Neue Regeln fürs Oktoberfest:Wiesn soll sicherer und weniger bio werden

Oktoberfest 2015 - General Features Day 1

Wehe, wenn die Wiesn voller wird: Der Stadtrat berät das Sicherheitskonzept - Besucher sollen kontrolliert und notfalls ausgesperrt werden.

(Foto: Getty Images)
  • Am Dienstag wird sich der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats mit neuen Regeln für das Oktoberfest befassen.
  • Das Punktesystem, welches über die Zulassung zur Wiesn entscheidet, soll nun auch die Tradition eines Betriebs berücksichtigen.
  • Für das Angebot von Bio-Speisen soll es nicht mehr Punkte geben, als für Essen aus konventionell hergestellten Lebensmittel.

Von Heiner Effern und Franz Kotteder

Mehr Ordner, weniger Bio-Speisen, mehr Tradition: Auf dem Oktoberfest soll sich in diesem Jahr manches ändern. Am kommenden Dienstag befasst sich der Arbeits- und Wirtschaftsausschuss des Stadtrats mit neuen Regeln für die Sicherheit - und mit einem neuen Bewertungskatalog für die Wiesn-Zelte und Schausteller, an dem der Stadtrat und die Verwaltung seit bald zwei Jahren arbeiten.

Über die Zulassung zum Oktoberfest entscheidet ein Punktekatalog, bei dem 13 verschiedene Kriterien bewertet werden. Ärger dürfte es dabei vor allem wegen einer Frage geben: Wie hoch wird künftig die Bereitschaft von Wirten gewertet, Speisen in Bio-Qualität anzubieten?

Der Wirtschaftsreferent und Zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) schlägt vor, Speisen aus der Region künftig genauso hoch zu bewerten wie Bio-Produkte. Außerdem sollen Bio-Speisen nicht mehr doppelt so hoch wie gewöhnliche bewertet werden. Dies ist bislang der Fall. Damit folgt Schmid einem Vorschlag seiner CSU-Fraktion aus dem vergangenen Jahr.

Widerstand kommt von den Grünen und dem Aktionsbündnis "Artgerechtes München", das vom Tollwood-Festival initiiert wurde. Bündnissprecherin Stephanie Weigel spricht von einem "Skandal vor dem Hintergrund des rasanten Ausbaus der industriellen Intensivtierhaltung in Bayern", dass Bio-Produkte den konventionellen aus Bayern gleichgestellt werden sollen. Grünen-Stadträtin Katrin Habenschaden kritisiert, dass "für Wirte und Standbetreiber jeder Anreiz entfällt, sich in dieser Richtung zu engagieren".

Weniger Streit dürfte es über das Sicherheitskonzept für die diesjährige Wiesn geben. Die Stadt muss rund 2,8 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr ausgeben. Die geplante verstärkte Überwachung durch Ordner erfordert zusätzliche 100 Einsatzkräfte, und die waren auf dem freien Markt nicht günstiger zu bekommen. Auf eine erste Ausschreibung kam kein einziges Angebot.

Die Stadt musste selbst mit Sicherheitsdienstleistern verhandeln und zahlt nun einen Stundensatz von 60 Euro für Ordnungsdienstkräfte - was vor allem an den höheren Unterbringungskosten für das Personal während der Wiesn liegt. Der Hintergrund: Viele Ordner werden mit Taschen- und Zutrittskontrollen an den Eingängen zur Wiesn beschäftigt sein. Kontrolliert werden Personen mit großen Taschen, Rucksäcken und sperrigen Gegenständen an allen Tagen und Eingängen, auch am U-Bahnhof Theresienwiese.

Mit "Secu-Fence-Boxen" gegen die Überfüllung

Schmid will außerdem stärker als früher einer Überfüllung der Theresienwiese vorbeugen - mit Lautsprecherdurchsagen, Meldungen über Rundfunk und soziale Medien und erstmals auch einer automatisierten Besucherzählung. Wenn das Gelände überfüllt ist, käme "als letzte Maßnahme" die zeitweise Sperrung der Zugänge zur Wiesn infrage, vor allem an der Bavaria und am Behördenhof.

Notfalls müssten diese abgeriegelt werden, mithilfe der Polizei und ausfahrbaren Zäunen, sogenannten Secu-Fence-Boxen. Bierzeltgäste, die an diesen Tagen reserviert haben, kämen dann nur noch mit Reservierungsbändchen auf das Gelände, die sie von den Wiesnwirten rechtzeitig erhalten.

Ein Zaun ist im Gespräch

Der neue Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle steht diesen Plänen offen gegenüber - seine Behörde muss das Konzept genehmigen. Ein Zaun von ein paar Hundert Metern Länge sei eine naheliegende Überlegung, um die Zahl der Menschen auf dem Oktoberfest unter Kontrolle zu behalten. Allerdings müsse das so geschehen, dass keine Falle für die Besucher entsteht, die schon auf dem Gelände sind und bei einer Panik schnellstmöglich weg wollen.

Nicht zuletzt wird sich der Arbeits- und Wirtschaftsausschuss in der Sitzung damit befassen, wie wichtig die Tradition eines Wiesnbetriebs im Kriterienkatalog der Stadt sein soll. In den vergangenen Jahren sind wiederholt Hühnerbratereien von der Wiesn geflogen, die über Jahrzehnte dort einen Stand hatten. Das führte auch zu Auseinandersetzungen vor Gericht.

Der Tradition will die Stadt nun Rechnung tragen, indem sie künftig Betrieben, die seit mehr als 40 Jahren auf der Wiesn stehen, deutlich mehr Punkte im Katalog zubilligt. Entscheidend ist dabei nicht das Baujahr, sondern das Alter des Grundkonzepts des Betriebs. Wer noch keine 40 Jahre auf der Wiesn steht, bekommt gar keine Punkte, und für 110 Jahre gibt es 44 Punkte. Insgesamt sind im geplanten Bewertungssystem theoretisch 396 Punkte erreichbar.

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