Nahverkehr:Verspätungen und Zugausfälle: Warum U 3 und U 6 gerade Probleme machen

München U-Bahn

Wegen technischer Probleme derzeit nicht auf der Strecke: die U-Bahnen vom Typ C2.

(Foto: Wolfgang Wellige/MVG)
  • Auf den U-Bahn-Linien 3 und 6 kam es in den vergangenen Wochen zu starken Behinderungen.
  • Das lag unter anderem am Sturm Herwart. Der beschädigte oberirdische Gleise an der U6. Weil sich die Linien in der Innenstadt Gleise teilen, wirkte sich das auch auf die U3 aus.
  • Entspannen wird sich die Situation in absehbarer Zeit nicht: Am Sendlinger Tor zieht die Baustelle in der U-Bahn von U1/U2 ein Stockwerk höher, zu U3 und U6.

Von Andreas Schubert

Standard-Durchsage in Münchner U-Bahnhöfen: "Wegen einer Betriebsstörung kommt es zu Verspätungen und Zugausfällen." Gerade auf den viel befahrenen Linien U 3 und U 6 ist der Satz dieser Tage oft zu hören. Und diesmal ist nicht allein die Technik schuld, wie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) mitteilt, sondern auch das Wetter, genauer: das Sturmtief Herwart, das vorletztes Wochenende durch Deutschland gezogen ist.

Zwar hielten sich die Schäden in München insgesamt in Grenzen, dennoch bekam die U 6 etwas ab - ausgerechnet. Der Grund: Der Linienabschnitt zwischen Garching und Studentenstadt verläuft im Freien. Dort hatten Nieselregen, Laub und sonstige Rückstände auf den Schienen einen Schmierfilm gebildet, der die Züge beim Bremsen ins Rutschen brachte.

Das führte dazu, dass die Räder abgeschliffen wurden und sich sogenannte Flachstellen bildeten, die Räder also nicht mehr ganz rund waren. Die müssen jetzt nach und nach wieder rundgeschliffen werden. Weil dadurch in Stoßzeiten Verstärkerzüge fehlen, kann die MVG nicht immer die gewohnten dichten Takte fahren, was wiederum überfüllte U-Bahnen nach sich zieht.

Das Problem wird durch zwei Faktoren verstärkt. Zum einen sind die neuen Züge vom Typ C2 des Herstellers Siemens noch immer im Depot. Die Stromabnehmer der Züge werden immer wieder durch Überspannungen beschädigt. Die Ursache dafür ist auch nach mehr als einem Monat noch nicht gefunden. Wann die C2-Züge wieder rollen, ist derzeit nicht abzusehen.

Der zweite Punkt, der den Fahrplan durcheinander bringt: Weil sich U 6 und U 3 zwischen Münchner Freiheit und Implerstraße ein Gleis teilen, wirken sich Probleme der einen Linie auch auf die andere aus. Und wenn auf diesem Gleisabschnitt zum Beispiel ein Stellwerk ausfällt - so geschehen an diesem Dienstagmorgen im Berufsverkehr -, kommt es dann erst recht zum viel zitierten Chaos an den U-Bahnhöfen.

Doch nicht nur die genannten Linien stellen sowohl die MVG als auch die Passagiere vor Herausforderungen. Weil derzeit der U-Bahnhof Sendlinger Tor umgebaut wird, können die U 1 und die U 2 zum Teil nur eingleisig verkehren. Das bedeutet im Spätverkehr und an vielen Wochenenden starke Einschränkungen im Fahrplan. Und obwohl die MVG während der Gleissperrungen am Wochenende eine Ersatz-Tram namens U 2 zwischen Hauptbahnhof und Wettersteinplatz anbietet, ist diese nach Angaben der MVG nur um rund 30 Prozent ausgelastet.

Die Arbeiten an U 1/U 2 ruhen im Dezember und dauern voraussichtlich bis Ende März. Dann starten am Sendlinger Tor die Bauarbeiten eine Gleisebene höher, an der die U 3 und die U 6 verkehren. Es wird im Prinzip dasselbe Spiel sein: Nach derzeitigen Planungen wird es zwischen April und November 2018 an elf Wochenenden und im Spätverkehr unter der Woche ebenfalls zu Gleissperrungen kommen. Am Fahrplan arbeitet die MVG derzeit noch.

Die Einschränkungen an den Wochenenden dürften für Fußballfans und Konzertbesucher, die die U 6 nach Fröttmaning respektive die U 3 zum Olympiastadion nutzen, noch interessant werden. Zwar bemüht sich die MVG den eigenen Angaben nach, Großereignisse bei ihren Planungen zu berücksichtigen.

Die Bauarbeiten am Sendlinger Tor dauern noch fünf Jahre

Doch Bauarbeiten werden viel langfristiger geplant als Fußballspiele. Dies sei eine "Rechnung mit Unbekannten", sagt ein MVG-Sprecher. Wenn also der FC Bayern an einem Wochenende ein Heimspiel bestreitet, kann die MVG entweder nur am Samstag oder nur am Sonntag die Bauarbeiten laufen lassen, sonst stünden dem Nahverkehr erst recht massive Probleme ins Haus.

Die Bauarbeiten am Sendlinger Tor dauern noch bis zum Jahr 2022. Das lässt den Münchnern ausreichend Zeit, sich in Geduld zu üben.

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