Süddeutsche Zeitung

Nachgefragt bei:Joana Kostorz

26-jährige Jura-Studentin

Protokoll von Martina Scherf

Die Studentenunruhen von 1968 hatten wir im Geschichtsunterricht behandelt. An den Satz "Unter den Talaren - der Muff von 1000 Jahren" kann ich mich noch gut erinnern. Gemeint war damit wohl, dass noch viele ehemalige Nationalsozialisten auf wichtigen Posten saßen, auch an den Unis und in den Gerichten. Das ist für uns heute natürlich weit entfernte Vergangenheit. In meinem Jurastudium kommt Rechtsgeschichte kaum vor, aber ich denke, das ist auch nicht mehr notwendig, denn was die NS-Zeit bedeutet hat, ist uns allen bewusst. Das wird sich hoffentlich nie wiederholen. Wir sind aufgewachsen mit der Sicherheit, in einer Demokratie zu leben und durch das Grundgesetz geschützt zu werden. Aber ja: Wenn man sich anschaut, was um uns herum in Europa passiert, macht man sich schon Gedanken - wie in Polen einfach die Verfassung ausgehebelt wird. Demokratie schützt eben nicht vor Dummheit. Ich diskutiere mit meinen Freunden oft über Politik. Und einige meiner Kommilitonen engagieren sich auch, ein Freund ist vor Kurzem in die SPD eingetreten. Die heutigen Studenten sind keinesfalls unpolitisch. Es gibt aber auch ein paar, die hängen solchen Verschwörungstheorien nach wie: Man kann den Medien eh nichts mehr glauben.

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Quelle:
SZ vom 05.04.2018
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