Süddeutsche Zeitung

Neo-Brasserie Hoiz:Gourmetküche für Bodenständige

Das Restaurant "Last Supper" in der Maxvorstadt ist Geschichte. An seiner Stelle empfängt jetzt eine "Neo-Brasserie" Gäste.

Von Laura Kaufmann

Tätowierte Kellner, schummrige Kerzenlichtatmosphäre und Rockmusik, dazu ausgezeichnete Küche. Jahrelang war das die Erfolgsformel für das "Last Supper" in der Fürstenstraße, bis ein neu eingezogener Mieter das Restaurant vertrieb. Es landete in der Karlstraße, umgeben von Büros. Und existierte dort vier weitere Jahre, bis seine Besitzer es vor Kurzem zusperrten.

Die Restaurantfläche kam Bastian Hartwig und Christoph Friedrich unter, und für die beiden war sie die ideale Spielwiese für das neue Konzept, das sie umsetzen wollten: Sehr gute Küche, aber bodenständiger und schlichter, als sie sie schon im "Kleinschmecker" servieren, ihrem hoch gelobten Restaurant am Jakobsplatz.

"Neo-Brasserie" nennt sich dieses Konzept. "In Paris ist das gerade groß", sagt Bastian Hartwig. "Da eröffnen Sterneköche, die keine Lust mehr auf das ganze Chi Chi haben, kleine, einfache Läden." In denen man dann vorzüglich speisen kann. Aber ohne verschnörkelte Soßen, weiße Tischdecken - und ohne den Gegenwert eines Kleinwagens auszugeben. Rinderfilet mit Walderdbeeren habe er zum Beispiel in einer dieser Neo-Brasserien gegessen, sagt Chris Friedrich, und der Geschmack ist ihm noch heute in Erinnerung.

Die beiden sind für ihr neues Projekt zu einer Recherchereise nach Paris aufgebrochen und haben in allen Neo-Brasserien gegessen, die ihnen untergekommen sind. In alten Metzgereien sind diese Brasserien, oder in Lagerhallen. Manche haben nicht einmal ein Schild an der Tür.

Ein Schild hatte das "Hoiz" zuletzt auch noch nicht an der Tür. Was aber eher daher rührt, dass es erst vor kurzem eröffnet hat. Der Name kam nach ein paar Bier und der Feststellung, dass man jede Menge Holz im Restaurant habe. Die Tische zum Beispiel, die die Inhaber mit Bunsenbrennern und Schraubenschlüsseln bearbeitet haben, um sie alt aussehen zu lassen. Kronleuchter und Tierköpfe an der Wand stammen noch vom Vorpächter.

Was gibt es da und was kostet das?

Das Prinzip des Lokals soll es sein, dass hier jeder zu jeder Tageszeit eine Anlaufstelle findet. Es gibt jeweils ein schnelles Mittagsmenü, zwei Gänge mit Espresso für 15,50 Euro und ein Tagesgericht, Pasta oder Risotto für 8,90 Euro. Dazu feine Kleinigkeiten auf der Karte, die jederzeit verspeist werden können. Etwas Käse zum Beispiel (8,50), Austern Special de Claire für 2,50 Euro das Stück, oder ein Elsässer Flammkuchen für 8,50.

Abends gibt es neben wechselnden Gerichten eine feste Karte, auf der sich sowohl ein "Ceasar's Salad" für 9,80 findet wie auch Tagliatelle mit schwarzem Trüffel für 17,50 Euro; ein Zanderfilet mit Frankfurter Pesto und Honig-Steckrüben-Püree (18,50) sowie ein Filet vom bayerischen Weideochsen mit Schalotte, Selleriepüree und Speck für 26,50 Euro.

Wer geht da hin?

Die umliegenden Büros haben das Hoiz schon für ihre Mittagspause entdeckt. Viele Anwälte also. Abends ist das Publikum sehr gemischt. Gäste vom Tage schauen mit ihren Angehörigen vorbei, Familien mit älteren Kindern, junge Leute, die sich nicht (mehr) mit einem Nebenjob überm Wasser halten müssen.

Wie viel Zeit bringt man mit?

So viel der Gast möchte. Das gehört zum Konzept des "Hoiz". Die Weine auf der Karte sind sorgfältig ausgewählt und verleiten dazu, nach dem Essen ein weiteres Glas zu bestellen. Demnächst wird es auch eine Cocktailkarte geben. Und die Terrasse muss nicht, wie anderswo, um Mitternacht geschlossen werden, was gute Nachrichten für den jetzt noch fernen Sommer sind. An kälteren Tagen kann es sich der Gast mit einer Tasse Kaffee am Kamin gemütlich machen und durch die Fensterfronten nach draußen sehen.

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