Neue Direktorin:Kompliziertes Erbe

Lange Nacht der Museen in München, 2017

Das Museum Fünf Kontinente hat offenbar eine Nachfolgerin für die verstorbene Direktorin Christine Kron gefunden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Stuttgarter Sinologin Uta Werlich soll künftig das Museum Fünf Kontinente leiten

Von Susanne Hermanski

Die Stuttgarter Sinologin Uta Werlich soll die Nachfolge der verstorbenen Christine Kron auf dem Direktorenposten des Museums Fünf Kontinente werden. Sollte der Vertrag zwischen Werlich und dem Freistaat zustande kommen, tritt sie ein kompliziertes Erbe an. Der Grund: Dem Museum steht in den nächsten Jahren - wie vielen anderen Völkerkundemuseen in Deutschland - jede Menge Arbeit bevor mit der Provenienzforschung an seinen Beständen. Daran ändert auch nichts, dass man das Haus in einem Akt der Politischen Korrektheit 2014 umbenannte, vom "Staatlichen Museum für Völkerkunde" in "Museum fünf Kontinente".

Nachdem die Bestände staatlicher Museen in den vergangenen Jahren verstärkt auf NS-Raub- und Beutekunst aus jüdischem Besitz überprüft wurden, soll in Zukunft verstärkt Raubkunst aus der Kolonialzeit thematisiert werden. Den Willen dazu hat erst die neue alte Regierungskoalition in ihren kulturpolitischen Plänen verkündet. In der Sammlung des Münchner Museums (1862 als Königlich Ethnographische Sammlung gegründet) befinden sich auch Schenkungen und Ankäufe von zahlreichen Kolonialbeamten, Reisenden, Missionaren und Händlern. Darunter könnten durchaus Ritualgegenstände und Kunstwerke sein - zum Beispiel aus Afrika - die ihre ursprünglichen Besitzer nicht freiwillig hergegeben haben.

Uta Werlich arbeitet derzeit am Linden-Museum in Stuttgart, das im Untertitel noch den Namen "Staatliches Museum für Völkerkunde" trägt. Die 47-Jährige leitet dort die Ostasien-Abteilung und hat eine mittlerweile prominente Chefin: Inés de Castro. Die 49-jährige soll nach Wunsch des Stiftungsrats der Stiftung Preußischer Kulturbesitz künftig die Sammlungen des Berliner Humboldt Forums führen. Damit wurde ihr eine der derzeit begehrtesten Aufgaben im deutschen Kulturleben angeboten. Für die gilt sie als Idealbesetzung - wegen ihrer Expertise in der Provenienzforschung.

Uta Werlich jedoch hatte zumindest ursprünglich andere Forschungsschwerpunkte. Sie begann ihre wissenschaftliche Laufbahn als Spezialistin der Textiltechnologie und Kleidung Chinas und forschte über die Kulturgeschichte der Nähmaschine in Taiwan. Ihrem Studium nach ist sie trotzdem breit aufgestellt. Neben Sinologie studierte sie Ethnologie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft.

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