Neubaugebiete:Lochhausen soll zusammenwachsen

Strukturkonzept Lochhausen, Ausweitung Gewerbegebiet

Hinter den Firmengebäuden auf Höhe Lochhausener Straße 207 kommen nur noch Wiese und Bäume - Platz für eine Erweiterung des Gewerbegebiets.

(Foto: Florian Peljak)

In einem Strukturkonzept wollen die Stadtplaner die Osterangerstraße mit den übrigen Wohnquartieren verbinden. Bürger und Stadtviertel-Politiker pochen auf gleichzeitige Verbesserung der Infrastruktur

Von Ellen Draxel, Lochhausen

Lochhausens Zukunft wird konkreter. Das Viertel im Westen an der Grenze zu Gröbenzell steht schon seit geraumer Zeit im Visier der Stadtplaner, die Entstehungen der Neubaugebiete "Wohnen am Osteranger", "Spatzenwinkel" und "Henschelstraße" sind längst beschlossene Sache. Nun hat sich das Planungsreferat Gedanken zu einer weiteren möglichen Erschließung des Stadtteils gemacht.

"Anlass war für uns die isolierte Lage der Siedlung an der Osterangerstraße", sagt Franz Schlich-Trakies, der bei der Stadt für die räumliche Entwicklungsplanung zuständig ist. Das Strukturkonzept, das er und zwei seiner Kollegen jetzt in einem ersten Entwurf dem Bezirksausschuss (BA) Aubing-Lochhausen-Langwied vorstellten, sieht das Zusammenwachsen dieses Quartiers mit anderen Wohnquartieren Lochhausens vor.

Vorgesehen ist auf lange Sicht, das Gebiet südlich der Langwieder Hauptstraße bis zur Osterangerstraße "aufzufüllen". Gebaut werden sollen dort in erster Linie Wohnhäuser, "wir kalkulieren mit rund tausend neuen Wohnungen". Im Bereich der Hochspannungsleitung ist eine Zäsur beabsichtigt, und auch der südliche Ortsrand von Langwied sei von einer Bebauung frei zu halten, meint Schlich-Trakies. Eine "klare Randmarkierung" ergebe sich zudem im Osten durch den Langwieder Bach kurz vor der Auffahrt zur Autobahn A 99. Das kleine Gewerbegebiet entlang der Lochhausener Straße stadteinwärts östlich der S-Bahn-Station gedenken die Planer auszuweiten, derzeit besteht diese Fläche noch aus Wiesen und Bäumen.

Wichtig ist Lokalpolitikern und alteingesessenen Bürgern aber vor allem die Zusage der Stadt, Lochhausen endlich mit Läden, einem zweiten Grundschulstandort und einer Mehrzweckhalle versorgen zu wollen. Der Stadtteil verfügt bis jetzt über keinen einzigen Supermarkt, zum Einkaufen fahren die Münchner ins benachbarte Gröbenzell. Ein Platz für einen Vollsortimenter ist zwar bereits im Neubaugebiet an der Henschelstraße geplant. Das Strukturkonzept sieht aber noch einen weiteren Laden als Pendant auf der anderen Seite der Lochhausener Straße vor.

Auch der zweite Schulstandort ist dem künftigen Bevölkerungszuwachs geschuldet. "Die jetzige Grundschule wird auf Dauer vorn und hinten nicht ausreichen", bestätigt Schlich-Trakies die Meinung der Lokalpolitiker. Eine zweite zu bauen, sei daher "dringlich". Die Bürgervertreter hatten als möglichen neuen Grundschulstandort das ehemalige Manzinger-Gelände an der Ziegeleistraße südlich der Lochhausener Straße ins Spiel gebracht. Auf diese Weise wäre ein Teil der Schulkinder nicht länger gezwungen gewesen, die gefährliche Durchgangsstraße zu überqueren. Doch laut Schlich-Trakies ist das Manzinger-Areal als "Ausgleichsfläche" weiter natürlich vorgesehen. Auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik leben seltene Schmetterlinge und die streng geschützte Zauneidechse. Das Planungsreferat schlägt deshalb alternativ eine Fläche westlich der Osteranger-Siedlung vor. Obwohl dieses Grundstück ebenso wie die bereits bestehende Schule im Norden der viel befahrenen Lochhausener Straße liegt. "Wir haben Prognosen machen lassen", so Schlich-Trakies. "Vermutlich werden wir langfristig nördlich der S-Bahn doppelt so viele Schüler haben wie im Süden." Der BA allerdings hat bereits angekündigt, weiterhin im Interesse der Sicherheit nach einer Fläche im Süden von Lochhausen suchen zu wollen.

Dass der erstmals von der Bürgervereinigung Lochhausen-Langwied geäußerte Wunsch nach einer Dreifachhalle ebenfalls Eingang ins Strukturkonzept gefunden hat, freut die Stadtteilvertreter. Lochhausens einzige kleine Turnhalle bei der Grundschule am Schubinweg wird von Kindergärten, Horten, Schule, Freizeitsportlern und Vereinen genutzt, ihre Kapazität ist längst ausgeschöpft. "Die Lohhusa-Halle würde in der Stadtverwaltung eine Mehrheit finden", sagt Schlich-Trakies. "Aber mehr als ein Eintrag bei uns im Plan zwischen Bahnlinie und Lochhausener Straße südlich der Grundschule ist es noch nicht." Jetzt seien das Sportamt und der Kämmerer gefragt.

Das Strukturkonzept zeigt als Vorphase zur Flächennutzungsplanung lediglich erste Überlegungen. Details wie etwa Verkehrswege spielen noch keine Rolle - auch wenn Schlich-Trakies bewusst ist, dass diese Diskussion kommen wird. "Wenn wir hier alles so zubauen, gibt das einen Gau bei uns auf den Straßen", meldet sich bereits bei dem Vortrag ein Anwohner zu Wort. "Das stimmt", bestätigt der Planer, "was wir vermeiden müssen, ist, hier mehr Verkehr reinzuziehen". Er müsse jetzt einen "Offenbarungseid" leisten: "Uns fällt zu dem Thema langsam auch nichts mehr ein in dieser zugebauten Stadt." Mangels Entlastungsstraßen bleibe ihnen nur die Chance, regelnd einzugreifen. Und Schleichwege zu vermeiden.

"Was wir brauchen", betont Jürgen Umseher (CSU), Lochhausener und stellvertretender Vorsitzender des Stadtteilgremiums, "ist ein beidseitiger Radweg an der Lochhausener Straße. Und einen Tunnel an der Schule". Pendler müssten nicht mehr von der Außenzone zur Lochhausener S-Bahn-Station fahren, wenn der MVV-Tarif flexibler wäre. Und die Einwohner Lochhausens brauchten nicht länger das Auto zu bemühen, um nach Gröbenzell zu kommen, wenn es im Ort Läden gebe. "Das", sagt er, "sind so kleine Stellschrauben, an denen man effektiv drehen kann".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: