Nachruf:Politiker der leisen Töne

Nachruf: Seine Leidenschaft galt dem Malen: Von 1990 an war Winfried Zehetmeier freischaffender Künstler.

Seine Leidenschaft galt dem Malen: Von 1990 an war Winfried Zehetmeier freischaffender Künstler.

(Foto: Marion Vogel / imago)

Winfried Zehetmeier, von 1978 bis 1990 Zweiter Bürgermeister der Stadt München, ist im Alter von 86 Jahren gestorben

Das Laute, Polternde war ihm fremd. Winfried Zehetmeier galt als Politiker der leisen Töne, als Schöngeist, beruflich wie privat. CSU-Kollege Hans Podiuk bezeichnet den früheren Zweiten Bürgermeister der Stadt München als "Mann des Floretts" und "feinen Charakter". Den Münchnern war der studierte Altphilologe und Germanist vor allem als Kulturbürgermeister bekannt, Podiuk erinnert unter anderem an dessen Engagement für den Bau des Kulturzentrums Gasteig. Als der CSU-Politiker Zehetmeier 1990 mit dem Start der rot-grünen Koalition sein Bürgermeisterbüro räumen musste, konzentrierte er sich noch stärker auf seine kulturellen Interessen. Er dichtete und malte, gelegentlich fanden Ausstellungen seiner Werke statt. Stadtrat blieb er bis 1996. Nun ist Winfried Zehetmeier im Alter von 86 Jahren gestorben.

Der gebürtige Münchner wurde erstmals im Mai 1966 ins Rathaus gewählt. Zuvor war er Latein- und Deutschlehrer sowie Schulleiter des Otto-Taube-Gymnasiums in Gauting gewesen. Seine politische Karriere begann steil: Schon 1970 wurde er Fraktionsvorsitzender seiner Partei - ein Posten, den er bis 1978 innehatte. 1972 war er Oberbürgermeisterkandidat der CSU. Es war eine spannende Wahl, denn im Olympiajahr trat der langjährige SPD-OB Hans-Jochen Vogel nicht mehr an.

Zehetmeier verlor damals jedoch deutlich gegen den SPD-Konkurrenten Georg Kronawitter. Seine Partei hatte es ihm aber auch nicht leicht gemacht. Der damalige Bezirkschef und spätere Oberbürgermeister Erich Kiesl hatte im innerparteilichen Nominierungsprozess einen Gegenkandidaten aus dem Hut gezaubert, der dann jedoch Zehetmeier unterlag. Diese innerparteiliche Schwächung war willkommenes Wahlkampffutter für die SPD gewesen.

Nach der für die CSU siegreichen Wahl von 1978 wurde Zehetmeier Zweiter Bürgermeister und behielt diese Position auch, als OB Kiesl 1984 wieder durch Kronawitter abgelöst wurde. Neben der Kultur zählte die Wirtschaft zu seinem Betätigungsfeld. Als Bürgermeister kümmerte er sich um die Messe, um Fremdenverkehr und um die Wiesn (damals hatte die Stadt noch kein separates Wirtschaftsreferat). 1995, als der damalige CSU-Fraktionschef Gerhard Bletschacher über eine Finanzaffäre stürzte, versuchte Zehetmeier ein zweites Mal, dieses Amt zu erringen. Ohne Erfolg, Hans Podiuk setzte sich durch. Nach seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat übernahm der Kulturbegeisterte den Vorsitz der Theatergemeinde.

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