Vielleicht wird sich der kleine Moritz an diesem Tag gar nicht mehr die Hände waschen. Oft kommt es in seinem Kinderalltag ja nicht vor, dass er Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ein High five gibt. Moritz strahlt über beide Ohren. Im Haus für Kinder an der Isoldenstraße hat er zusammen mit seinen Kindergartenfreunden zur Klinikeinweihung Bilder gemalt. Wie sie sich die Klinik vorstellen, was sie ihr wünschen. Moritz hat einen großen, orangefarbenen Tiger gemalt. Der "Wundertiger" ist das Maskottchen der Stiftung Kinderklinik München Schwabing. Sein Name als Schriftzug weist den Weg in die Klinik. Zur Notaufnahme.
Bei der Eröffnung der Frauen- und Kinderklinik Schwabing am Dienstag klatscht Reiter viele Kinder ab. Ihm macht das sichtlich Spaß. Na ja, er ist geübter Opa, hat fünf Enkelkinder. Er redet mit den kleinen Festgästen, fragt sie dies und jenes. Und gibt wieder ein High five.
Oft kommt es auch nicht vor, dass plötzlich drei Kinder in die München Klinik (Mük) Schwabing marschieren, im Büro der Direktion anklopfen und 160 Euro vorbeibringen. Die Spitznamen des Trios sind Tönchen, Helenchen und Freed. Sie haben beim Flohmarkt an der Münchner Freiheit Geld für den Neubau gesammelt. Weil sie wollen, dass alle kranken Kinder schnell wieder gesund werden.
160 Euro. Lieb gemeint, viel Geld für die Kinder. Und doch nur ein klitzekleiner Tropfen auf den heißen Stein. Denn 143 Millionen Euro haben Stadt und Freistaat in den Neubau investiert, der alles ist: eine Klinik der kurzen Wege und hochmoderne Kindermedizin unter einem Dach - mit Notfallzentrum, Chirurgie, Gynäkologie, Geburtshilfe, Neonatologie und Kinderonkologie.
Nicht gerade billig. Aber "sehr gut investiertes Geld für unsere Kinder" wie Dieter Reiter und die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sagen. An den kommunalen Kliniken festzuhalten, sei die "richtige Entscheidung", betont Reiter, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der München Klinik ist. Jetzt müsste laut Gerlach aus der neuen Klinik nur noch ein "Ort des Vertrauens" werden, in dem Familien gut aufgehoben sind, "medizinisch und menschlich".
Hochmoderne Medizin, viele Exzellenzen - medizinisch wird das neue Haus mit seinen 150 Betten ein "Meilenstein" sein. Davon sind nicht nur Mük-Geschäftsführer Götz Brodermann und sein kaufmännischer Kollege, Tim Guderjahn, absolut überzeugt, sondern auch das ganze Ärzte-Team. Von der Stiftung Kinderklinik München Schwabing sind die Innenräume liebevoll gestaltet worden. Am kommenden Mittwoch werden die ersten Fachbereiche in das neue Haus ziehen. Nachmittags schon könnte das erste Baby in der Frauenklinik auf die Welt kommen.
Bleiben nur noch gute Wünsche. Die haben Kinder, Patienten und Mitarbeiter der Klinik auf Zettel geschrieben, die an Luftballons hängen. Ben, Patient in der Kinderonkologie, wünscht allen Kindern, dass sie niemals aufgeben sollen, "egal, wie hart es ist". Dann fliegt sein Luftballon mit vielen anderen in den grauen Himmel.
Ein Wunschballon landet übrigens später auf einer Baustelle in der Nähe von Rosenheim. Gefunden von einem jungen Mann, dessen Bruder Azubi in der Mük ist.