Nahverkehr in München:Gewerkschaften kündigen Warnstreiks bei der MVG an

Warnstreik im öffentlichen Dienst.

Wenn die Abgänge zu den U-Bahnen (wie hier im Jahr 2002) gesperrt bleiben sollten, könnte es chaotisch werden in München.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Tarifkonflikt im öffentlichen Nahverkehr trifft nun auch die Münchner Fahrgäste: Die Gewerkschaften wollen den Betrieb von Bussen, U- und Trambahnen kommende Woche an mindestens zwei Werktagen stören. Droht nun wieder ein Chaos?

Von Stefan Simon

Fahrgästen der Münchner Verkehrsbetriebe steht eine weitere Geduldsprobe bevor. Seit Monaten kommt es wegen Bauarbeiten regelmäßig zu Verspätungen und Zugausfällen bei S-, U- und Trambahnen. Und nun haben die Gewerkschaften Verdi und NahVG für diese Woche auch noch Warnstreiks angekündigt. An mindestens zwei Werktagen soll der Betrieb von Bussen, U- und Trambahnen gestört werden. Wann, das ließen Vertreter beider Gewerkschaften am Wochenende offen.

Verdi setzte durch, dass die Arbeitgeber und die Öffentlichkeit 24 Stunden vor Beginn der Warnstreiks informiert werden. Die NahVG hätte die geplanten Ausstände "lieber kurzfristiger angekündigt", wie der stellvertretende Vorsitzende für die Region Süd, Hans-Jörg Tweraser, zugibt.

In ihren Zielen - mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen - sind sich die Gewerkschaften aber einig. Die Arbeitgeber hatten ihr Angebot zuletzt verbessert und am öffentlichen Dienst orientiert: drei Prozent mehr Lohn für 2014 und weitere 2,4 Prozent für nächstes Jahr. Aber "öffentlicher Dienst ist uns nicht genug", sagt Verdi-Verhandlungsführer Manfred Weidenfelder.

In den Pfingstferien hatten die Gewerkschaften in Augsburg, Landshut, Nürnberg und Passau Warnstreiks veranstaltet. Wie hart es nun die Münchner Fahrgäste treffen wird, ist schwer einzuschätzen. Am Wochenende wurde von verschiedenen Seiten vor einem "Chaos" gewarnt, während die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ankündigte, "ein gewisses Maß an Verbindungen" aufrechtzuerhalten.

Verdi fordert 120 Euro Festbetrag plus vier Prozent Lohnerhöhung

Wie gut das gelingt, hängt von mehreren Faktoren ab: In der Landeshauptstadt gilt der Aufruf zum Warnstreik einerseits zunächst nur Beschäftigten der Stadtwerke München (SWM). Deren Unternehmensbereich Verkehr stellt den größten Teil der U-Bahn-, Tram- und Busfahrer, und deren gewerkschaftlicher Organisationsgrad gilt als hoch. Doch etwa zwei Fünftel der Fahrer sind bei der MVG und anderen Unternehmen unter Vertrag - dürfen also nicht einfach mitstreiken. Andererseits: Es werden nicht nur Fahrer ihre Arbeit niederlegen. Der Ausstand wird die Werkstätten ebenfalls treffen, und auch das dürfte sich, zumindest indirekt, auf den Betrieb auswirken.

Verdi-Verhandlungsführer Weidenfelder räumt ein, es seien "sehr engagierte Forderungen", die die Arbeitnehmer beim Kommunalen Arbeitgeberverband durchsetzen wollten: 120 Euro Festbetrag plus vier Prozent Lohnerhöhung. Er argumentiert mit den "Reallohnverlusten der Altbeschäftigten" und sagt, es sei immer schwerer, vor allem junge Fahrer beim öffentlichen Nahverkehr zu halten. "Die orientieren sich relativ schnell um", weil sie anderswo mehr verdienten.

Für NahVG-Vize Tweraser geht es nicht alleine ums Geld, er übt deutliche Kritik an den Arbeitsbedingungen. Gerade in München müssten Fahrer immer mehr dienstliche Leistungen in der Freizeit erbringen: Sie müssten in den unbezahlten Pausenzeiten dorthin fahren, wo der nächste Zug zur Übernahme warte. Und werde ein Zug abgestellt, dann zähle der vorgeschriebene Kontrollgang nicht zur Arbeitszeit. Dafür gebe es zwar eine monatliche Pauschale, die sei aber zu niedrig, findet Tweraser.

Fragen zum Ablauf der Warnstreiks ließen die Gewerkschafter unbeantwortet. Offenbar sollen Busse, Tram- und U-Bahnen aber nicht gleichzeitig bestreikt werden - zumindest noch nicht jetzt.

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