Der Regen prasselt auf die Wasseroberfläche der Schwimmbecken im Naturbad Georgenschwaige. Trotz des ungemütlichen Wetters stehen am Montagvormittag zur Wiedereröffnung des renovierten Freibads einige Badegäste an. Nach vier Jahren Pause – davon zwei Jahre für umfangreiche Sanierungsarbeiten – hat das Freibad im nördlichen Schwabing wieder geöffnet.
Joa Lammers springt als erster ins Wasser. Die Temperatur von knapp 20 Grad mache ihm nichts aus: „Wir verbringen den Sommerurlaub in der Bretagne in Frankreich. Dort hat das Wasser nur 18 oder 19 Grad.“ Mehr als 20 Grad erscheinen ihm daher fast wie eine Badewanne. Noch wird das Wasser aufgeheizt, bald soll es konstant auf 22 Grad gehalten werden.
Auch Marina Burwitz schwimmt ihre ersten Bahnen im neuen „Geo“. Ihr macht die Temperatur ebenfalls nichts aus. Normalerweise schwimme sie gerne in den umliegenden Seen. Die seien schließlich auch nicht viel wärmer. Eigentlich gehe sie ungern ins Schwimmbad: „Durch das Chlor habe ich sonst immer rote Augen. Darum habe ich mich so gefreut, dass bald ein Naturbad in meiner Nähe öffnet.“
Chlor hat im neuen Bad Georgenschwaige ausgedient. Statt chemischer Zusätze übernehmen nun Mikroorganismen die Reinigung des Wassers. Das habe man sich aus der Natur abgeschaut, erklärt Nicole Gargitter, Leiterin des Bäderbereichs bei den Stadtwerken München (SWM). Da Naturbäder wie dieses auf chemiefreie Wasseraufbereitung setzen, kann die Wassertemperatur allerdings nur auf maximal 22 Grad erhitzt werden, damit die Kleinstlebewesen optimal arbeiten können – anders als in konventionellen Freibädern Münchens, die bis zu 24 Grad erreichen.
2021 hatte es in der Technik gebrannt, daraufhin musste der Badebetrieb eingestellt werden. Von 2023 an wurde das Bad dann saniert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Das Wasser werde nun mithilfe einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe erwärmt – klimafreundlich betrieben über eine Photovoltaik-Anlage. Auch die Duschen nutzen die Solarenergie. Im Gegensatz zum Maria-Einsiedel-Bad, dem ersten Naturbad der Stadt, komme kein Gas mehr zum Einsatz, so Gargitter.

Wichtig bei der Umsetzung sei die Barrierefreiheit gewesen. Neben dem Eingang seien auch alle anderen Bereiche im Bad barrierefrei gestaltet. Auf Türschwellen wurde komplett verzichtet. Das Schwimmerbecken hat nun eine Rampe, mit deren Hilfe Rollstuhlfahrer ein sanftes Hineingleiten ins Wasser ermöglicht werden soll. Auch behindertengerechte Toiletten und Duschen wurden eingerichtet.
Das Nichtschwimmerbecken hat einen flachen Strandeinstieg bekommen und einen Holzsteg zum Liegen und Sitzen. Im hinteren Teil des Beckens liegt Sand auf dem Boden. Das Kinderbecken, eine separate Rutsche und der Spielplatz aus Holz wurden neu gebaut. Auch der Kiosk ist renoviert worden und steht nun auch Spaziergängern von außen offen.
Der wichtigste Teil der biologischen Wasseraufbereitung sei ein rund 1000 Quadratmeter großer Regenerationsbereich: ein mit Schilf bepflanzter Kiesteich. Im Untergrund liegen zwei weitere Kiesfilter, in denen Mikroorganismen und Kleinstlebewesen schädliche Keime und Bakterien in mineralische Salze umwandeln. Die im Filter wurzelnden Pflanzen nehmen diese Nährstoffe auf und binden sie in ihrer Biomasse.

Im Badebetrieb fließe das Badewasser ständig über die Überlaufrinne ab, werde zunächst in einer Siebkammer gefiltert und dann ins Regenerationsbecken eingeleitet. Nach der Reinigung durch die Bodenschichten werde dann das saubere Wasser wieder den Becken zugeführt. Das geschehe zwei- bis dreimal am Tag, so Gargitter. Bis zu sechs Zyklen am Tag könne die Anlage bewältigen.
Der Umbau hat rund 15 Millionen Euro gekostet. Eigentlich sollte das Bad bereits im vergangenen Sommer öffnen. Doch Lieferschwierigkeiten in der Pandemie und die Energiekrise verzögerten den Bau. Zudem nahm unter anderem die Entsorgung von Bauschadstoffen aus den abgebrochenen alten Gebäuden aus den 1960er-Jahren mehr Zeit in Anspruch als gedacht. „Die letzten Wochen waren ein Kraftakt“, sagt Gargitter. Aber vier Jahre seien für ein solches Projekt nicht ungewöhnlich.
Mit dem neuen Bad Georgenschwaige betreibt München nun zwei Naturbäder. Ziel der SWM sei es, bis 2040 alle städtischen Bäder klimaneutral zu betreiben. Damit die Wasserqualität gewährleistet sei, kontrollieren Mitarbeiter des Bades dreimal täglich Proben aus allen Becken. Zusätzlich untersuche ein SWM-Labor einmal wöchentlich im ersten Jahr, danach alle zwei Wochen, das Badewasser.
Das Naturbad Georgenschwaige ist montags bis donnerstags von zehn Uhr an geöffnet, freitags sowie am Wochenende ab neun Uhr. Badeschluss ist um 19 Uhr, bei gutem Wetter um 20 Uhr. Kinder bis zwölf Jahre haben freien Eintritt. Der Tagespreis beträgt 6,30 Euro, ermäßigt vier Euro.