Nachkriegszeit:Die Hoffnung starb im Dezember

Den Tod einer spanischen Prinzessin in München beweinten vor 70 Jahren selbst Feinde ihrer Familie

Von Carlos Collado Seidel

Es ist der 7. Dezember 1946. Das Haus Wittelsbach trägt Trauer. Vor der Michaelskirche an der Neuhauser Straße in München empfängt Kardinal Faulhaber die sterblichen Überreste von Prinzessin María de la Paz. Große Schneeflocken wehen herab, als schwarz uniformiertes Bestattungspersonal den blumenbekränzten Sarg in das Gotteshaus trägt, von dem nach den Bombenangriffen nur noch die Außenmauern stehen. Protokollarisch geht ein Hofbeamter voran. Plötzlich drängen sich aus dem Hintergrund verwegen wirkende Gestalten nach vorne, drücken die Träger beiseite, schultern den Sarg und tragen ihn vor den Augen der verdutzt und ungläubig dreinblickenden Trauergemeinde die steile Treppe zur Gruft hinab. Jeder von ihnen legt noch eine Blume nieder; dann sind sie so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.

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