Netzer:München verliert eine Kultkneipe

Lesezeit: 1 min

Geh'ma noch ins Netzer? Der Laden war eine Institution. Zum Fußballschauen - wie hier bei der WM 2006 -, zum Biertrinken oder zum Feiern. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Netzer schließt, weil der Betreiber keine Lust mehr hat. Schuld daran sind auch die Touristen.

Von Ana Maria Michel

München hat bald eine Kultkneipe weniger. Das Netzer an der Baaderstraße schließt im September. Das liegt nicht, wie so oft, an einem nicht verlängerten Mietvertrag. Frank Bergmeyer betreibt das Netzer seit zwölf Jahren. Stattdessen hat er bereits Anfang 2016 entschieden, dass es reicht. "Ich habe den Mietvertrag von mir aus gekündigt", sagt er.

München verliert eine Kneipe mit WG-Party-Charakter. Es gibt einen Kicker, relativ günstiges Bier und an den Wänden hängen Poster des Namensgebers Günter Netzer. Die Bar ist dafür bekannt, dass man sich schnell näher kommt - es ist eng und immer voll. "Hier haben sich einige Paare gefunden, die jetzt verheiratet sind", sagt Bergmeyer. Dass mit dem Netzer eine Münchner Kultkneipe stirbt, geht auch ihm nahe. Bergmeyer will aber woanders einen neuen Laden aufmachen, mit ähnlichem Konzept - ohne schon einen konkreten Plan zu haben.

Legendärer Club
:Das unrühmliche Ende des P1

Das P1 hat den richtigen Moment verpasst, seine Pforten zu schließen. Darum darf jetzt jeder in dem einst legendären Club auflegen, der einen Gutschein bei einer Eventagentur kauft.

Kolumne von Laura Kaufmann

Dass immer mehr Touristen ins Netzer kommen, ärgert Bergmeyer. "Denen ist mein Konzept egal, die wollen einfach nur irgendwo feiern." Bergmeyer wollte mit dem Netzer eine musikalische Alternative im Münchner Nachtleben schaffen. Aufgelegt wird Indierock. Einen DJ, der auf die Idee kommt, Bon Jovi zu spielen, würde er sofort entlassen. Weil das Netzer anders sein sollte als andere Bars, brachte er draußen kein Schild an, sondern nur ein Kreuz. "Man sollte uns nicht so leicht finden." In der Baaderstraße 33 wird nach dem Netzer keine Bar mehr aufmachen. Es sollen Büros einziehen.

Zum Netzer, das auch heute noch Netzer&Overath heißt, gehörte zunächst auch der benachbarte Laden, das Overath. Benannt war das Café nach dem Fußballspieler Wolfgang Overath. Das war Bergmeyers Versuch, die seiner Ansicht nach besten Spielmacher aller Zeiten zusammenzubringen. In den Siebzigerjahren waren sie eher Rivalen. Das ehemalige Overath vermietet Bergmeyer im Moment an das Bekleidungsgeschäft Phasenreich unter. Wenn das Netzer schließt, muss auch der Laden gehen. Die Günter-Netzer-Poster will Bergmeyer aber nicht wegwerfen, sondern seinen Stammkunden schenken. Während der WM 2014 war Günter Netzer sogar einmal im Netzer - für eine Diskussionsrunde mit Wolfgang Overath.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

St. Paul Roofbar
:Ein Drink im Himmel über München

Die St. Paul Roofbar ist betont schlicht, sowohl vom Ambiente als auch vom Angebot. Dafür bietet sie einen grandiosen Ausblick.

Von Anna Günther

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: