Stadtentwicklung:Stadtrat diskutiert Investoren-Pläne für Paketposthalle

Die Paketposthalle nahe der Friedenheimer Brücke in München am 12.11.2018.

In der riesigen Halle an der Friedenheimer Brücke verteilt die Post noch Briefe. Das Areal hat sie an den Immobilienentwickler Büschl verkauft.

(Foto: Jan A. Staiger)
  • Der Münchner Stadtrat zeigt sich den Plänen für das Areal um die Paketposthalle gegenüber aufgeschlossen.
  • Dem neuen Eigentümer des Areals schwebt ein "kleiner neuer Stadtkern vor, mit allen Nutzungsformen, die in einer Innenstadt relevant sind.
  • Das Büro Herzog und de Meuron soll einen städtebaulichen Masterplan entwerfen.

Von Sebastian Krass

Die Pläne des Investors für die Paketposthalle und das umliegende Grundstück stoßen im Stadtrat auf Wohlwollen. "Ich halte das bisher vorliegende Konzept für begrüßenswert", sagt CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl. Er findet auch die Hochhaus-Ideen spannend, mit denen Ralf Büschl, der neue Eigentümer, das Büro Herzog und de Meuron beauftragt hat. "Ich kann mir grundsätzlich dort Hochpunkte vorstellen, und ich denke da auch an mehr als 100 Meter." Pretzl betont, dass das seine Meinung sei und dass er damit "sehr nah bei OB Reiter" sei - dass es in der CSU aber auch andere Ansichten zur maximalen Höhe neuer Gebäude in München gebe. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl findet es "mutig, dass Büschl nach der riesigen Halle greift. Die Stadt sollte ihn bei der Entwicklung unterstützen."

Ralf Büschl, Chef der Büschl Unternehmensgruppe, hatte zuvor erklärt, er wolle auf dem 100 000 Quadratmeter großen Areal, das er der Deutschen Post abgekauft hat, eine Art kleinen Stadtkern schaffen, mit allen Nutzungen, die es in einer Innenstadt gibt. Wichtig sei ihm dabei auch, dass es ein für alle Münchner zugängliches Quartier werde, für die Bedürfnisse unterschiedlicher Einkommensgruppen. In der denkmalgeschützten Paketposthalle, die eine Spannweite von 150 Metern hat, sollen unter anderem kulturelle Nutzungen unterkommen.

An diesem Punkt setzt Michael Mattar an, der für die FDP im Planungsausschuss sitzt. "Ich hielte es für sinnvoll, dass die Nutzer des Gasteig in die Paketposthalle umziehen, also Philharmonie, Stadtbibliothek und Volkshochschule. Platz genug ist da." Zwar habe der Stadtrat entschieden, das Kulturzentrum an der Rosenheimer Straße zu sanieren. Aber angesichts des drohenden Rechtsstreits mit den ursprünglichen Architekten des Gasteig sowie mit unterlegenen Büros aus dem Wettbewerb für die Sanierung sei der Plan "noch nicht in trockenen Tüchern".

Auch SPD-Fraktionschef Reissl sagt, man wisse nicht, "was mit den Auseinandersetzungen auf uns zukommt. Deshalb würde ich die Alternative Paketposthalle nicht ausschließen." Allerdings sagt Reissl, dass das nicht seine präferierte Lösung sei und dass auch sie mit vielen Schwierigkeiten verbunden wäre. Die Paketposthalle war in den vergangenen Jahren auch als Standort für den neuen Konzertsaal des Freistaats im Gespräch wie auch als Gasteig-Interimsquartier während dessen Sanierung. Alle diese Pläne aber zerschlugen sich bislang.

Anna Hanusch, die für die Grünen im Planungsausschuss sitzt und Vorsitzende des zuständigen Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg ist, findet es spannend, dass Büschl ein Viertel schaffen will, das nahezu rund um die Uhr belebt ist - insbesondere die Halle. Auch dass ein Privater das Areal entwickelt und dabei logischerweise Profit machen will, findet Hanusch nicht per se problematisch. Sie hofft dadurch auf eine schnelle Entwicklung. Das Beispiel Werksviertel zeige, dass ein privater Investor relativ schnell vorankomme. Das Kreativquartier, das von der Stadt entwickelt wird, hingegen "brauche schon sehr lang", findet Hanusch.

Der Unternehmer arbeitet lieber "unter dem Radar"

Die Büschl-Gruppe ist zuletzt enorm gewachsen, sie gilt als größte Projektentwicklerin Münchens. Öffentlich tritt Büschl selten in Erscheinung, er arbeitet lieber "unter dem Radar", wie er sagt. Da die Überplanung der Paketposthalle ein komplexes Projekt wird, wofür er viel Unterstützung der Stadt braucht, hat Büschl in den vergangenen zwei Wochen die Spitzen der Fraktionen von CSU, SPD und Grünen über seine Pläne informiert.

Generell sagt man ihm einen guten Draht in die Stadtspitze nach, Reissl berichtet von wiederkehrenden Gesprächen mit dem Unternehmer. Anfang des Jahres wurde bekannt, dass die Büschl-Gruppe wie einige andere Immobilienfirmen zu den Spendern für den Schwarz-Weiß-Ball der Münchner CSU im Löwenbräukeller gehörte. Mit 2000 Euro unterstützte Büschl das Fest.

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