Nachruf:Musikvermittler mit Witz

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Schlagzeuger, Promoter, Studioinhaber, Theatron-Initiator - Artur Silber hatte viele Berufe, die alle eines vereinte: die Liebe zur Musik und ihren Menschen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Münchner Schlagzeuger, Studioinhaber und Musikmanager Artur Silber ist gestorben

Von Christian Jooß-Bernau

Hob man den Hörer ab und hatte seine tiefe, seidig-melodische Stimme im Ohr, wusste man, es war Zeit, die nächste Viertelstunde die Füße hochzulegen. Artur Silber fiel nicht mit der Tür ins Haus, er begann eine Plauderei. Über die verrückten Zeiten, die Musikszene, die Familie - und über den neuen Künstler, den er die Freude hatte, als Promoter zu vertreten. Selbstverständlich konnte man Telefonate mit Artur Silber nicht einfach so beenden. Er erzählte einen Witz. Und - einen hab' ich noch - einen nächsten Witz. Und - das konnte dauern. In den letzten Jahren seufzte er dann und wann über die Art, wie sich sein Geschäft veränderte. Hin zu Zahlen, Daten, Businessplänen.

Silber war als Musikvermittler einzigartig, weil die Kunst bei ihm eine persönliche Angelegenheit war, die in allen Facetten sein Leben füllte. 1974 war er einer der Initiatoren des ersten Theatron-Festivals, dessen Leiter er lange war. Auch er selber saß auf der Bühne, hinter seinem Schlagzeug, beispielsweise bei Central Park, Kraftzentrum des Progressiven Rock in München. Seine Liebe zu diesem Sound ließ Silber in den letzten Jahren mit Prognostic wieder aufleben. Er, der Jahrzehnte hinter den Drums verbracht hatte, konnte immer noch voller Demut von den Finessen großer Schlagzeugparts sprechen.

1983 gründete er mit Jochen Scheffter die Downtown Studios in einem Hinterhof in der Augustenstraße. Im Haus gegenüber war Silber aufgewachsen. Die erste große Produktion hatten sie mit Udo Lindenberg, der 1986 hier "Phoenix" aufnahm - in nächtlichen Sessions, die ob ihres Hangs zu Rock und Exzess bei Silber bleibenden Eindruck hinterließen. Hildegard Knef kam später vorbei. Und Claudia Koreck nahm hier im Keller auf. Durch die Umbrüche des Marktes konnten Silber und Scheffter ihr Studio auch mit Hörspielkompetenz steuern. Das letzte Telefonat ist eine ganze Weile her. Es war sehr traurig. Silber erzählte von seiner schweren Erkrankung. Der Scherz am Ende kostete ihn Kraft. Es war ein Satz Karl Valentins, der sich freut, wenn es regnet, denn wenn er sich nicht freut, regnet es auch. Wenige Tage vor seinem 67. Geburtstag ist Artur Silber gestorben.

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