In den festgefahrenen Streit über den geplanten Regionalzughalt Poccistraße kommt Bewegung. Vor etwa einem Jahr noch hatten sich die Spitzen des Freistaats und der Stadt darüber gezofft, wer die Planungskosten für den Neubau des Zwischenstopps auf Höhe der Lindwurmstraßenüberführung übernimmt. Der Freistaat hatte darauf gedrängt, dass sich die Stadt zur Hälfte daran beteiligt; die Stadt hatte dies stets abgelehnt mit der Begründung, der Zugverkehr sei Aufgabe des Landes.
Davon hat sich Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) nun wohl überzeugen lassen: Wie seine Sprecherin der SZ bestätigte, wird der Freistaat die Ausgaben zumindest für die ersten Planungsschritte übernehmen. "Damit soll ein weiterer Stillstand vermieden und eine Initialzündung gegeben werden", sagt die Sprecherin.
Nahverkehr:Zweite Stammstrecke für Münchner S-Bahn kommt
Freistaat, Bund und Bahn wollen sich auf Bau und Finanzierung des S-Bahn-Tunnels einigen. Der dürfte mehr kosten als bisher bekannt war: Von 3,4 Milliarden Euro und mehr ist nun die Rede.
Geplant ist, dass der Freistaat zunächst die ersten zwei (von insgesamt neun) Planungsschritten finanziert. Wie es danach weitergeht, ließ die Sprecherin offen; auch eine Summe, die nun für diese ersten beiden Planungsschritte veranschlagt werden muss, nannte sie nicht. Im vergangenen Jahr war noch von 1,2 Millionen Euro die Rede gewesen. Ziel der Vorplanung sei es auch, konkrete Aussagen zu Kosten und Aufwand des Bahnhofprojekts zu ermitteln, so die Sprecherin.
Der Auftrag soll europaweit ausgeschrieben werden; zuvor aber müssen Freistaat und Deutsche Bahn (DB) noch klären, wer bei der ganzen Sache "den Hut aufhaben soll", wie Herrmanns Sprecherin sagt. In der Vergangenheit hatte der Freistaat Planungsaufträge auch schon mal in Eigenregie an Spezialbüros vergeben - beispielsweise beim Erdinger Ringschluss -, weil den Beamten des Freistaats die Planer der Bahn schlicht zu langsam waren.
Der Regionalzughalt, der unter anderem den Zügen des Anbieters Meridian aus Rosenheim kommend sowie von der Südostbayernbahn (aus Mühldorf und Wasserburg kommend) einen zusätzlichen Stopp im Süden der Innenstadt ermöglichen würde, gilt allgemein als wünschenswert. Der Stadtrat hatte sich schon vor Jahren dafür ausgesprochen, Nahverkehrsinitiativen und Fahrgastverbände fordern eine Realisierung immer wieder.
Der neue Bahnhof würde vielen Pendlern aus dem Osten Münchens eine Umsteigemöglichkeit zur U-Bahn bieten, zudem hoffen Verkehrsplaner, so während des Oktoberfests die bestehenden U- und S-Bahnhöfe zu entlasten. Selbst der Freistaat hatte vor einiger Zeit die Sinnhaftigkeit des Bahnhofs nicht mehr angezweifelt und das Projekt in sein Programm zur Ertüchtigung des Bahnknotens München aufgenommen.
Konkret umgesetzt wurden aber bisher kaum etwas davon. Nun geht zwar beim Zughalt an der Poccistraße etwas voran; "letztlich aber wurde hier mal wieder mehr als ein Jahr vertrödelt", urteilen Planer des Freistaats hinter vorgehaltener Hand.
Nach Angaben von Herrmanns Sprecherin soll die Realisierung des Bahnhalts "möglichst gleichzeitig mit dem Neubau der Brücke erfolgen". Gemeint ist damit die altersschwache Bahnüberführung über die Lindwurmstraße auf Höhe des Kreisverwaltungsreferats. Zuletzt hatten DB-Ingenieure dort schwere Stützen einziehen lassen, um die Stabilität der Brücke zu sichern. Seither ist die Durchfahrt für den Kfz-Verkehr verengt; Radler und Fußgänger müssen sich ohnehin seit Jahren auf schmalen Wegen durchquetschen.
Die Stadt dringt daher schon lange auf eine Sanierung und Verbreiterung der Brücke, so dass etwa auch Lastwagen problemlos durchpassen. Mittlerweile zeichnet sich zumindest ein Zeitplan ab: Im September hatte ein DB-Sprecher bestätigt, dass der Konzern die mehr als 100 Jahre alte Brücke von 2023 an durch einen Neubau ersetzen möchte. Nach SZ-Informationen hatten Bahnvertreter der Stadt einen Baubeginn bis zum Jahr 2020 in Aussicht gestellt. Wenn es Herrmann also ernst meint mit seinem Ziel, den neuen Bahnhalt Poccistraße gleichzeitig mit dem Neubau der Brücke zu realisieren, müssten die Planungen bis dahin abgeschlossen sein.