Süddeutsche Zeitung

·:Neue Führung will Münchner CSU befrieden

Der Amtsinhaber Otmar Bernhard tritt ohne Gegenkandidaten für den Posten des Bezirksvorsitzenden an.

Von Jan Bielicki

Die Münchner CSU hat am Freitag Abend ihre Führung neu gewählt. Als einziger Kandidat für den Posten des Bezirksvorsitzenden trat dabei der Amtsinhaber Otmar Bernhard an.

Am Rande des Bezirksparteitags auf dem Nockherberg rechneten führende Christsoziale mit einem klaren Votum für den Landtagsabgeordneten - zumal sich vor der Wahl Landesparteichef Edmund Stoiber noch einmal hinter Bernhards Bemühungen gestellt hatte, die skandalgeschüttelte und zerstrittene München-CSU wieder zu befrieden.

Der 58-Jährige war vor einem Jahr an die Spitze des Münchner Parteiverbands gerückt, nachdem seine Vorgängerin Monika Hohlmeier im Zuge der Affäre um gekaufte Mitglieder und gefälschte Anträge zurücktreten musste.

Kampfkandidaturen vermeiden

Auch bei der Wahl der übrigen Vorstandsmitglieder hatte sich Bernhard bis zuletzt bemüht, Kampfkandidaturen zu vermeiden. Dennoch sah der in der Parteiführung ausgehandelte Wahlvorschlag eine gewichtige Veränderung in der CSU-Spitze vor: Unter starkem Druck von Vorstandskollegen zog sich Aribert Wolf vom Amt des stellvertretenden Bezirkschefs zurück und erklärte sich bereit, als Schatzmeister zu kandidieren.

Vor allem die Landtagsabgeordneten Georg Eisenreich und Ludwig Spaenle hatten den umstrittenen einstigen OB-Kandidaten und Bundestagsabgeordneten zu diesem Rückzug gedrängt.

Der so zurückgestufte Wolf, bereits 2002 im innerparteilichen Kampf um ein Bundestagsmandat an Peter Gauweiler und im Jahr darauf im Ringen um einen Landtagssitz an seinem Konkurrenten Eisenreich gescheitert, hatte bereits in der vergangenen Woche eine Niederlage erlitten: Der Bezirksvorstand wollte ihn auf der CSU-Landesliste für die Bundestagswahl erst hinter der Bundestagsabgeordneten Hannelore Roedel eingereiht wissen.

Ursula Sabathil soll Wolf ablösen

An Wolfs Stelle sollte nach dem Willen der Parteimächtigen Ursula Sabathil, die stellvertretende Vorsitzende der Stadtratsfraktion, als neue Vizechefin in die CSU-Spitze aufsteigen. Neben der 55-Jährigen wollten sich auch Landtagsmann Spaenle, der Ratsfraktionschef Hans Podiuk und die Stadträtin Elisabeth Schmucker von den Delegierten wieder als Bernhards Stellvertreter bestätigen lassen.

Mit der Wahl Sabathils wollte die Parteiführung auch dem Eindruck entgegentreten, sie grenze Frauen von Spitzenpositionen aus. Ursprünglich nämlich hatten die Personalplanungen der mächtigen Kreisvorsitzenden nur noch eine Frau - anstelle von bisher dreien - im 19-köpfigen Bezirksvorstand vorgesehen. So wurde etwa die bisherige Schatzmeisterin Ilse Nagel bedrängt, ihren Posten für den zurückgestutzten Wolf zu räumen.

Erst als die Frauen-Union und deren Vorsitzende Elisabeth Schosser in Briefen an CSU-Chef Edmund Stoiber massiv eine "angemessene Vertretung" der Frauen in den Führungsgremien einforderten, zogen ein paar Männer ihre Vorstandskandidaturen zugunsten weiblicher Bewerber zurück. Dem neuen Vorstand sollen nun vier Frauen und 15 Männer angehören.

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SZ vom 9.7.2005
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