäß (CSU), Landrat von Ebersberg und Sprecher der MVV-Landkreise. So ähnlich klang das auch 2015, als die Preissteigerung mit 2,8 Prozent im Schnitt dann doch nicht so niedrig wie erhofft ausfiel.
SZ-Dienst:SZ München-News per WhatsApp, Telegram oder Insta
Wissen, was München bewegt: Der WhatsApp-Kanal der Süddeutschen Zeitung bietet einen schnellen und bequemen Nachrichtenservice für die Stadt. Abonnieren Sie ihn kostenlos.
Heuer auf eine Erhöhung ganz zu verzichten oder sie zumindest niedriger anzusetzen, sei nicht vorstellbar, so Niedergesäß. Die Personalkosten bei den Verkehrsbetrieben seien erneut gestiegen ebenso die Kosten für den Betrieb und Fuhrpark, der ja gerade auch im Bereich der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) weiterhin erweitert werden solle. Vor dem Hintergrund sei es schon ein Erfolg, Angebote wie das Semesterticket und "faire Preise für die Pendler aus dem Umland" zu garantieren. Heißt: Die Preiserhöhung solle alle in etwa gleich treffen, nicht überproportional stärker die Fahrgäste aus weiter entfernten Gemeinden. Das hatte einst die MVG gefordert, um die Preise für Stadtbewohner niedrig halten zu können. Das sei aber völlig kontraproduktiv, wolle man die Pendler aus dem Umland zum Umsteigen vom Auto auf die S-Bahn bewegen, sagt Niedergesäß.
Andere Wünsche werden aber auch weiterhin nicht erfüllt werden, so etwa ein Herzensanliegen von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD): ein Seniorenticket. "Beim Thema Verbesserungen für Seniorinnen und Senioren werde ich aber nicht locker lassen", sagt Reiter. Vielen Senioren falle es leider zunehmend schwerer, sich neben den sowieso schon hohen Lebenshaltungskosten in München auch den öffentlichen Nahverkehr zu leisten.
Derzeit gibt es für die Senioren die "IsarCard 60", die aber von Montag bis Freitag erst ab 9 Uhr gilt. Wollen sie früher fahren, müssen sie zusätzlich stempeln. "Auch eine Veränderung der Zeitbeschränkung muss auf der Tagesordnung bleiben", fordert der OB. An diesem Freitag wird es das Thema nicht auf die Tagesordnung schaffen, Niedergesäß möchte es aber mit der geplanten Reform erledigen. Bis spätestens 2025 soll der MVV-Tarif deutlich übersichtlicher werden. Ein neuer Vertrag des Freistaats mit der Bahn solle von 2018 an garantieren, dass die Gewinne, die die S-Bahn in der Region einfährt, auch hier wieder investiert werden. Zudem sollen die Einnahmen gerechter verteilt werden. So hätten die Landkreise seit 1996 zwar die Zahl der gefahrenen Bus-Kilometer im MVV verdoppelt, aber dafür kaum zusätzliches Geld aus den Einnahmen des Verbundes bekommen.
Doch vor dieser großen Reform dürften noch etliche kleine und große Preiserhöhungen stehen - sehr zum Unwillen von Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste: "Welche Erhöhung ist denn angemessen? Wenn es nach der Zuverlässigkeit in der laufenden Fahrplanperiode geht: Null-Komma-Null!"