Neue Radar-Falle im Test:Blitz am Stiel

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Der erste bayerische digitale Blitzer geht in Betrieb. (Foto: Vitronic)

Das Wunderwerk der Technik kostet 100.000 Euro - und schießt im 360-Grad-Modus gestochen scharfe Bilder der Verkehrssünder: Das Innenministerium testet in München eine neuartige Radar- und Rotlicht-Falle.

Von Florian Fuchs

Das Wunderwerk der Technik kostet etwa 100 000 Euro, sieht ein bisschen aus wie ein ultramoderner Begrenzungspfosten - und schießt im 360-Grad-Modus gestochen scharfe Bilder, auf denen der Verkehrssünder besser zu erkennen ist als auf den alten Fotos der analogen Kameras. Von Mittwoch an wird an der Kreuzung Moosacher Straße/Lerchenauer Straße der erste bayerische digitale Blitzer in Betrieb gehen, der sowohl Tempoverstöße als auch missachtetes Rotlicht registriert. "Poliscan F 1 red and speed" lautet der Herstellername des Pilotgeräts, das vom Bayerischen Innenministerium in München für den gesamten Freistaat getestet wird.

"Erhöhte Geschwindigkeit und missachtetes Rotlicht sind die häufigsten Unfallursachen", sagt Andreas Schaumaier, Leiter der Verkehrsabteilung der Münchner Polizei. Nach Statistiken des Präsidiums sind die Zahlen in den vergangenen Jahren stetig gestiegen: Im Jahr 2011 etwa waren in der Stadt noch 508 Unfälle auf Tempoverstöße zurückzuführen gewesen. 2012 waren es bereits 714. Ähnlich die Entwicklung bei nicht beachtetem Rotlicht: Im Jahr 2010 waren so 515 Unfälle passiert, zwei Jahre später waren es 655 - zwei Menschen wurden dabei getötet, 38 schwer verletzt.

"Wir müssen hier mehr tun, vor allem präventiv", sagt Schaumaier. Helfen soll dabei die neue Messanlage, die bereits im Juli 2012 aufgestellt wurde, aber von November 2012 bis Januar 2013 nur zur Probe blitzte. Die Sünder wurden nicht bestraft. Nachdem die Säule mit der eingebauten Technik im April bei einem Autounfall überfahren und zerstört worden war, geht sie nun verspätet in den Echtbetrieb, der allerdings auch noch als Testphase läuft. Bewährt sich das Gerät, will das Innenministerium etwa in einem Jahr entscheiden, es eventuell an mehreren Stellen einzusetzen.

Die digitale Messanlage arbeitet mit einem Lasersystem, das Fahrzeuge von vorne und von hinten fotografieren kann. Messgeräte für Tempo- und Rotlichtverstöße gibt es ansonsten in München nur an den Kreuzungen Dachauer Straße/Max-Born-Straße und Wasserburger Landstraße/Kreillerstraße, dort aber mit analoger Fototechnik und in die Fahrbahn eingelassenen Induktionsschleifen. Das neue Gerät hat den Vorteil, dass es flexibler ist und nicht so kompliziert eingebaut werden muss. "Wenn sich Unfallschwerpunkte verlagern, könnten wir so in Zukunft den Standort der Geräte leichter anpassen", sagt Schaumaier. Im Gegensatz zu den Anlagen in Tunneln, in denen die Polizei unbemerkt vom Fahrer fotografiert, um ihn im Dunkeln nicht zu irritieren, sieht man den Blitz des neuen Messpfostens deutlich: durch ein grelles rotes Licht.

© SZ vom 24.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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