Neuaubing:Neue Wege beschreiten

Neuaubing: "Nicht in Routine verfallen": Bernhard und Kerstin Vocke.

"Nicht in Routine verfallen": Bernhard und Kerstin Vocke.

(Foto: Robert Haas)

Das Pfarrer-Ehepaar Bernhard und Kerstin Vocke, das in der Adventskirche einiges auf die Beine gestellt hat, verlässt Neuaubing. Wer ihm nachfolgt, ist noch offen. Am Sonntag heißt es Abschied nehmen

Von Ellen Draxel, Neuaubing

"Für einen Pfarrer ist es wichtig, nicht in Routine zu verfallen." Achteinhalb Jahre lang waren Kerstin und Bernhard Vocke als Seelsorger an der evangelisch-lutherischen Adventskirche in Neuaubing tätig. Jetzt, da ihr jüngster Sohn David sein Abitur in der Tasche hat und der Neubau des Gemeindezentrums abgeschlossen ist, ist es für das Paar an der Zeit, noch einmal die Wirkungsstätte zu wechseln. Bernhard Vocke ist 56, seine Frau zwei Jahre jünger - bis zum Ruhestand wollen die beiden neue Wege beschreiten. Von März an übernehmen sie die seit Mitte 2017 vakante Pfarrstelle der Kreuzkirche in Schweinfurts Stadtteil Oberndorf. Ganz unbekannt ist dem Ehepaar das Dekanat Schweinfurt nicht: Bevor die Vockes in den Münchner Westen kamen, betreuten sie mehr als zwölf Jahre lang gemeinsam die Pfarrstelle in Schonungen, einem Vorort von Schweinfurt. "Zuerst waren sie in Oberndorf ja ein wenig misstrauisch, weil wir jetzt aus einer großen Stadt kommen", erinnert sich Bernhard Vocke lachend an den ersten Kontakt mit der künftigen Gemeinde. Das habe sich dann aber schnell gegeben, als er den Menschen erzählte, dass Aubing wie Oberndorf trotz der Eingemeindung seinen typischen Charme und seinen dörflichen Charakter behalten hat. Ein weiterer Pluspunkt: Vocke ist gebürtiger Franke, in Würzburg aufgewachsen.

Als die Vockes im September 2010 in Neuaubing anfingen, waren sie zunächst die Jüngsten im Kirchenvorstand. Inzwischen hat sich das geändert: Heute prägen viele Familien mit Kindern das Gemeindeleben, dank neu gesetzter Akzente des Pfarrer-Ehepaars. "Unser zentrales Anliegen war es immer, Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten", sagt der Pastor. "Kirche verwirklicht sich nicht in einer übergeordneten Organisation, sie existiert im gemeinsamen Glauben, im Suchen und Finden, Danken und Feiern." Kerstin Vocke lag besonders die Arbeit mit Kindern am Herzen, die Begleitung älterer Menschen sowie die Förderung der Kirchenmusik. In der Adventskirche sind nicht nur mehrere Chöre und eine Band aktiv, es gibt auch ein Blockflötenensemble, einen Bläser- und einen Tanzkreis. "Mit diesem Angebot erreichen wir Leute, die sonst vielleicht gar nicht in die Kirche kämen."

Die Leidenschaft Bernhard Vockes galt der Arbeit mit Konfirmanden. "Jugendliche", schwärmt der Pfarrer, "diskutieren wirklich gerne und engagiert". Als Leiter der Verwaltung verantwortete Vocke auch den Neubau des Gemeindezentrums an der Limesstraße.

Beiden wichtig war außerdem die Weiterentwicklung der Ökumene. Sie haben nicht nur zwei Kirchentage mitgestaltet, darunter im Juli 2017 einen Gottesdienst mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dem katholischen Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg und Weihbischof Sofian von Kronstadt von der rumänisch-orthodoxen Metropolie. Die Vockes führten auch neue Gottesdienstformen ein, beispielsweise Taizé-Gebete, die seitdem einmal pro Monat ökumenisch gefeiert werden.

Bis Anfang März führen Kerstin und Bernhard Vocke ihr Engagement in Neuaubing wegen Verzögerungen bei der Pfarrhausrenovierung noch fort, dann ziehen sie um nach Franken. Wer ihnen folgt, ist offen: Im Februar werden die anderthalb Pfarrstellen ausgeschrieben und voraussichtlich im Oktober neu besetzt. Bis dahin stockt die dritte Pfarrerin der Adventskirche, Kaitia Frey, ihre halbe auf eine dreiviertel Stelle auf, und Pastoren der Nachbargemeinden werden den einen oder anderen Gottesdienst übernehmen. Einiges wird aber einfach auch ruhen müssen.

Offiziell verabschiedet werden die Vockes bereits am kommenden Sonntag, 13. Januar: Der musikalisch reich gestaltete Gottesdienst in der Adventskirche an der Limesstraße 85 beginnt um 10 Uhr, Zeit für Gespräche findet sich beim anschließenden Empfang im Gemeindezentrum.

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