Neuaubing/Westkreuz:Längere Wege zum Nahversorger

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Am Westkreuz in Neuaubing wird ein ganzes Ladenzentrum abgerissen und neu errichtet. Während der zweijährigen Bauphase fällt ein Discount-Supermarkt weg. Vor allem für ältere Menschen ist das ein Problem

Von Ellen Draxel, Neuaubing/Westkreuz

Das Paul-Ottmann-Zentrum, Herzstück der Siedlung am Westkreuz, entsteht neu. Am 8. Januar soll mit dem Abriss des jetzigen Ladenzentrums begonnen werden, am 24. Januar ist für die Anwohner eine Informationsveranstaltung zum Neubau geplant. Errichtet werden drei jeweils zweistöckige Flachbauten. Ein zunächst vorgesehener, fünfstöckiger Hochpunkt wurde von der Stadt nicht genehmigt, weil er Nachbarwohnungen verschattet hätte. Das neue Zentrum soll moderner, offener, grüner als der Altbau aus den Siebzigerjahren werden, mit gut sichtbaren Laden-Eingängen, barrierefreien Wegen und mehr Parkplätzen als bisher in einer Tiefgarage. Eine Grafik dazu wird derzeit erstellt.

Am 8. Januar wird das Paul-Ottmann-Zentrum am Westkreuz abgerissen. (Foto: Robert Haas)

Die meisten der bisherigen Mieter können während der rund zweijährigen Bauzeit in einen Interimsstandort umziehen, einen Neubau, der später als Wohnraum genutzt werden soll. Für die Stadtbibliothek Neuaubing und den Discounter Penny allerdings fanden sich keine Räumlichkeiten. Bibliotheksmitarbeiter besuchen während der Schließungszeit Schulen und Kindertageseinrichtungen, außerdem bereist der grüne Bücherbus den Stadtteil. Der Penny hingegen fällt vorerst ersatzlos weg. "Wir haben lange versucht, eine Ersatzfläche zu finden", sagt Daniel Genée von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung. Im Bewusstsein, dass viele der zahlreichen Senioren im Viertel größere Wegstrecken zur Nahversorgung kaum mehr zu bewältigen vermögen. "Aber 1000 frei verfügbare Quadratmeter gibt es am Westkreuz einfach nicht." Die Grundstücke gehörten überwiegend Wohnungseigentümer-Gemeinschaften. Mit "wir" meint der Stadtteilmanager auch den Bauherrn, die Firma SBI GmbH und Müller Beteiligung-Aubing GmbH & Co. KG.

Für die Bewohner, hier bei einem Stadtteilfest 2014, beginnt nach Abriss eine Phase der Überbrückung. (Foto: Florian Peljak)

Etwa 42 000 Menschen leben rund um das Paul-Ottmann-Zentrum an der Ecke Mainau-/Radolfzeller Straße, sie müssen nun vorübergehend die Supermärkte an der Stockacher oder an der Bodenseestraße für ihren Einkauf aufsuchen. "Von einem Versorgungsnotstand sind wir aber weit entfernt", betonte Jürgen Umseher (CSU) in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Aubing-Lochhausen-Langwied. Die Läden seien nach zwei Busstationen zu erreichen, außerdem gebe es viele Anbieter, die auch in die Wohnung lieferten, sagte Umseher.

Dennoch sollten für diejenigen Senioren, die kaum mehr mobil sind und das Internet nicht nutzen, "dringend" zusätzliche Angebote geschaffen werden, fordern die Regsam-Facharbeitskreise "Alte Menschen", "Kinder/Familie/Jugend" und "Runder Tisch Inklusion". Es sei "an der Zeit", die Bedürfnisse dieser Gruppe "ernst zu nehmen".

Im Jahr 1966, erinnert sich die frühere SPD-Stadträtin und Landtagsabgeordnete Anne Hirschmann, habe es am Westkreuz auch keinen Laden gegeben. Das Viertel war gerade erst entstanden, die nächsten Einkaufsmöglichkeiten befanden sich an der Limesstraße. Damals stellte man kurzerhand eine Baracke auf: Der Spruch "Keine Feier ohne Meier" wurde zum geflügelten Wort. Eine ähnliche Lösung stellt sich Hirschmann nun vor, um die jetzige Situation zu entschärfen. Sie habe deshalb bereits mehrfach mit dem Büro von Oberbürgermeister Dieter Reiter telefoniert.

© SZ vom 02.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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