Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Ein begeisterter Freund der Künste

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Museumschef Johann Georg Prinz von Hohenzollern ist im Alter von 83 Jahren gestorben. München verliert in ihm einen klugen Vermittler.

Von Gottfried Knapp, München

Länger dürfte kaum ein Kunsthistoriker für Museen und Ausstellungsinstitute in München gearbeitet haben als Johann Georg Prinz von Hohenzollern. Als Nachkomme des süddeutsch-katholischen Hauses Hohenzollern-Sigmaringen hat sich Johann Georg Prinz von Hohenzollern mit seiner preußischen Verwandtschaft und deren baulichen Hinterlassenschaften - etwa dem Berliner Schloss, dessen Fassaden derzeit als Hülle eines Kulturbunkers nachgebastelt werden - nie richtig identifizieren können. Er hat sein Kunstgeschichtsstudium 1964 in München mit einer Dissertation über die Königsgalerien der französischen Kathedralen standesgemäß abgeschlossen.

Danach begann seine Mitarbeit an den staatlichen Museen Bayerns. Er wurde zunächst Fachreferent für spanische und französische Malerei an den Staatsgemäldesammlungen, seines organisatorischen Geschicks und seiner kommunikativen Fähigkeiten wegen aber bald schon zusätzlich zum stellvertretenden Generaldirektor berufen.

Die Rolle des obersten Museumsleiters hat er dann erst einmal im großen Münchner Schwester-Institut, im Bayerischen Nationalmuseum, übernommen. Ältere Freunde dieses Hauses können sich an eine Reihe anregender Ausstellungen erinnern, die damals erarbeitet worden sind. Als dann in den Staatsgemäldesammlungen nach dem Fehlkauf eines angeblichen Gemäldes von Charles-François Daubigny ein neuer Generaldirektor gesucht wurde, holte man den Mann, den man quasi an die Prinzregentenstraße ausgeliehen hatte, als Generaldirektor zurück ins Museumsareal, wo eine Menge schwieriger Aufgaben auf ihn wartete.

Der gute Ruf hat nie gelitten

Zunächst musste die nach dem Krieg mit unzulänglichen Mitteln wieder aufgebaute Alte Pinakothek sicherheits-, licht- und klimatechnisch grundlegend saniert werden. Leider haben die beauftragten Billigfirmen damals beim Umbau so extrem gepfuscht, dass zwanzig Jahre später ein neuer Totalumbau nötig war, bei dem die angerichteten Schäden an den Oberlichtern, den Klimafenstern und Wandbehängen aufwendig behoben werden mussten.

Nicht viel besser wurde das andere große bayerische Museumsprojekt, das in der Hohenzollern-Ära heranwuchs, von den Behörden behandelt: der Neubau der Pinakothek der Moderne. Auch dort hat man durch rigorose Sparmaßnahmen Schäden geradezu provoziert. Hohenzollerns guter Ruf als Chef eines sich modernisierenden großen Kunstinstituts, als Animator der eigenen Mitarbeiter, als kluger Mittelsmann zur Öffentlichkeit und zu den Sponsoren hat durch die Katastrophenmeldungen, die von den Bauten zu hören waren, zum Glück nicht gelitten. Den Ruhestand hat er 1998 jedenfalls nicht in den Schlössern des europäischen Hochadels angetreten, sondern als Leiter der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung an der Theatinerstraße in München.

In der Nacht zum Mittwoch ist Johann Georg Prinz von Hohenzollern im Alter von 83 Jahren in München gestorben. Wer ihn gekannt hat, wird ihn als herzlichen, offenen Menschen und begeisterten Freund der Künste in Erinnerung behalten.

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Quelle:
SZ vom 03.03.2016
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