Süddeutsche Zeitung

Nahverkehr:Die Stadt kann die Münchner U-Bahn nicht alleine sanieren

Viele Bauarbeiten sind notwendig, damit die U-Bahn funktionsfähig bleibt. Das wird teuer. Der Bund ist gefordert.

Kommentar von Marco Völklein

Der Patient ist in die Jahre gekommen. Er merkt es. Überall zwickt und zwackt es in den Knochen; es läuft einfach nicht mehr so wie damals, als er noch jung war. Nein, die Rede ist nicht von einem Endvierziger auf dem (zugegeben noch recht weiten) Weg in den Ruhestand. Sondern von der Münchner U-Bahn. Die hat mittlerweile in einigen Bereichen mehr als 45 Jahre auf dem Buckel. Und benötigt deshalb die ein oder andere Runderneuerung.

Daher geht von diesem Montag an auf der U 3 rund um den Bonner Platz nichts mehr. Zwischen Münchner Freiheit und Scheidplatz fahren nur noch Busse, Pendlern bleiben als Alternative dazu nur umständliche Umwege über andere Linien auf ihrem Weg in die Innenstadt und zu den anderen Knotenpunkten. So misslich die Sperrung auch ist; an der Sanierung dieses wichtigen Abschnitts führt kein Weg vorbei. Unterlässt man die Arbeiten, würde der Patient U-Bahn in einigen Jahren komplett in die Knie gehen. Und das kann sich die wachsende Metropole nicht leisten. Der Nahverkehr muss fit bleiben, mehr noch: Er muss fit gemacht werden für weitere Fahrgastzuwächse in den nächsten Jahren.

Schade ist nur, dass diese Erkenntnis noch nicht überall angekommen ist, etwa in der Bundespolitik. Denn die Kosten für Unterhalt und Sanierung der vielen Strecken müssen die Stadtwerke München (SWM) und deren Nahverkehrstochter MVG aus eigener Kraft stemmen.

Das ist jetzt schon schwierig, und wird in den kommenden Jahren noch schwieriger: Denn die Preise für die MVV-Tickets lassen sich nicht ins Unendliche steigern, selbst wenn das Angebot entsprechend mitwüchse. Und die Erträge der Stadtwerke aus dem Geschäft mit Stromerzeugung und -verkauf gehen eher zurück als dass sie steigen. Aus diesen Erträgen allerdings haben SWM und MVG bislang den Unterhalt des Münchner Netzes quersubventioniert. Im Notfall wird also der Steuerzahler einspringen müssen, um den Patienten fit zu halten.

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Quelle:
SZ vom 31.10.2016/imei
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