Nachruf:Zum Tod von Kristine Oßwald

Von Martina Scherf

Perpetuum carmen, immerwährendes Lied, hieß eine ihrer frühen Performances. Das Ewige im Wandel war das Lebensthema der Zeichnerin und Videokünstlerin Kristine Oßwald. Am 20. Juli 1961 in Starnberg geboren, hatte sie zunächst Altphilologie studiert, bevor sie an die Münchner Kunstakademie wechselte. Ovid, Augustinus, die Bibel blieben zeitlebens wichtige Quellen ihrer Inspiration. Von 1990 bis 1996 war sie Assistentin bei Horst Sauerbruch. "Sie war klar in ihrem Ausdruck, mutig und konnte sich in Details vertiefen wie kaum jemand sonst", sagt der Professor. Zu einer Zeit, als noch niemand die neuen Medien ernst nahm, richtete sie einen ersten Video-Schnittplatz in der Akademie ein. "Da war sie Pionierin", sagt Sauerbruch.

Unabhängigkeit war ihr wichtig. Statt sich dem Kunstbetrieb unterzuordnen, erkundete sie lieber den verwilderten Garten ihrer Kindheit, wanderte tagelang allein durch die Berge. Aus Naturbeobachtungen entstanden Werke von hoher Abstraktion: Domus-Via, der große Zyklus mit Siebdrucken auf Acrylglas und Videos, schmückt dauerhaft die Mensa in der TU Garching und wurde von der Sammlung Goetz angekauft. Es folgten Ausstellungen in der Lothringer Straße, der Akademie-Galerie, dem Bezirk Oberbayern. Im Palais Pinakothek entwickelte sie eigene Formen der Kunstvermittlung. Beim mehrfach preisgekrönten Projekt PINK leistete sie wieder Pionierarbeit, indem sie Menschen mit Zugangshürden an die Kunst heranführte. Und auch als sie schon schwer an Krebs erkrankt war, zeichnete sie weiter. Am 11. Januar ist Kristine Oßwald gestorben.

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