Nationaltheater:Trügerischer Glanz

Opernpremiere Lucia di Lammermoor von Donizetti, Staatsoper

Roter Samt und Gold: Den jubelnden Zuschauern offenbart sich nur die Kulisse der Staatsoper. Hinter der Bühne sieht es anders aus.

(Foto: Florian Peljak)

Bund stellt Geld für Sanierung der Oper in Aussicht

Von Rita Argauer, München/Berlin

Das Münchner Nationaltheater ist ein prächtiger Bau. Durch den imposanten Portikus betritt man den Zuschauerbereich, innen dominieren Marmor, roter Samt und Gold das Dekor. Doch am Montag wurde bekannt, dass die Sanierung dieses Gebäudes vom Bund mit 690 000 Euro im Rahmen des Programms "Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Deutschland" gefördert wird. Das teilte der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger am Montagabend mit.

Der Blick hinter die Bühne verrät warum. Denn der ganze Pomp des Zuschauerbereichs ist eben auch ein ziemlich gutes Bühnenbild. Im Backstage-Bereich wird indes sichtbar, dass das größte Opernhaus Deutschlands in den Fünfzigerjahren nach massiven Kriegsschäden wieder aufgebaut wurde und sich seitdem nicht mehr viel getan hat. Ein alter, klappriger Aufzug verbindet die Ebenen, der Putz blättert ab, und der Linoleumboden ist abgeschrabbt. Und das sind nur die Äußerlichkeiten. Auch die Haus- und Bühnentechnik, die es erst ermöglicht, Oper und Ballett in derartiger Präzision und Perfektion aufzuführen, muss hergerichtet werden. Im vergangenen Sommer bezifferte Staatsintendant Nikolaus Bachler die benötigte Summe für die Sanierung mit 180 Millionen Euro. Nur um die Spielfähigkeit aufrechtzuerhalten und die notwendigsten sicherheitsrelevanten Bereiche zu sanieren, seien davon 80 Millionen Euro nötig.

Bachler warnte außerdem in einem Interview mit der SZ im Juli 2019 davor, die Sanierung zu verschleppen. Wenn man das Haus für mehrere Jahre schließen müsste, so wie das beim Gärtnerplatztheater der Fall war, dann müsse man mit einem Defizit von mehreren 100 Millionen Euro rechnen. In drei Jahren spiele das Haus etwa 120 Millionen Euro ein. Der Staat stelle dabei einen Erhaltungsetat bereit, der für das Nationaltheater bei einer Million Euro liegt. Das Haus schieße da jährlich aus seinem Etat für die Kunst schon einen sechsstelligen Betrag zu.

Die Summe, die nun vom Bund zugesteuert wird, macht also nur einen Bruchteil der Kosten aus, die da in den kommenden Jahren auf den Freistaat zukommen werden. Dennoch ist das - gerade derzeit, wo die Politik die Kultur ziemlich weit hinten anstellt - ein schönes Zeichen. Mit den fast 700 000 Euro sollen der Einbau und die Sanierung der elektronischen Bühnenkommunikation finanziert werden.

Zum zeitlichen Fahrplan einer anstehenden Sanierung verwies die Staatsoper am Dienstag auf das Bayerische Staatsministerium für Kunst und Wissenschaft, das die Förderung gegenüber der Staatsoper auch noch gar nicht offiziell bestätigt hat. Auch eine Äußerung vom Ministerium dazu steht noch aus.

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