Neue Initiative:Sportvereine fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen

ESV Freimann, Frankplatz 15

Die IGSM fordert eine neue Kultur der Zusammenarbeit mit den Institutionen.

(Foto: Florian Peljak)
  • In München koexistieren mehr als 700 Sportklubs mit fast 600 000 Mitgliedern - viele platzen aus allen Nähten.
  • ESV-Geschäftsführerin Pia Kraske und FT-Gern-Vorstand Michael Franke haben nun mit insgesamt 15 Vereinen und Förderern die "Interessengemeinschaft Sport München" ins Leben gerufen.
  • Diese bemängelt die Kommunikation mit Stadt und Sportamt, viel zu hohe bürokratische Hürden für die Klubs - und fordert eine neue Kultur der Zusammenarbeit.

Von Sebastian Winter

Pia Kraske und Michael Franke haben sich den passenden Ort für ihr Anliegen ausgesucht: ein Tennisbistro tief im München Westen, auf dem Gelände des ESV München in Laim, mit fast 8000 Mitgliedern der zweitgrößte Breitensportverein der Stadt. Der ESV ist eigentlich ein Vorzeigeklub zwischen Hirschgarten und S-Bahn-Gleisen, mit Aikido, Hockey, Turnen, Cheerleading und einem breiten Kinderangebot im Programm. In der Einladung zur Pressekonferenz heißt es zugleich: "München ist trotz Olympia und FC Bayern (noch) keine Sportstadt. Die Mängelliste ist sehr lang, und das wollen wir ändern."

Dazu haben die ESV-Geschäftsführerin Kraske und der FT-Gern-Vorstand Franke mit insgesamt 15 Vereinen und Förderern die "Interessengemeinschaft Sport München" (IGSM) ins Leben gerufen, die sie am Montag vorstellen. Darunter sind der TSV Solln, die DJK Pasing und der FC Teutonia, dessen Vereinsheim 2016 bei einer Weihnachtsfeier abgebrannt ist.

Neue Initiative: München sei - trotz Großvereinen wie dem FC Bayern - immer noch keine Sportstadt, bemängelt Michael Franke. Das soll sich ändern.

München sei - trotz Großvereinen wie dem FC Bayern - immer noch keine Sportstadt, bemängelt Michael Franke. Das soll sich ändern.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die IGSM bemängelt die Kommunikation mit Stadt und Sportamt, viel zu hohe bürokratische Hürden für die Klubs - und sie fordert eine neue Kultur der Zusammenarbeit. Dem Bündnis geht es darum, die Zuschüsse für die Sportinfrastruktur deutlich anzuheben, um eine personelle Aufstockung des Sportamts. Franke sagt, es sei unterbesetzt, verwalte den Mangel und saniere hauptsächlich Altbestände, womit keine neuen Flächen für den Sport entstünden.

Die IGSM fordert zudem eine kostenfreie Trainer- und Übungsleiterausbildung, einen neuen Stadtentwicklungsplan, eine neue Fachstelle "Vereinsberatung" im Sportamt, höhere Übungsleiterpauschalen, eine Ehrenamtscard mit Vergünstigungen etwa im MVV. "Tatsache ist, dass wir für sehr viele Vereine sprechen, davon bin ich zutiefst überzeugt", sagt ESV-Geschäftsführerin Kraske.

In München koexistieren inzwischen mehr als 700 Sportklubs mit fast 600 000 Mitgliedern. Viele platzen aus allen Nähten, Aufnahmestopps gerade für Kinder und Jugendliche sind längst nicht mehr die Ausnahme. Die Stadt unterstützt den Sport 2018 mit mehr als 70 Millionen Euro, am Mittwoch soll der Stadtrat das zweite Maßnahmenpaket aus dem Sportbauprogramm absegnen, mit dem vier städtische Sportanlagen saniert, erneuert und erweitert werden. Die Kosten alleine hierfür: 38,4 Millionen. Ascheplätze werden in Kunstrasenplätze umgewandelt, Vereine beim Bau von Sporthallen mit Zuschüssen und Darlehen aus einem Sonderprogramm unterstützt, und Projekte wie die Sanierung der Olympiaregattaanlage, des Dantestadions oder das neue Actionsportzentrum hat sie auch zu stemmen.

Zugleich fühlen sich die IGSM-Vereine teilweise im Stich gelassen: "Wir werden mit einem Bürokratiemonster konfrontiert, und mit einem Wust an rechtlichen Regelungen und Institutionen", sagt Kraske. Im Juli erst war Richtfest beim ESV für den dreistöckigen Erweiterungsbau, bis Ende des Jahres entstehen hier fast 4000 Quadratmeter Indoorflächen - es ist die aktuell größte Sporthallenerweiterung in München. Stadt und Freistaat beteiligen sich an rund vier Fünftel der Kosten des 13-Millionen-Euro-Projekts, teils mit zinslosen Darlehen. Der ESV zahlt rund 1,4 Millionen Euro aus eigener Kasse.

Einerseits sei das gut, andererseits habe es alleine elf Monate gedauert, bis man die Baugenehmigung bekommen habe, berichtet Kraske: "Mir fehlten da auch einfach die Ansprechpartner. Warum gibt es keine Servicestelle aus Stadtkämmerei, Stadtplanung und Naturschutzbehörde, die uns berät?", fragt sie. Zumal die Vereine bei solchen Projekten massive Rücklagen bilden müssten - auch weil das Geld der Stadt oft erst viel später auf dem Vereinskonto lande. Der ESV lässt sich von diesen Hürden nach eigenem Bekunden trotzdem nicht abschrecken. Bezüglich der in München dringend benötigten 2500-Zuschauer-Halle sagt Geschäftsführerin Kraske nur: "Die könnten wir stemmen, wir hätten sogar eine Fläche. Nur ist noch niemand von der Stadt auf mich zugekommen."

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