Süddeutsche Zeitung

Neubaugebiet Domagkpark:Weniger Fahrzeuge gemeinsam nutzen

Münchens erste E-Sharing-Station macht Anwohner ganz nach ihren Bedürfnissen mobil

Von Katharina Kutsche

Der Strom für die zwei Ladestationen in der Tiefgarage kommt vom eigenen Dach, nur ein Speicher muss noch installiert werden: Eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Haus am Domagkpark versorgt Münchens erste E-Sharing-Station, die Oberbürgermeister Dieter Reiter am Dienstag eröffnete. Im und am Haus der Wohnungsbaugenossenschaft Wogeno an der Fritz-Winter-Straße können die Anwohner nun ausleihen, was sie für Wochenend-Einkauf, Ausflug oder Möbeltransport benötigen: Auto, Roller, Lastenrad.

Rund drei Jahre hat das Konsortium der Bauherren am Domagkpark am Konzept gearbeitet, um den Bewohnern des Neubaugebietes eine moderne Form von Mobilität zu bieten und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Das Projekt habe in mehrerlei Hinsicht Vorbildcharakter, sagt Reiter, schließlich gehe es darum, "die Mobilitätsherausforderungen für diese Stadt für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre bewältigen zu können". Das heißt vor allem, Projekte zu unterstützen, die dafür sorgen, dass weniger Fahrzeuge auf Münchens Straßen unterwegs sind. Carsharing also "und Bikesharing - heißt das dann so?", fragt Reiter.

Das Projekt macht das Bauen billiger, weil Stellplätze eingespart werden können

Zwei Elektro-Roller und -Fahrräder und ein elektrisch betriebenes Lastenrad können die Domagkpark-Bewohner mieten, außerdem im Angebot: fünf Autos unterschiedlicher Größe, eines davon ist ein Elektrofahrzeug. Gebucht werden die Fahrzeuge über die Plattform der Carsharing-Firma Stattauto, die zusammen mit dem gemeinnützigen Verein Dynamo Fahrradservice Biss an der Entwicklung des Projekts beteiligt war.

"Wir wollen nicht mehr besitzen, sondern nutzen", sagt Reiter, bevor er das rote Band zur Eröffnung durchschneidet. Das mache das Bauen billiger und ermögliche ein "modernes Parkraummanagement". Dahinter steckt eine einfache Rechnung: Je weniger Menschen ein eigenes Fahrzeug besitzen, desto weniger Stellplätze müssen bei einem Neubau einkalkuliert werden. Ein Stellplatz kostet ungefähr 20 000 Euro, erklärt Christian Stupka, Sprecher des Konsortiums Domagkpark. "Wir haben daher einen differenzierten Stellplatzschlüssel mit der Stadt verhandelt", für das Wogeno-Haus an der Fritz-Winter-Straße liegt er bei 0,5: Den 74 Wohnungen stehen nur 40 Stellplätze gegenüber. Die eingesparten Investitionskosten hat die Wogeno in den Ausbau der neuen Mobilitätsstation gesteckt - und in zwei zusätzliche MVG-Tickets, die speziell von den Wogeno-Mietern ausgeliehen werden können.

Auch die Stadt München war nicht nur konzeptionell an der E-Sharing-Station beteiligt, sondern bezuschusste das Projekt mit Fördermitteln aus dem E-Mobilitäts-Programm der Landeshauptstadt und beteiligte sich an der Anschaffung der Elektro-Fahrräder. In der Verknüpfung von modernem, innovativem Wohnen und dem Sharing-Prinzip sieht Münchens Oberbürgermeister einen zusätzlichen Gewinn: "Durch den Einsatz von Elektromobilität werden Lärm- und Abgasemissionen reduziert und die neuen Antriebstechnologien einem breiteren Publikum bekannt gemacht", so Dieter Reiter.

Auch die Tiefgaragenplätze lassen sich je nach Bedarf buchen und bargeldlos bezahlen

Die rund 4000 Bewohner im Neubaugebiet Domagkpark können zukünftig auch die Tiefgaragenplätze im Wogeno-Haus teilen. Die spezielle App "ParkU" ermöglicht Autofahrern, Stellplätze je nach Bedarf zu buchen, bargeldlos zu bezahlen und sich sogar zum Parkplatz navigieren zu lassen. Auch die Zufahrt zur Tiefgarage ist über die App gesichert, an der Ein- und Ausfahrt muss lediglich ein QR-Code gescannt werden.

Für die Fahrräder der Wogeno-Mieter gibt es erheblich mehr Platz als sonst üblich. Insgesamt 200 Stellplätze in einem dreigeschossigen Fahrradparkhaus können für je drei Euro im Monat gemietet werden.

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Quelle:
SZ vom 01.06.2016
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