Neue Linie nach St. Emmeram:"Das ist Trambahnfahren pur"

Sie fährt - endlich: Mit einem Bürgerfest weiht die MVG die neue Tram-Linie nach St. Emmeram ein. Auch Münchens OB Christian Ude ist da. Für ihn wird es wohl die letzte Eröffnung einer neuen Tram-Trasse sein.

Marco Völklein

Echte Trambahn-Fans, wie Martin Marino zweifelsohne einer ist, steuern am Samstagmittag gleich den dritten Wagen im großen Trambahn-Konvoi an, mit dem die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die neue Tramstrecke nach St. Emmeram in Betrieb nimmt.

Neue Linie nach St. Emmeram: Zur Eröffnung ließ die MVG auch historische Straßenbahnen unter der Skulptur "Mae West" hindurch nach St. Emmeram rollen.

Zur Eröffnung ließ die MVG auch historische Straßenbahnen unter der Skulptur "Mae West" hindurch nach St. Emmeram rollen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im ersten Wagen drängen sich neben MVG-Chef Herbert König zahlreiche Fotografen und Ehrengäste, etwa OB Christian Ude (SPD). Im zweiten folgen eine ganze Wagenladung Stadträte. Und im dritten schließlich sitzen die echten Trambahn-Fans.

Denn der dritte Waggon ist ein D-Wagen, Baujahr 1911. Schwere Schiebetüren, quer zur Fahrtrichtung angeordnete Holzbänke für die Passagiere, kleine Oberlichter, die die Fahrgäste mit einem Hebel öffnen können, um Frischluft in den Wagen zu lassen. "Wann hat man schon noch mal die Gelegenheit, mit einem D-Wagen nach St. Emmeram zu fahren?", fragt Marino, der zuletzt sechs Jahre lang als Sprecher des MVV-Fahrgastbeirats tätig war. Die Chance wollte er nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Viele andere Fahrgäste taten es ihm gleich und nutzten die Gelegenheit ebenfalls und fuhren die 4,3 Kilometer lange Neubaustrecke vom Effnerplatz nach St. Emmeram ab - entweder in einer der modernen Trams, die die MVG gleich haufenweise auf die Strecke schickte.

Oder eben in einem der beiden historischen J- oder D-Wagen, die ebenfalls den ganzen Tag die neue Trasse befuhren. "Das rattert noch, da spürt man, wie die Elektromotoren arbeiten", sagte ein Familienvater begeistert. "Das ist Straßenbahnfahren pur." Laut MVG kamen 20.000 Besucher zum Eröffnungsfest.

Es gibt sie also, die vielen Münchner, die ihre Trambahn lieben. Auf die wies auch OB Ude in seiner Ansprache hin. Der Protest, mit dem sich in Bogenhausen viele Anwohner lange Zeit gegen den Bau der neuen Trasse gewehrt hätten, habe damals "in seiner Heftigkeit den Widerstand der heutigen Startbahngegner in den Schatten gestellt", so Ude.

Im kommenden Jahr nur eine Wendeschleife

Zuerst würden die Trambahngegner immer wieder auf die Projekte schimpfen - auf die angebliche "Verschwendung von Millionen", auf die "altmodische, quietschende Tram". Wenn man dann aber nach vielem Hin und Her eine Trasse eröffne, so Ude weiter, "dann ist es immer dasselbe: Dann will sich niemand mehr daran erinnern lassen, dass er mal dagegen war".

Insofern zeigte sich der OB auch für die künftigen Münchner Tram-Projekte zuversichtlich. "Dort wird es genauso laufen", sagte Ude: "Wenn die Straßenbahn mal da ist, dann gibt der Münchner sie nicht mehr her." Allerdings wird Ude, dessen Amtszeit 2014 endet, nicht mehr viele Neubautrassen eröffnen können.

Im kommenden Jahr will die MVG lediglich eine zusätzliche Wendeschleife an der Lothstraße bauen, um von Dezember 2012 an zusätzliche Züge zwischen Hauptbahnhof und der Hochschule an der Dachauer Straße einsetzen zu können. Die Planungen für die Westtangente in der Fürstenrieder Straße und die Nordtangente quer durch den Englischen Garten laufen zwar, ebenso für die Tramerschließung Freihams im Westen. Doch bis dort überall Eröffnungsfeiern anstehen, wird es noch einige Jahre dauern.

Am Samstag jedenfalls waren die Züge auf der 43 Millionen Euro teuren Strecke im Münchner Nordosten gut gefüllt. Die Planer der MVG gehen davon aus, dass dies auch im Regelbetrieb so sein wird. Denn die Stadt hatte sich auch deshalb für die Trasse eingesetzt, weil entlang der Cosimastraße zahlreiche neue Wohnviertel, zum Teil auch auf ehemaligen Kasernengeländen, entstehen. "In keinen anderem Bezirk wird so viel gebaut wie in diesem", sagte Angelika Pilz-Strasser, die Vorsitzende des örtlichen Bezirksausschusses, am Samstag.

Mit der neuen Tram stünde nun den neuen Bewohnern von Anfang an ein umweltfreundliches Angebot zur Verfügung. "Und vielleicht verzichtet der ein oder andere auch ganz auf sein Auto."

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