Nachhaltigkeit:Rettung aus der Küche

Nachhaltigkeit: Öfter mal frisches Gemüse: Spitzenkoch und "Nutritionist" Holger Stromberg setzt auf gesundes Essen für Mensch und Menschheit.

Öfter mal frisches Gemüse: Spitzenkoch und "Nutritionist" Holger Stromberg setzt auf gesundes Essen für Mensch und Menschheit.

(Foto: Robert Haas)

Spitzenkoch Holger Stromberg stellt seinen Ernährungsberater "Essen ändert alles" vor. Das Buch ist weit mehr als eine Ansammlung von Rezepten .

Von Franz Kotteder

Der Mann spricht so begeistert darüber, wie sich vermeintliche pflanzliche Küchenabfälle doch noch verwerten lassen, dass man sich nach fast zwei Stunden fragt: Was hat unsere Fußballnationalmannschaft damals eigentlich so zu essen bekommen? Holger Stromberg war ja zwischen 2007 und Anfang 2017 offizieller Mannschaftskoch. Und immerhin ist die Mannschaft in dieser Zeit auch Weltmeister geworden, 2014 nämlich. Man darf davon ausgehen: Es gab vieles von dem, was in Strombergs neuem Buch "Essen ändert alles" (Südwest Verlag, 192 Seiten, 20 Euro) auch heute zu finden ist.

Stromberg sagt, er habe schon früh gelernt, respektvoll mit Lebensmitteln umzugehen, andererseits aber auch viel dazugelernt und sich durch zahlreiche, nicht nur erfreuliche Erfahrungen sehr weiterentwickelt. Er hat eine bewegte Karriere hinter sich: Mit 23 Jahren jüngster Sternekoch Deutschlands, später Kochunternehmer mit diversen Firmen zwischen Catering und Kochschule, schließlich von Oliver Bierhoff zum Mannschaftskoch gemacht.

Bis dann irgendwann alles ein bisschen viel wurde und sich diverse Wehwehchen häuften. Damals, sagt Stromberg, habe er begonnen, "Lebensmittel mit ihrem gesundheitlich wirksamen Hintergrund neu kennenzulernen". Seither begreift er sich als "Nutritionist", als Ernährungshelfer, sozusagen.

Bei der Buchvorstellung in seiner Kochschule Kounge in der Haidhauser Kirchenstraße geht es dann auf den ersten Blick auch kaum um das Buch, denn Stromberg erzählt von dem Weg, der für ihn vieles verändert hat. Auch das Buch ist weit mehr als eine Ansammlung von Rezepten - genau genommen sind es 35 und davon wiederum sind nur 18 etwas umfangreicher.

So viel Bescheidenheit bei einem Koch, der früher dafür bekannt war, eher eine Komponente zu viel als eine zu wenig in seine Gerichte einzubauen? Es liegt wohl daran: Sein neues Buch ist eher ein Ernährungsberater, eine Ernährungsschule, und zwar eine sehr gute, die nicht dogmatisch daherkommt. Es geht um gesunde Küche, obendrein auch noch stressfreies Kochen und eine nachhaltige Lebensweise.

Unsere Art zu kochen, sagt der Nutritionist Stromberg, sei "völlig überdreht, wir nehmen von allem zu viel, und wir werfen viel zu viel weg". Vor allem auch, was tierische Produkte angeht. Wem die eigene Gesundheit wichtig sei, aber auch die des Planeten, der müsse das zur Kenntnis nehmen und darauf reagieren: "Sonst herrscht bald Ebbe in der Flut!" Sprich: Die Menschheit kann so nicht weitermachen. Wer in seiner Firma neu anfange, so Stromberg, der müsse erst einmal ein paar Dokumentarfilme anschauen. "10 Milliarden" gehöre dazu, der Film von Valentin Thurn über die Ernährung der Weltbevölkerung in 30 Jahren.

Nun ist aus dem einstmals jüngsten Sternekoch über die Jahre hinweg - er wird heuer immerhin auch schon 48 - keineswegs ein radikaler Veganer geworden. "Ich komme ja aus der Genussecke", sagt Stromberg, und da vermuten die wenigsten pflanzliche Gerichte. Völlig zu Unrecht, wie er dann souverän mit ein paar Kostproben beweist. Etwa mit einem Gericht, bei dessen Nennung konventionelle Esser schon mal schreiend das Lokal verlassen: Wirsing-Gemüse mit Tofu. Das ist völlig tierfrei, schmeckt bei Stromberg aber echt hervorragend.

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