Neuaubing:Total lokal

Neuaubing: Speisen und Politisieren: Im Festsaal des Schnitzel- und Hendlhauses finden auch regelmäßig bürgerschaftliche Veranstaltungen statt.

Speisen und Politisieren: Im Festsaal des Schnitzel- und Hendlhauses finden auch regelmäßig bürgerschaftliche Veranstaltungen statt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Bürger und Vereine wollen den Saal im Schnitzel- und Hendlhaus auch nach 2025 bürgerschaftlich und kostenfrei nutzen

Von Ellen Draxel, Neuaubing

Die Aubinger nennen ihn einfach nur den "Wienerwald-Saal". Der Nebenraum des Bayerischen Schnitzel- und Hendlhauses an der Limesstraße 63 ist ein Platz zum Speisen. Vor allem aber ist er historisches Pflaster, Kultur- und Versammlungsraum, seit Jahrzehnten schon. Und geht es nach dem Kulturreferat, soll das auch so bleiben.

Drei Treffpunkte für bürgerschaftliches Engagement gibt es derzeit im Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied: den Nebenraum an der Limesstraße, den Bürgersaal am Westkreuz und das Kulturzentrum Ubo 9. Ein vierter ist in Planung, er soll im neuen Stadtteil Freiham entstehen. Bis auf das Wirtshaus an der Limesstraße befinden sich alle Räume im Eigentum der Stadt, die Gaststätte aber gehört der Eisenbahner-Baugenossenschaft München (ebm). Als die Genossenschaft 1910 für die damaligen Mitarbeiter der Hauptwerkstätten der Königlich Bayerischen Staatsbahn und später der Reichsbahn ihre Wohnanlage im Erbbaurecht errichtete, wollte sie zusätzlich einen Ort der Gemeinschaft schaffen. Das ist das Lokal bis heute geblieben.

Schon Mitte der Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts bis 1933, weiß Peter Malter vom Aubinger Archiv, diente der Nebenraum den Sozialdemokraten als Versammlungsort. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich dort die demokratischen Parteien wiedergegründet. Seither finden an der Limesstraße Faschingsbälle und Vereinssitzungen statt, Theater-, Gesangs- und Tanzauftritte, Fahnenenthüllungen, Wahlveranstaltungen und Bezirksausschuss-Sitzungen.

"Im Jahr 1965", erinnert sich Malter, "ist das Bierstüberl im Feuer gewesen: Der Saal sollte auf Wunsch der Genossenschaft abgerissen werden." Die Lokalpolitiker kämpften damals für den Erhalt des Raumes und eine öffentliche Nutzung. Die Folge war ein Kompromiss: Von 1969 an musste jeder, der den Nebenraum in Anspruch nehmen wollte, eine Saalmiete entrichten - plus Heizkostenzuschuss.

Kurz vor der Jahrtausendwende allerdings war der Saal dann so marode, dass er saniert werden musste. "Die Stadt nahm damals auf Bestreben von Stadtrat Helmut Pfundstein (CSU) rund 900 000 Euro in die Hand - seitdem können die Vereine ihn unentgeltlich nutzen", erzählt Malter. Der Vertrag einer "kostenfreien Überlassung des Raumes für stadtteilkulturelle und bürgerschaftliche Aktivitäten", wie das Kulturreferat den damaligen Deal zwischen der ebm und dem Kommunalreferat nennt, läuft jedoch Ende 2025 aus. Das Kulturreferat will deshalb das Kommunalreferat "bitten, frühzeitig Gespräche über eine Nutzungsmöglichkeit über den 31.12.2025 hinaus mit der Eigentümerin aufzunehmen". Aubings Lokalpolitiker hatten die Behörde darum ersucht. "Dieser Saal", sagt Stadtrat und Bezirksausschuss-Mitglied Johann Sauerer (CSU), "muss unbedingt erhalten bleiben, das ist uns ganz wichtig". Die Aubinger hätten "Glück", so einen Ort überhaupt noch zu haben.

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