Närrisches Treiben:Ein feiner Zug

Fasching in der Münchner Fußgängerzone, 2013

Närrisches Treiben gibt es zum Faschingsende vor dem Karlstor.

(Foto: Stephan Rumpf)

Öffentlich Fasching zu feiern, wird immer teurer. Daher erhöht die Stadt ihre Zuschüsse - genauso wie für die Wiesn-Umzüge

Von Heiner Effern

Nicht jeder Münchner reagiert begeistert, wenn kostümierte Menschen durch seine Straßen ziehen und versuchen, ausgelassene Stimmung zu verbreiten. Und wenn er sich das Spektakel dann doch anschaut, ist manchmal eine emotionale Distanz zu spüren wie etwa bei dem kleinen Buben vor einigen Jahren beim Einzug der Wiesnwirte. Immer wieder rief er ohne Zutun der Eltern laut und deutlich "Alkohol macht Birne hohl!" in Richtung der Festwagen.

In der Stadt wohnen aber zweifellos auch Menschen, die Umzüge in außergewöhnlichem Gewand schätzen. Sei es im Fasching oder zum zweiten Kostümfest im Herbst. Letztere dürften deutlich mehr sein, auch im Stadtrat, doch dort gibt es auch bekennende Anhänger des sogenannten narrischen Treibens. In diesem Jahr etwa zeigte sich SPD-Fraktionschef Alexander Reissl mit Parteifreunden auf dem Umzug der Damischen Ritter als Rocker-Truppe. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) wiederum versuchte mit entsprechender Kluft klarzustellen, dass er der Koch in der Rathauskoalition sei und der andere der Kellner. Schmid und der andere, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), saßen am Dienstag nun Schulter an Schulter im Wirtschaftsausschuss und stimmten einig wie auch der Rest der Kollegen dafür, dass sie kostümierte Umzüge weiter und teils auch höher bezuschussen wollen. Schließlich müssen die Veranstalter heutzutage mehr Geld für Sicherheit ausgeben.

Die Organisatoren des Faschingsumzugs erhalten künftig 30 000 Euro von der Stadt. Das sind 5000 mehr als bisher. Der Verein München Narrisch, der das jährliche Faschingstreiben auf dem Marienplatz und in der Fußgängerzone verantwortet, kassiert künftig mit 60 000 Euro fast das Doppelte. Dazu zahlt die Stadt ein paar Tausend Euro Altschulden aus den vergangenen Jahren. Für die Umzüge anlässlich des Oktoberfests bleibt der Zuschuss gleich. Der Festring e.V., Veranstalter des Trachten- und Schützenzugs sowie des Einzugs der Wiesnwirte, erhält 2016 und 2017 jeweils 51 700 Euro. Stadtrat Mario Schmidbauer (Bayernpartei) monierte zwar, dass man den Zug der gerüchteweise durchaus solventen Wiesnwirte eher nicht zu sponsern brauche. Doch damit setzte er sich erwartungsgemäß gegen die Umzugsfreunde im Stadtrat nicht durch. Es zog laut Reiter "eines der schlagkräftigsten Argumente" überhaupt: "Das haben wir schon immer so gemacht.

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