Süddeutsche Zeitung

Neue Großmarkthalle:Ein 500 Meter langer Obst-Riegel

Nach langem Streit einigen sich Stadt und Früchtehändler auf ein Konzept für den Bau einer neuen Großmarkthalle. Das 500 Meter lange Gebäude entsteht östlich der alten Thalkirchner Straße - im Westen wäre Platz für das Volkstheater.

Von Melanie Staudinger

Der Streit um den geplanten Neubau der Großmarkthalle in München ist offenbar beigelegt: Nach monatelangen Diskussionen haben sich Stadtverwaltung und Händler auf einen Standort östlich der alten Thalkirchner Straße geeinigt. Auf knapp 40.000 Quadratmetern sollen dort gebündelt Lager-, Verkaufs- und Büroflächen für Obst- und Gemüsehändler entstehen.

Damit würde sich der Großmarkt aus dem Areal westlich der alten Thalkirchner Straße zurückziehen: Dort könnte der Stadtrat dann eventuell das Volkstheater unterbringen. Im Stadtteil Sendling wäre zudem Platz für neue Wohnungen.

Dass das zuständige Kommunalreferat gemeinsam mit den Händlern zu einer Pressekonferenz geladen hat, gleicht schon einer kleinen Sensation. Heftig hatten Stadt und Standbesitzer um den neuen Standort der Großmarkthalle gestritten. Oberbürgermeister Christian Ude hatte den Händlern Machtspiele vorgeworfen, weil sich diese gegen den ursprünglichen Plan sträubten und eigene Vorschläge einbrachten.

Der Fruchthandelsverband kämpfte vehement für eine neue Halle auf dem Lkw-Parkplatz des Geländes. Die Verwaltung lehnte dies ab. Der Stadtrat beschloss daraufhin, eine unabhängige Studie in Auftrag zu geben.

Diese kommt nun zu dem Schluss, dass sich die Fläche östlich der alten Thalkirchner Straße besser eignet. Auf dem Lkw-Parkplatz wäre nur ein zweigeschossiger Bau möglich, was die Arbeit der Händler unnötig verkompliziere. Wenn der Stadtrat dem jetzigen Vorschlag zustimmt, könnte dort ein eingeschossiger Trakt gebaut werden, der die Anlieferung der Waren auf der östlichen und den Verkauf auf der westlichen Seite ermöglicht.

Der Lkw-Parkplatz bliebe bestehen, für die geschützte Mauereidechse würde die Stadt ein Habitat im südlichen Bereich einrichten. Erschlossen würde das Areal weiterhin von der Schäftlarnstraße. Die Kunden könnten ihre Autos und Lieferwagen in einer Tiefgarage mit 850 Stellplätzen parken.

Der gut 500 Meter lange Riegel bietet laut Kommunalreferent Axel Markwardt entscheidende Vorteile. Durch seine kompakte Bauweise schirme er die Wohnungen im Westen vom Lärm auf dem Großmarktgelände ab. "Die alte Thalkirchner Straße könnte auch wieder geöffnet werden, was sich die Bezirksausschüsse von Sendling und der Isarvorstadt schon lange wünschen", sagt Boris Schwartz, Leiter der Münchner Markthallen.

Die gute Nachricht für die Händler ist, dass sie während der Bauzeit ihre Geschäfte weder schließen noch verlagern müssen. "Sonst wäre das alles Unfug", sagt Markwardt. Günther Warchola, Präsident des Fruchthandelsverbands, bestätigt, dass seine Bedenken nun weitgehend ausgeräumt sind. Die Planung sehe wunderbar aus. Die neue Halle müsste für die Händler aber bezahlbar sein. "Die Mieten jetzt sind okay, weit mehr ist für uns aber nicht drin", sagt er.

Über die Kosten des Projekts ist momentan noch nichts bekannt. Die Studie des Frankfurter Planungsbüros "AS & P" sollte lediglich die Standorte vergleichen. "Das ist nur der Beleg, dass die Halle so funktioniert", sagt Markwardt. Erst wenn der Stadtrat den Auftrag für die Vorplanung erteile, könnten genauere Angaben zu Kosten gemacht werden. Auch der Zeitplan ist noch völlig offen.

Mit einer Eröffnung der neuen Markthalle ist nicht vor 2018 oder 2019 zu rechnen. Der Bau muss abschnittsweise erfolgen, damit der laufende Betrieb nicht zu sehr beeinträchtigt wird. "Wir werden ein hohes Tempo an den Tag legen", sagt Markwardt. Schon aus Eigeninteresse: Die alte Großmarkthalle ist so marode, dass dauernd teure Sanierungsarbeiten nötig sind, damit sie überhaupt noch betrieben werden kann.

Die Chancen, dass der Stadtrat dem Vorhaben zustimmt, stehen allerdings nicht schlecht. Laut Markwardt hat es bereits erfolgversprechende Gespräche mit der Stadtspitze und einigen Fraktionen gegeben. Im Dezember sollen die Kommunalpolitiker darüber abstimmen.

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SZ vom 11.10.2013/mmo
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