Süddeutsche Zeitung

Nachhaltigkeit in München:Eine Wiese auf dem Dach

Buswartehäuschen sollen begrünt werden. Doch dem steht die Technik im Weg

Von Ellen Draxel, München

Wo Asphalt dominiert, tut jedes Fleckchen Grün gut - für Bienen, Hummeln und weitere Insekten. Utrecht probt diese Form von Klimaschutz im Kleinen schon seit ein paar Jahren, 300 Dächer von Bushaltestellen wurden in der holländischen Stadt begrünt. Mit positivem Resümee: Die Dächer sind nicht nur ein erfreulicher Anblick, sie wirken auch wie Miniatur-Klimaanlagen. Unter ihnen ist es angenehm kühl. Mittlerweile sind deutsche Metropolen dem positiven Beispiel der Niederländer gefolgt, in Leipzig und Frankfurt etwa sprießen Mauerpfeffer und Fetthenne ebenfalls auf Bus- und Straßenbahn-Wartehäuschen. Auch in München können sich Politiker solch blühende Wiesen zur Bindung des Feinstaubs und zur Unterstützung im Kampf gegen das Artensterben vorstellen: Die SPD hat bereits 2019 einen entsprechenden Antrag gestellt, vor wenigen Wochen zog die FDP nach. Auch Bürgervertreter aus Trudering-Riem und Aubing-Lochhausen-Langwied wünschen sich inzwischen solch "grüne Inseln" inmitten urbaner Flächen.

Doch so charmant die Idee klingt, die Umsetzung scheint nicht ganz einfach zu sein. Denn in München warten Fahrgäste unter Häuschen mit einem sogenannten Tonnendach - und unter dieser Dachwölbung hat laut der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die Technik ihren Platz. "Diese Technik, die insbesondere für die Fahrgastinformation erforderlich ist, müsste daher weichen und an anderer Stelle platziert werden", erklärt MVG-Sprecher Johannes Boos. Eine Lösung sei "noch zu entwickeln". Immerhin: Ein begrüntes Häuschen als Pilotprojekt gibt es schon, es steht im Betriebshof des Werbeunternehmens Ströer, das für Errichtung, Unterhalt und Instandhaltung der Wartehallen zuständig ist. Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie, so Boos, sei das Projekt in den vergangenen Monaten jedoch zurückgestellt worden.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2021
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