Neuaubing:Gemeinschaftswerk

Künstlerkolonie im ehemaligen Zwangsarbeiterlager in Neuaubing, 2015

Längst hat sich in den Baracken der ehemaligen Zwangsarbeitersiedlung eine Gemeinschaft aus Künstlern und Handwerkern niedergelassen.

(Foto: Robert Haas)

Baracken-Lager an der Ehrenbürgstraße wird bis 2024 saniert

Von Ellen Draxel, Neuaubing

Grobe Konzepte, wie das ehemalige Zwangsarbeiterlager an der Ehrenbürgstraße 9 einerseits zu einem würdigen Erinnerungsort werden kann, andererseits als lebendige Kunst- und Handwerkeroase erhalten bleibt, gibt es schon seit 2018. Das NS-Dokumentationszentrum wird zusätzlich zwei Baracken sowie Teile des Außenbereichs als Ausstellungs- und Vermittlungsfläche nutzen, so viel ist klar. Außerdem sollen die restlichen Baracken nach und nach saniert und der Hof, den sie umgeben, in Koexistenz erschlossen werden. Auf diese Weise wollen Denkmalschützer, die Stadt, das NS-Dokuzentrum und die Kunst- und Kulturschaffenden neue Wege der Erinnerungskultur beschreiten. Die Detailplanung für das Gelände aber soll ein Realisierungswettbewerb erarbeiten. Laut Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) wird er noch in diesem Jahr stattfinden. Im Anschluss an den Wettbewerb entscheidet dann der Stadtrat über die Finanzierung der Sanierungspläne. Bis das revitalisierte Areal eröffnet werden kann, dürfte es allerdings noch drei Jahre dauern, erklärte Frank.

Das versteckte Gelände an der Grenze zum neu entstehenden Stadtteil Freiham beherbergt eine von nur zwei in Deutschland vollständig erhaltenen Anlagen der reichsweit mehr als 30 000 NS-Zwangsarbeiterlager während des Zweiten Weltkriegs. Das andere ehemalige Lager liegt in Berlin-Schöneweide. 13 Millionen ausländische Arbeitskräfte verschleppten die Nationalsozialisten gewaltsam aus ihren Heimatorten, allein in München waren zwischen 150 000 und 200 000 zivile Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene sowie KZ-Häftlinge in mehr als 550 Lagern oder Sammelunterkünften untergebracht.

Die historisch bedeutsame Barackensiedlung an der Ehrenbürgstraße 9 mit ihren acht Gebäuden um einen großen, inzwischen bewachsenen Hof ist aber auch deshalb etwas Besonderes, weil sie sich nach dem Krieg im Laufe der Zeit gewandelt hat. Weil sie zu einem kreativen Ort für Künstler und Handwerker geworden ist. Das Ziel des Denkmalschutzes ist nun, beides zu erhalten. Aubings Lokalpolitiker hatten sich die Fertigstellung der Sanierung bereits zum 80. Jahrestag der Errichtung des Zwangsarbeiterlagers im Jahr 2022 gewünscht.

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