Neue Deutsche Kinofilme:Die Flügel der Jugend

Das junge deutsche Kino ist härter geworden und erfolgreicher: Die internationale Anerkennung steigt, das Publikum wächst mit.

Susanne Hermanski

Justus von Dohnanyi trägt einen großen Namen. Der Sohn des Dirigenten Christoph von Dohnanyi und Neffe des langjährigen Hamburger Bürgermeisters, hat den Bekanntheitsgrad der Verwandtschaft bislang jedoch noch nicht erreicht. Der 47-jährige Theaterschauspieler ist bisher im Kino nur in Nebenrollen in Erscheinung getreten.

Auf dem Filmfest München aber gibt er sein Regiedebüt mit der schwarzen Komödie Bis zum Ellenbogen (So., 24.06., 21.30 Uhr, Maxx; Mo., 25.6., 10.30 Uhr, Maxx; Di., 26.6., 14 Uhr, Maxx): In dem Roadmovie spannt er den Hartz-IV-Empfänger Willi Kolb (Stefan Kurt) und Achim Delvental (Jan Josef Liefers), den Juniorchef einer Reederei, zusammen: Der eine brotloser Künstler, der andere Luxus gewöhnt. Ein Verkehrsunfall führt die Streithähne zusammen und auf einer tragikomischen Reise von der Schweiz nach Sylt quer durch ein Deutschland im Fußball-Taumel. Dohnanyi spielt übrigens auch mit - in einer Nebenrolle.

Zu den jungen Regisseuren, die sich ihren Namen bereits (selbst) gemacht haben, gehört Hans Steinbichler. Im vergangenen Jahr hat er mit Winterreise das Filmfest eröffnet, in diesem Jahr schickt er Autistic Disco (Do., 28.6., 21.30 Uhr, Maxx; Sa., 30.6., 16.30 Uhr, Maxx) an den Start. Dem englischen Titel zum Trotz spielt sich das Psychodrama einer Resozialisierungsgruppe junger Leute im Berchtesgadener Land ab. Auf einer abgeschiedenen Alm.

Inzest-Opus

Eine ähnlich emotional aufwühlende Kulisse wählte er schon für sein Inzest-Opus Hierankl. Damit wurde er 2005 "Shooting Star" des Münchner Filmfests. 2006 erntete diesen Titel Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot). Er sorgt ebenfalls erneut für Lokalkolorit: Seine Beste Zeit (Fr., 29.6., 10 Uhr, Maxx; Fr., 29.6., 22 Uhr, Maxx; Sa., 30.6., 21.30 Uhr, Maxx) trägt sich in der bayerischen Provinz zu und erzählt die Geschichte zweier Mädchen, die mitten in der Pubertät stecken. Ob sie den Absprung wohl schaffen? - Das steht womöglich bis zum Ende in den Sternen. Denn Beste Zeit ist der erste Teil einer Coming-of-Age-Trilogie, die Rosenmüller fürs Fernsehen gedreht hat und die mit Beste Gegend und Beste Chance bis 2009 fertig gestellt sein soll.

Jugendliche stehen auch im Mittelpunkt zahlreicher anderer Filme der Reihe "Neue Deutsche Kinofilme": In Der blinde Fleck (Mo., 25.6., 21.30 Uhr, Maxx; Mi., 27.6., 10.30 Uhr, Maxx; Do., 28.6., 16.30 Uhr, Maxx) soll die Tochter eines Polizisten zwei seiner Kollegen erschossen haben. Sie schweigt zu der Tat, schreit der Welt der Erwachsenen aber "alles Lüge" entgegen. In Sieben Tage Sonntag (Sa., 23.6., 22 Uhr, Maxx; Mo., 25.6., 14 Uhr, Maxx) begehen Jugendliche gemeinschaftlich einen Mord - aus einer Laune heraus.

Stars des deutschen Kinos sind ebenfalls in der Reihe zu finden: Gleich drei auf einen Streich - Ulrich Noethen, Ulrich Tukur und Katja Riemann - zum Beispiel in Rainer Kaufmanns neuer Adaption von Martin Walsers Das fliehende Pferd (Sa., 30.6., 20 Uhr, Mathäser).

Zwei der drei deutschen Filme, die in diesem Jahr in Cannes liefen, sind auch dabei: der gewalttätige Zweikampf eines schwer traumatisierten Paares Gegenüber (Sa., 23.6., 10 Uhr, Maxx; So., 24.6., 19 Uhr, Maxx; Mi., 27.6. 14 Uhr, Maxx) und Am Ende kommen Touristen (So., 24.6., 10 Uhr, Maxx; Mo., 25.6., 19 Uhr, Maxx; Di., 26.6., 10.30 Uhr Maxx; Do., 28.6., 14 Uhr, Maxx). Das Drama entspinnt sich um einen deutschen Zivildienstleistenden, der unbedingt im Ausland arbeiten will - gedreht wurde im heutigen Auschwitz.

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