Neuaubing:100 Kilometer in 24 Stunden: Münchens erster Mammutmarsch

Lesezeit: 2 Min.

Distanzen meistern: Beim ersten Mammutmarsch in Berlin im Jahr 2013 nahmen 50 Wanderer teil, 2016 waren es bereits 2500. (Foto: Privat)
  • Zum ersten Mal findet im August in München ein Mammutmarsch statt. Start und Ziel ist Neuaubing.
  • Die Teilnehmer sollen 100 Kilometer laufen und haben dafür 24 Stunden Zeit.

Von Ellen Draxel

Bis vor wenigen Monaten war Pascal noch ein Couch-Potato. Er rauchte 60 Zigaretten am Tag und setzte sich abends mit Bier und Junk-Food vor den Fernseher. Dann sah er das Video des Mammutmarschs auf YouTube. Bis zu hundert Kilometer legen die Teilnehmer bei dieser Wanderung in 24 Stunden zurück. Pascals Ehrgeiz war geweckt: Er begann zu trainieren, ernährte sich gesünder, hörte mit dem Rauchen auf. Inzwischen schafft er 75 Kilometer. Vor zwei Wochen hat er sich deshalb symbolisch ein Mammutmarsch-Tattoo stechen lassen.

Für Kalle Eberhardt steht Pascals Geschichte stellvertretend für viele. Gemeinsam mit Bastian Kröhnert und Philipp Laage organisiert der ehemalige Leistungssportler seit 2013 jedes Jahr in Berlin einen Mammutmarsch. "Unsere Motivation ist, Menschen vor Augen zu führen, dass sie, wenn sie nur wollen, sehr ambitionierte Ziele erreichen können." Das erste Mal machten bei der Wanderung in Berlin knapp 50 Leute mit, im Folgejahr waren es schon 150. Dann 850 - und 2016 waren bereits 2500 Teilnehmer am Start.

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Heuer findet das Event am 5. und 6. August erstmals auch in München und Umgebung statt, mit Start und Ziel in Neuaubing. Losmarschiert wird am Samstag zwischen 15 und 17 Uhr in Startgruppen mit jeweils maximal 150 Teilnehmern. Der Weg führt entlang der Münchner Stadtgrenze durch den Forstenrieder Park ins Isartal, über Höhenschäftlarn und das Westufer des Starnberger Sees bis nach Tutzing und weiter über Herrsching, Oberpfaffenhofen, Gilching und Germering zurück zum Gelände des ESV Neuaubing.

Auf der Strecke gibt es nach jeweils 20 Kilometern Verpflegungspunkte, dort können die Läufer ihre Wasserflaschen auffüllen und sich mit Müsliriegeln und Bananen eindecken. Freiwillige Helfer kümmern sich um die Sportler, ein telefonischer Support ist permanent erreichbar. Und damit sich niemand verläuft, erhält jeder Wanderer Kartenmaterial, Wegbeschreibungen auf Papier und einen GPS-Track mit dem Streckenverlauf.

Außerdem stehen nach 40 Kilometern Shuttlebusse bereit, die diejenigen Teilnehmer, die früher aufhören möchten, zurückbringen. "Wer 50 Kilometer schafft, kann schon sehr stolz auf sich sein", findet Eberhardt. "Das ist mehr, als 95 Prozent der Menschen jemals am Stück gegangen sind."

Schuhe, Kleidung und Ausrüstung müssten stimmen

Die Distanz dagegen in voller Länge zu meistern, das wissen die Initiatoren, ist eine extreme Grenzerfahrung. Körperlich wie geistig. "Die große Herausforderung beim Mammutmarsch ist es, 24 Stunden nicht zu schlafen, 24 Stunden lang ohne Unterbrechung mit ein paar Pausen auf den Beinen zu sein", sagt Bastian Kröhnert. "Und immer wieder, wenn man das Gefühl hat, jetzt bin ich müde, jetzt habe ich Hunger, jetzt will ich mich einfach nur hinsetzen, trotzdem weiterzulaufen. Schritt für Schritt, bis man die 100 Kilometer überstanden hat."

2007 haben Kampfsportler Kröhnert und Extremsportler Philipp Laage den langen Marsch zum ersten Mal an sich getestet. Zwei naive Jungs in Turnschuhen, ausgerüstet mit etwas Verpflegung und Wasser im Rucksack. Das Erlebnis war schmerzhaft, aber hinkend und fluchend erreichten die beiden ihr Ziel. Trotz körperlicher Höchstanstrengung, betont Kröhnert, sei das Durchhaltevermögen vor allem "eine Sache des Kopfes".

Man müsse kein Marathonläufer sein, um beim Marsch mitzumachen, ergänzt Michael Eigster, der Hauptorganisator der Münchner Veranstaltung. "Das ist ein komplett anderes Spiel, eine ganz andere Belastung." Dennoch sollte man vorher schon mal 30 Kilometer gegangen sein, um die Anstrengung einschätzen zu können.

Andererseits hatte das Orga-Team auch schon Gruppen dabei, die unvorbereitet antraten und den Mammutmarsch zu Ende gingen. "Was stimmen muss, sind Schuhe, Kleidung und Ausrüstung." Regenbekleidung, Blasenpflaster, Verpflegung und ein voll aufgeladenes Handy seien sinnvoll - und die Lampe für die Nacht Pflicht.

Anmeldungen für den Mammutmarsch sind über die Website www.mammutmarsch.de/munich möglich, die Teilnahme kostet 40 Euro.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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