"Nacht der dicken Hose":Party der Berufssöhnchen

Kleiderordnung: Abendkleidchen oder Fönfrisur im BWLer Style. Jens Witzig lädt zur zweiten "Nacht der dicken Hose" - mehr München-Klischee geht nicht.

Philipp Crone

Eine "absolut dekadente Location" verspricht Veranstalter und DJ Jens Witzig in seiner Einladung zur "2. Nacht der dicken Hose", am Samstag im Designhotel "La Maison" in der Occamstraße 24. Die Kleiderordnung: "Abendkleidchen, Anzug, Smoking oder zumindest ein Ralph-Lauren-Polo mit aufgestelltem Kragen und Fönfrisur im BWLer Style". Zum ersten Mal hat der 32-Jährige mit seinem Partner Jo Kraus im Februar zu einer Exklusiv-Feier geladen. Es kamen prompt 400 Leute.

Eröffnungsparty im P1 in München, 2009

Party im P1: Inbegriff von München-Klischee.

(Foto: lok)

SZ: Herr Witzig, warum braucht man hier eine eigene Dekadenzfete? Ist München nicht Schickimicki und versnobt genug?

Jens Witzig: Ja und Nein. Bussibussi, Schickeria und umgehängte Kaschmirpullis gehören natürlich auf jeden Fall zu dieser Stadt. Dafür muss man sich auch gar nicht schämen. Im Gegenteil, das ist auch etwas Besonderes und Einmaliges an München. Aber eigentlich wollen wir zeigen, dass das Klischee so nicht wirklich stimmt, weil es nur einen kleinen Teil Münchens abbildet.

SZ: Also veranstalten Sie eine Snob-Party.

Witzig: Zu der manche sich schon Stretchlimousinen gemietet haben, um standesgemäß vorfahren zu können. Es wird also ein augenzwinkerndes, ein ironisches Statement: Wir feiern einen Abend lang genau so, wie viele Hamburger und Berliner den Münchner sehen.

SZ: Wie denn?

Witzig: Viele denken bei München sofort an die Starnberger Berufssöhnchen mit weißer Stoffhose, Bügelfalte, Segelschuhen und rosa Hemd. Sie glauben, dass die Stadt aus lauter solchen Leuten besteht und dass es in München nur den FC Bayern und das P1 gibt. Dabei haben wir eine sehr lebendige Clubkultur.

SZ: Acht Euro kostet der Eintritt zur "Nacht der dicken Hose", das hätte bei dem Motto durchaus noch üppiger ausfallen können.

Witzig: Nein, zum einen hört bei acht Euro der Spaß auf, mehr zu verlangen in Clubs ist einfach nur frech. Und oft muss man bei den Nobellocations ja gar keinen Eintritt zahlen, zum Beispiel im P1. Da geht es mehr darum, reinzukommen.

SZ: Sie arbeiten auch als DJ. Welche Musik passt denn zu einer Dekadenzsause?

Witzig: Interessant ist, dass es in den Nobelclubs ganz egal ist, welche Musik läuft. Ins P1 oder ins Cavos geht keiner wegen der Musik, sondern einfach nur, um dort zu sein.

SZ: Sind Sie Münchner?

Witzig: Nein, Hamburger. Aber ich fühle mich als Münchner.

SZ: Also vielleicht versnobt. Das wird getestet: Auf der Snobskala von eins bis zehn, wo sehen Sie sich da?

Witzig: Also wenn bei der Zehn der Maximilianstraßen-Cappuccino-Poser und Golfplatzabhänger steht und bei eins der alternative Konsumverweigerer, dann bin ich wohl ungefähr eine Fünf.

SZ: Wirklich?

Witzig: Na ja, ich gehe auch ab und zu mal gerne gut und teuer essen und kaufe mir mal ein edles Hemd beim Hirmer. Gut, ich kann auch manchmal eine arrogante Acht sein.

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