Nam Nam:Bio statt Koks

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Blickfang im Nam Nam ist das asiatische Tuk Tuk, ein Großtaxi, mit dem sich Gäste durch die Stadt fahren lassen können. (Foto: Stephan Rumpf)

Seit zwei Jahren setzt das thailändische Restaurant Nam Nam an einem ehemaligen Drogenumschlagplatz auf gesundes Essen. Bestellt wird schriftlich.

Lisa Sonnabend

Dass im Restaurant Nam Nam in der Amalienstraße thailändisches Essen serviert wird, erkennt man sofort: Mitten im Raum steht ein Tuk Tuk - ein motorisiertes Gefährt mit drei Rädern, das in Thailand als Taxi eingesetzt wird. Sechs Leute haben auf der Ladefläche Platz - im Nam Nam kann man darin sogar speisen.

Gemütlicher ist es jedoch am Rande des Raums auf einem der Plätze auf der Ledercouch. Von hier aus kann man auch das Geschehen in dem Lokal besser beobachten. Es kommen mit Studenten, Pärchen und Geschäftsleuten ganz verschiedene Gäste. An den Wänden hängen große Bilder von lila Lotusblumen. Die Tische sind klein und schlicht. Statt einer Tischdecke hat der Besucher die Getränkekarte aus Papier als Untersetzer vor sich. Doch zur Begrüßung schenkt die Bedienung ein kleines Schälchen mit Yasmin-Tee ein - das verströmt Gemütlichkeit.

Nam Nam
:Bio statt Koks

Seit zwei Jahren setzt das thailändische Restaurant Nam Nam an einem ehemaligen Drogenumschlagplatz auf gesundes Essen. Bestellt wird schriftlich.

Lisa Sonnabend

Seit 2007 gibt es das Nam Nam, das sich einen verruchten Ort als Location ausgesucht hat: Zuvor stand hier das Restaurant "Odeon". Dieses geriet jedoch als Drogenumschlagplatz in die Schlagzeilen, als die Polizei bei einer Razzia Kokain fand.

Das Nam Nam will sich in einem anderen Licht präsentieren - als Bio-Asiate. Nam bedeutet Wasser. Auf der Karte stehen zahlreiche Wellness-Drinks, die das Wohlsein steigern sollen oder anregen sollen. Warum auch Red Bull hier als Wellness-Drink gilt, hat sich uns allerdings nicht erschlossen.

Statt einem Wellness-Getränk bestellen wir lieber ein Glas Grünen Veltliner (4,70 Euro, zu warm) und ein Glas weißer Sauvignon Touraine (4,90 Euro, ein wenig zu süß und würzig für unseren Geschmack). Dann wenden wir uns dem Essen zu.

Ob Glasnudelsuppe mit Huhn und Morcheln, Rindfleisch in Kokosmilch oder gebratene Nudeln mit Huhn: Das Angebot auf der Speisekarte im Nam Nam ist klassisch. Die Zahl der Gerichte recht übersichtlich (ca. 25). Die Preise auch. Denn es gibt fünf verschiedene Preiskategorien - von 3,90 Euro (z.B. Frühlingsrollen) bis 13,90 Euro (Hongkong Ente).

Die Speisekarte ist nur eine Seite lang und aus Papier. Der Gast reißt sich ein Exemplar von einem Block ab und kreuzt mit einem bereitliegenden Kugelschreiber an, was er haben will, und übergibt es der Bedienung. So umgeht es das Nam Nam geschickt, dass die Gäste nach Nummern bestellen müssen ("Einmal die 32, bitte") oder sich an unaussprechlichen Namen die Zunge zerbrechen ("Für mich, bitte, Gäng Kiewvan Nüa"). Nur wer sich für eines der wenigen Gerichte auf der Tageskarte entscheidet, muss mündlich bestellen.

Wir entscheiden uns für die Vorspeisenkombination (7,90 Euro), die sich leider als sehr massiv entpuppt. Die Gemüsespieße und die Krabbenbällchen sind dermaßen dick frittiert, dass man nach einem ersten Biss, erst einmal zu den Hüchnchenspießen und Frühlingsrollen greift. Die schmecken dagegen saftig, nur die Erdnusssauce ist zu penetrant und die pikante Sauce zu lasch.

Als Hauptgericht bestellen wir von der Tageskarte gebratenen Reis mit Garnelen (11,90 Euro) und den Klassiker Hongkong Ente mit Wokgemüse (13,90 Euro). Der Reis ist angenehm dezent gewürzt, die Garnelen zahlreich, schon geschält und bissfest. Sehr solide das Ganze.

Die Ente überrascht erstmal durch die enorme Größe. Ein halbes Tier liegt auf dem Teller, für Gemüse ist da nur noch wenig Platz, der Reis wird in einem extra Schälchen serviert. Aber auch im Geschmack fällt die Ente positiv auf. Zart, wenig fettig und richtig fleischig - so soll das Geflügeltier zubereitet sein. Die in der Karte angekündigte "geheime Sauce mit Knochen" schmeckt allerdings eher wie die klassische Soja-Sauce als wie ein Geheimrezept.

Die Kellnerin kommt vorbei, um zu fragen, wie es mundet, und sagt: "Einmal habe ich die Ente auch bestellt. Danach habe ich mich gefühlt, als hätte ich einen riesigen Schweinsbraten gegessen." Sie sei danach sofort eingeschlafen, meint sie. Deswegen steht der Red Bull wohl unter den Wellness-Drink auf der Getränkekarte.

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