Süddeutsche Zeitung

Neuaubing/Westkreuz:Ein Viertel blüht auf

Lesezeit: 2 min

Neuaubing und Westkreuz erleben gerade eine besondere Entwicklung, an der sich Bürger aktiv beteiligen können

Von Ellen Draxel, Neuaubing/Westkreuz

Wer in Neuaubing und am Westkreuz wohnt, lebt "mittendrin" in einem Viertel, das gerade aufblüht. Das sich städteplanerisch besonders entwickeln kann, weil dafür extra Fördermittel zur Verfügung stehen. Bis zu 16 Millionen Euro lässt sich die Stadt die Verbesserung der Nahversorgung, den Ausbau der Grünflächen und die Aufwertung öffentlicher Räume vor Ort kosten.

Inputs zu sinnvollen Aktionen und Projekten erhoffen sich die Erneuerer von den Bürgern: Am kommenden Samstag, 11. Juli, findet von 13 bis 18 Uhr im Grünzug an der Ecke Radolfzeller /Altenburgstraße ein Event unter dem programmatischen Motto "Mittendrin" statt, mit jeder Menge Informationen.

Ein Festzelt wird dort zu finden sein, verschiedene Mitmach-Angebote soll es geben - und ein gelbes Sofa, das schon seit einigen Wochen durch das Viertel wandert. Wer darauf Platz nimmt, kann publikumswirksam Wünsche und Meinungen über Neuaubing und das Westkreuz äußern. Kenntnisreiche Gesprächspartner, mit denen zuvor Ideen geboren werden können, stehen bereit.

"Es gibt", sagt Daniel Genée, seines Zeichens Stadtteilmanager und damit auch Koordinator künftiger Aktionen in diesem größten Sanierungsgebiet Bayerns, "schon jetzt eine ganze Fülle verschiedenster Projekte". Gesammelt unter anderem vor zwei Jahren in Workshops mit Bürgerbeteiligung, aber auch in jüngster Zeit wie etwa beim Stadtteilfest am 9. Mai.

So könnte beispielsweise der Gößweinsteinplatz kulturell genutzt werden. Oder das triste Ladenzentrum an der Wiesentfelser Straße bis zur Realisierung des geplanten Neubaus mit Zwischennutzungen belebt und "an einigen Stellen aufgehübscht" werden. Graue Betonsäulen als Zeichen für Toleranz und interkulturelles, nachbarschaftliches Miteinander mit bunten Farben einzustricken, sei da nur eine von vielen denkbaren Möglichkeiten. Das Gewerbezentrum wird frühestens 2021 erneuert, so lange laufen die Mietverträge für den alten Komplex.

Ein neues Gesicht soll auch die Brachfläche gegenüber dem Stadtteil-Laden an der Friedrichshafener Straße 11 bekommen: Dort wird in voraussichtlich zwei Jahren ein Kindergarten errichtet, ein Grünstreifen bleibt aber frei. Was in diesem Bereich als Mehrgeneration-Zone entstehen könnte, dürfen Bürger mitkreieren.

Das A und O für Engagement ist die Identifizierung mit dem Stadtteil, deshalb sind die Bewohner von Neuaubing und dem Westkreuz unter anderem aufgerufen, ein Design für ihr Viertel zu entwerfen. "Auf dem gelben Sofa beim Stadtteilfest fanden die Leute unsere T-Shirts ganz toll", lacht Genée. "Alle wollten eins haben. Aber das waren natürlich Prototypen." Jetzt soll im Rahmen eines Wettbewerbs unter dem Motto "Dein Viertel - Dein T-Shirt" am kommenden Samstag ein gemeinsames Motiv gefunden werden. Ob Textidee, Graffiti, Fotocollage oder Illustration - ein gutes Händchen für Design und ausgefallene Ideen sind gefragt. Wer mitmachen will, kann sich eine Vorlage unter www.neuaubing-westkreuz.de herunterladen.

Erarbeitet werden soll außerdem ein "Insider-Stadtplan". Einmal realisiert, kann er verraten, welche Orte für die Bewohner von Bedeutung sind. Und wo sich ungewöhnliche Geschichten verstecken könnten. Ob der Erinnerungs-Stadtplan unter dem Motto "Willst Du mit mir gehen" später als gedruckter Text oder als Audioguide zu haben sein wird, ist noch offen. Besondere Plätze sind schon jetzt beim neuen Memory-Spiel mit Motiven aus Neuaubing und dem Westkreuz zu entdecken.

Für Kinder und Jugendliche gibt es am Samstag von 12 Uhr an ein Programm, organisiert vom Team der Kinder- und Jugendfreizeitstätte 's Fredl. Und als Vorboten einer Aktion im Herbst werden Elemente einer Ausstellung zu sehen sein, die Bethel Fath und Naomi Lawrence kreiert haben. Ein Jahr lang besuchten die Künstlerinnen Menschen aus dem Viertel. Dokumentiert sind Gesichter und Erlebnisse.

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Quelle:
SZ vom 08.07.2015
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