Süddeutsche Zeitung

Neue Buslinie:Schnupper-Tour

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Die Bewohner der Siedlung am Ackermannbogen haben an die zehn Jahre für einen Bus gekämpft, mit dem sie direkt von ihrer Haustür zum Rotkreuzplatz fahren können. Am Sonntag wurde er eingeweiht

Von Ellen Draxel, Schwabing/Neuhausen

Auf diesen Tag haben die Bewohner des Ackermannbogens sehnsüchtig gewartet. Ein Bus, der vor ihrer Haustür hält, und mit dem sie direkt zum Rotkreuzplatz fahren können. Oder zum Scheidplatz. Ohne umzusteigen, ohne große Fußmärsche hinter sich bringen zu müssen. Am Sonntag war er da, der große Moment: Etwa 30 Nachbarn besteigen an den Haltestellen Deidesheimer Straße und Spiridon-Louis-Ring den 144er Bus an dessen Jungferntag. Eine Einweihungs-Schnuppertour mit Ziel Christkindlmarkt am Rotkreuzplatz. Der Bus kommt zwar sechs Minuten zu spät und es fehlt das Mikro, mit dem Sebastian Lachmuth von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ein paar Worte sagen wollte. Die Freude über die neue Linie trübt das nicht.

"Wir haben jetzt eine fußläufige Verbindung zum Bus und werden in beide Richtungen bedient", freut sich Karin Heese vom Forum Quartiersentwicklung des Ackermannbogen-Vereins. "Und dass das Dantebad und der Olympiapark angebunden sind, ist auch super." Auch wenn, wie Grünen-Politikerin Regina Bruder anmerkt, eine Verbindung zum Westfriedhof "schlauer" gewesen wäre. Aber nun ist dafür das Viertel um den Dom-Pedro-Platz angeschlossen.

Lange, sehr lange haben die Aktiven für diesen Bus gekämpft - an die zehn Jahre. Allen voran Karin Heese und Matthias Wanckel aus der Siedlung am Ackermannbogen, im Schulterschluss mit Stadträten und dem Westschwabinger Bezirksausschuss. Der Norden des Neubauquartiers, das war das Ziel von Anwohnern und Politikern, sollte nicht vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt werden. Ihre Hartnäckigkeit hat sich gelohnt: Von sofort an führt die neue Linie vom Rotkreuzplatz durch den Olympiapark über den nördlichen Ackermannbogen und die Angererstraße bis zum Scheidplatz. Alle 20 Minuten hält der Bus 144 künftig an der Ackermannstraße, der Deidesheimer Straße und dem Spiridon-Louis-Ring sowie im Park beim Tollwood-Festival, am Olympiastadion, an der Parkharfe, am Sapporobogen und im westlichen Olympiapark. In Neuhausen dreht er eine Schleife mit sieben Stopps rund um den Rotkreuzplatz. Bei Großveranstaltungen im Olympiapark ist mit einer leicht veränderten Linienführung des 144ers zu rechnen, während des Sommer-Tollwoods soll der Bus zwischen Scheidplatz und Tollwood verstärkt werden. Die bisherige Tollwood-Linie 99 gibt es wohl nicht mehr. Ein Zehn-Minuten-Takt wäre Anwohnern und Lokalpolitikern lieber gewesen, ist nicht zu finanzieren. Bereits jetzt wird der Bus von der Stadt bezuschusst.

Wie viel Glück die Anwohner haben, dass der Bus bereits fährt, erzählt Lachmuth während der Einweihungstour: "Die Linie ist mit sehr heißer Nadel gestrickt worden, erst vor zwei Wochen konnten die Bushaltestellen im Olympiapark eingerichtet werden." Der Grund: Der gesamte Park ist denkmalgeschützt, Veränderungen bedürfen daher einer Sondergenehmigung. Zu merken ist die Eile auch an den Schranken, die den Park vor unberechtigter Zufahrt schützen. "Der Busfahrer", erklärt Lachmuth, "muss die Schranken noch mit einer Fernbedienung öffnen." Später soll das dann automatisch gehen.

Der Fahrplanwechsel am Sonntag hat der Siedlung aber nicht nur diese eine, neue Buslinie 144 beschert. Das Quartier profitiert gleichzeitig von einer Anpassung der Linie 59. Fortan wird die Buslinie 59 den Ackermannbogen durchqueren: Von der Ackermannstraße biegt der Bus in die Elisabeth-Kohn-Straße ein und verlässt das Viertel wieder durch die Georg-Birk-Straße Richtung Süden. Die neue Endhaltestelle "Ackermannbogen" befindet sich nahe der Tengelmann-Tiefgarageneinfahrt, der erste Halt lautet "Georg-Birk-Straße" . Erstmals fährt diese Linie 59 in Richtung Nordbad/Giesing auch die Haltestelle Barbarastraße an, mit Umsteigemöglichkeit zur Tram 12 und zum Bus 53.

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Quelle:
SZ vom 12.12.2016
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