Nationalmannschaft:Ein Anruf bei Jérôme Boatengs Friseur

Derek Sealy, Friseur von Jerôme Boateng

Derek Sealy, Friseur von Jerôme Boateng Sealy und Boateng kennen sich seit drei Jahren. Laut Sealy schneidet er dem Fußballer manchmal zweimal die Woche die Haare

(Foto: privat)

Derek Sealy wurde zu Beginn der Fußball-Europameisterschaft extra nach Frankreich eingeflogen, um einigen Spielern die Haare zu schneiden. Dabei hat der 45-Jährige eigentlich einen anderen Beruf.

Von Axinja Weyrauch

Derek Sealy arbeitet bei einem Händler für Autoteile im oberbayerischen Zorneding, doch in seiner Freizeit schneidet er gerne Haare. Seit etwa drei Jahren auch die von Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng. Sealy muss seinen Job wohl gut machen, immerhin wurde er vor dem ersten Spiel der deutschen Mannschaft extra nach Frankreich eingeflogen. Gelernt hat er das Handwerk von seinem eigenen Friseur in Trinidad und Tobago, wo der 45-Jährige ursprünglich herkommt. Seit sechs Jahren lebt er in München.

SZ.de: Herr Sealy, wie wird man denn zum Friseur von Jérôme Boateng?

Wir haben einen gemeinsamen Freund, der hat Jérôme vorgeschlagen, dass ich ihm mal die Haare schneiden könnte. Also habe ich das im Haus des Freundes getan. Das ist etwa drei Jahre her, seitdem bin ich Jérômes Friseur. Über die Zeit entwickelte sich auch eine Freundschaft. Wenn Jérôme in München ist, schneide ich ihm ein bis zweimal die Woche die Haare, je nach dem, was er so für Termine hat. Normalerweise komme ich dann zu ihm nach Hause.

Und nun zur Abwechslung mal ins EM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft in Évian.

Ja, das war Jérômes Idee, kurz darauf war auch schon alles organisiert. Ich bin vor dem ersten Spiel der Mannschaft einfach in ein normales Flugzeug gestiegen. Als ich am Flughafen ankam und dort ein Mann mit einem Schild mit meinem Namen wartete, habe ich mich dann schon recht wichtig gefühlt. Es war total verrückt, ich war sehr aufgeregt. Der Moment, als ich im Hotel reinkam, saßen alle da und haben ein Fußballspiel geguckt, keine Ahnung welches. Die Stimmung war cool und entspannt. Später habe ich den Trainer auch zweimal kurz gesehen.

Wie lange waren Sie dort?

Zwei Tage. Die eine Nacht habe ich in einem benachbarten Hotel in Évian geschlafen. Wenn man Jérômes Haare nun ansieht, merkt man ja auch, dass mein Besuch schon länger her ist.

Seinem Friseur erzählt man ja bekanntlich alles. Was wissen Sie so über Boateng?

Wenn ich Jérôme in München die Haare schneide, reden wir natürlich über viele verschiedene Dinge, aber er weiß, dass ich seine Privatsphäre respektiere. Sein Haus ist schließlich der einzige Raum, in dem er mal nicht in der Öffentlichkeit steht. Er ist wirklich ein toller Typ. Auf der einen Seite ist der berühmte Fußballer, auf der anderen Seite lässt er sich von jemandem mit meinem Hintergrund einfach so die Haare schneiden.

Und haben Sie etwas Besonderes in Évian erfahren?

Ja, einige Informationen, die ich aber nicht teilen werde (lacht). Am Anfang wusste ich ja gar nicht, wen ich da alles frisieren würde. Mein einziger Kontakt war Jérôme, und dann auf einmal wollten Schweinsteiger, Müller und Gomez auch die Haare geschnitten bekommen. Das habe ich dann natürlich gemacht, bezahlt haben sie aber nicht nochmal extra (lacht). Wir haben viel über meine Heimat Trinidad und Tobago und die gesamte Karibik gesprochen, auch wo sie selbst schonmal waren. Es ging nur nebenbei um Fußball.

Jetzt steht das Spiel Deutschland gegen Italien an. Ihr Tipp für morgen?

Ich bin wirklich, wirklich aufgeregt. Ich denke - und hoffe - dass sie gut vorbereitet sind und deshalb rechne ich damit, dass sie gewinnen werden. Italien ist ein starkes Team, aber die Jungs sind bestimmt bereit. Ich fiebere auf jeden Fall mit, sowohl als Fan, als auch als Freund.

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