Tatsächlich wiesen einige der Opfer Verbindungen in die Rauschgiftszene auf - aber eben nicht alle. Die einzige offensichtliche Gemeinsamkeit: die Tatwaffe, eine Ceska vom Typ 83, Kaliber 7,65. Mit dieser Waffe begann die Serie am 9. November 2000 im Nürnberger Stadtteil Langwasser, als ein türkischer Blumenhändler auf offener Straße mit mehreren Schüssen niedergestreckt wurde.
Und aus dieser Waffe stammten auch die Schüsse, die in Nürnberg im Juni 2001 einen türkischen Mitarbeiter einer Änderungsschneiderei und im Juni 2005 einen Döner-Verkäufer töteten. Die Täter wurden immer dreister. Nur ein paar Tage nach dem letzten Mord in Nürnberg fuhr in der Bad Schachener Straße in Ramersdorf ein Wagen vor - direkt neben einer Polizeiinspektion. Es war elf Uhr vormittags, der Mörder stieg aus, betrat den Obstladen und jagte Habil Kilic eine Kugel in den Kopf. Dann verschwand er spurlos.
Das Obstgeschäft gibt es immer noch, es hat jetzt einen anderen Inhaber, der nichts von dem Mord weiß. Aber auch hier im Viertel können sich noch viele an die Tat erinnern. Hausmeisterin Marion Daser zum Beispiel ist seit knapp 20 Jahren für den Block zuständig. "Immer freundlich, immer hilfsbereit war der Mann", sagt sie über das Opfer.
Die Hausmeisterin ist damals gerade in dem Moment vom Einkaufen zurückgekommen, als zwei Helfer die Leiche auf einer Bahre weggetragen haben. "So etwas vergisst man nicht", sagt Daser. In der Nachbarschaft habe damals große Sorge geherrscht, dass Habil Kilic in einen Bandenkrieg verwickelt gewesen sei. Dass es zu weiteren Schießereien kommen könnte. "Uns allen hier war einige Zeit mulmig damals", sagt Daser. Frau und Tochter des Opfers sind nur kurze Zeit nach der Tat in eine andere Gegend gezogen.
Daser musste trotzdem immer wieder nachdenken über den Fall, wenn sie am Obstgeschäft vorbeigegangen ist. Auf die Idee, dass Neonazis die Täter waren, ist aber auch sie nicht gekommen. "Eigentlich dachte ich, der Fall wird nie mehr geklärt", sagt sie.