Nacht der Medien:Harte Männer tanzen nicht

Bei der "Nacht der Medien" im 'Münchner Justizpalast geht's ums Geschäft und den Champagner-Level. So ist das, wenn sich die Medienbranche trifft.

Christian Mayer

Männer in grauen Anzügen unterhalten sich mit Männern in blauen Anzügen, die einen tragen Krawatten, vielleicht weil sie Finanzchefs oder Vorstände sind, die anderen tragen das Hemd offen, weil sie sich zu den Kreativen zählen.

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(Foto: Foto: Christina Maria Berr)

Manchmal klopfen sich die Anzugmänner gönnerhaft auf die Schulter, oder sie murmeln etwas von einem interessanten "Panel", von den Segnungen der Online-Werbung oder vom Auftritt des bayerischen Ministerpräsidenten am Nachmittag, der mit "erfrischender Naivität" seine Unkenntnis dokumentierte, wie eine Teilnehmerin der Medientage berichtet.

Es ist mal wieder die "Nacht der Medien", 2300 Gäste haben 145 Euro dafür bezahlt (oder zahlen lassen), dass sie nun im Justizpalast am Stachus hochprozentig auf ihre Erfolge anstoßen können.

Die Zeit der großen Halodris und Zigarre rauchenden Sprücheklopfer scheint indes vorbei zu sein. Bullige Typen wie der frühere RTL-Chef Helmut Thoma, der kaum an Gewicht eingebüßt hat und wieder mal Hof hält, sind selten geworden.

Was man auch daran erkennt, dass der frühere Star dieser Veranstaltung, Georg Kofler, sofort von früheren Kollegen und Untergebenen umringt wird - dabei hatte der Ex-Premiere-Boss doch angekündigt, sich ganz aus der Medienbranche zurückziehen zu wollen, als er sich höchst gewinnbringend von seinem armen Bezahlsender verabschiedet hatte. "Der Kofler war wenigstens noch richtig größenwahnsinnig. So einer fehlt uns", sagt eine Premiere-Frau wehmütig.

Und dann geht doch ein Raunen durch den Saal, was einer Live-Schaltung geschuldet ist: Der VfB Stuttgart hat soeben den entscheidenden Elfmeter verschossen, und die Anzugträger vor den Flachbildschirmen zeigen Gefühle, bevor sie sich wieder ihren Geschäften zuwenden. Getanzt wird nicht, dazu ist man zu tough.

Die Frauen der Branche stehen derweil hübsch aufgetakelt im Obergeschoss des Justizpalasts. Ein Shoppingsender, der im Geld schwimmt oder zumindest so tut, spendiert eine Champagerflasche nach der anderen; die Bardamen kommen kaum mehr nach mit Nachschenken, weil die Gäste immer dreister vorpreschen.

Es ist schon eine harte Branche, nüchtern hält man so viele Visionen wohl nicht aus. Nur die hochschwangere Sarah Kern bleibt beim Wasser, nachdem sie sich zuvor ganz züchtig in schwarz für die Fotografen in Szene gesetzt hatte - ihre Mission an diesem Abend bleibt rätselhaft. Als Halodri geht sie so jedenfalls nicht mehr durch.

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